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Skelett

Titel: Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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habgierigen Familie ein Schnippchen geschlagen und mein gesamtes Vermögen für wohltätige Zwecke gespendet. Und seitdem bin ich auf der Walz. Zwar arm wie eine Kirchenmaus, aber frei.«
    »Sagen Sie mal, wollen Sie sich vielleicht fünfzig Pfund verdienen?«, fragte Marler. »Sie müssten mir dafür nur einen kleinen Gefallen tun.«
    »Für fünfzig Pfund mache ich alles«, antwortete der Mann. »Außer wenn es gegen das Gesetz verstößt.«
    »Nein, das tut es nicht«, beruhigte Marler ihn. »Mein Boss wäre beinahe von einem Auftragskiller umgebracht worden, den ein rivalisierender Geschäftsmann auf ihn angesetzt hat. Ich weiß zwar nicht, wie der Killer im Moment aussieht, aber er spricht mit französischem Akzent und ist sehr gefährlich. Falls Ihnen jemand auffällt, der sich hier herumtreibt und das Gebäude da drüben beobachtet …«
    »Sie meinen die Versicherungsgesellschaft in der Park Crescent?«
    Millington hatte offenbar die Tafel gelesen, die am Eingang zum Hauptquartier des SIS in der Wand eingelassen war. GENERAL & CUMBRIA VERSICHERUNG stand darauf, der Tarnname für den SIS.
    »Woher wissen Sie das so genau?«, fragte Butler, der dem Mann immer noch nicht über den Weg traute.
    »Bevor ich mich irgendwo für die Nacht niederlasse, schaue ich mir erst mal die Gegend an. Wenn man das nicht tut, kann man böse Überraschungen erleben.«
    »Hier sind Ihre fünfzig Pfund«, sagte Marler und drückte dem Mann ein paar Geldscheine in die Hand. »Wenn Sie jemanden sehen, der sich verdächtig benimmt, dann gehen Sie langsam zum Versicherungsgebäude rüber und drücken drei Mal lang auf die Klingel. Der Wachmann wird Sie dann hereinlassen und mich verständigen.«
    »Dafür ist das aber viel zu viel Geld!«, sagte der Lord. »Geben Sie mir zehn und den Rest später, wenn ich Ihnen tatsächlich helfen konnte.«
    »Behalten Sie ruhig alles …«
    Butler und Marler kehrten ins Büro zurück und berichteten Tweed von dem Vorfall.
    »Das mit dem Lord war ein echter Glücksgriff«, lobte Tweed Marler zu dessen Erstaunen. »Und Glück können wir im Moment wirklich gut gebrauchen.«
    »Mir kam der Knabe nicht ganz koscher vor«, brummte Butler. »Vom Lord zum Penner - wer macht denn so was freiwillig?«
    »Das kommt gar nicht so selten vor«, erklärte ihm Paula. »Irgendwann empfinden diese Menschen ihren Reichtum nur noch als Last und wünschen sich nichts sehnlicher als ein Leben, in dem sie von allen gesellschaftlichen Zwängen befreit sind.«
    »Lucinda ist mittlerweile bestimmt schon auf dem Weg nach Abbey Grange«, warf Tweed ein. »Ich bin gespannt, was sie mir von dort zu erzählen hat.«
    »Ich begreife das Ganze immer noch nicht so recht«, sagte Paula gereizt.
    »Dann denken Sie daran, dass alles mit Michael angefangen hat«, sagte Tweed. »Wie er auf den Stufen vor Whitehall herumgelaufen ist und ›Ich habe Mord gesehen‹ vor sich hin gemurmelt hat. Gehen wir mal davon aus, dass er tatsächlich an Amnesie leidet …«
    »Glauben Sie etwa der Diagnose der Psychiater nicht?«, fragte Paula.
    »In diesem Fall glaube ich überhaupt niemandem. Und überhaupt, war es nicht Winston Churchill, der alle Psychiater als ›Trickser‹ bezeichnet hat? Ich kann ihm da nur beipflichten.«
    »Aber wie erklären Sie sich sonst, dass Michael seit Monaten kein Wort von sich gibt?« Paula wollte nicht so leicht lockerlassen.
    »Es wird schon eine Erklärung dafür geben. Zum Zeitpunkt der Morde soll er angeblich irgendwo in den Vereinigten Staaten gewesen sein, aber so genau lässt sich das nicht feststellen. Also hat er ebenso wenig ein Alibi wie alle anderen auch. Und vergessen Sie nicht, dass Michael ebenso wie Larry und Lucinda denselben armenischen Vater hat. Und Armenier sind nun einmal recht verschlagen.«
    »Wenn das so ist, können wir Aubrey Greystoke ja von der Liste der Verdächtigen streichen«, sagte Paula. »Soviel ich weiß, hat er kein armenisches Blut in den Adern.«
    »Aber er arbeitet schon ziemlich lange mit Armeniern zusammen. Da ist ihre Art zu denken längst die seine geworden.«
     
    Der Frachter mit der arabischen Besatzung stampfte hundertfünfzig Seemeilen von der französischen Küste entfernt durch schwere See nach Norden. Abdul bemühte sich auf der Brücke, einen Kurs abzustecken, auf dem sie der Insel Ouessant nicht zu nahe kamen, als ihn der Rudergänger nach einem Blick auf den Radarschirm darauf aufmerksam machte, dass sich ihnen ein anderes Wasserfahrzeug näherte. Wenn sie den

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