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Skelett

Titel: Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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sein, aber ich weiß wirklich nicht, was das mit Ihren Ermittlungen in diesem seltsamen Mordfall zu tun haben soll«, sagte Commander Wells und machte eine lange Pause. »Sie sind nicht zufällig übergeschnappt, Tweed?«
    »Nein, das bin ich nicht«, erwiderte Tweed ruhig und widerstand dem Impuls, vor lauter Ärger den Hörer auf die Gabel zu knallen. »Haben Sie vielen Dank, David, Sie waren mir eine große Hilfe.«
    »Sie wissen ja, Sie können mich jederzeit anrufen, alter Knabe …«
    »Eine Frage noch: Besteht denn die Hoffnung, dass Portugal, Spanien oder Frankreich uns mit Suchschiffen unterstützen?«
    »Nicht die geringste. Wir haben alle Möglichkeiten ausgeschöpft.«
     
    Während des Telefonats hatte Paula einen Notizblock geholt und für den Fall neben Tweed gelegt, dass er etwas mitschreiben wollte. Auf der Schreibtischkante hockend, beide Arme vor der Brust verschränkt, bekam sie gerade noch den letzten Teil des Gesprächs mit. Tweed hatte auf Lautsprecher geschaltet.
    »Ich muss sagen, mir ist auch nicht ganz klar, welche Verbindung zwischen den Leichen und diesem Frachter, der Oran, bestehen soll.«
    »Aber mir. Und das ist auch der Grund, weshalb ich Ihr Chef bin und Sie meine Assistentin sind.«
    »Ich verstehe«, sagte Paula kleinlaut.
    Als sie vom Schreibtisch rutschte, hielt Tweed sie am Arm fest. »Es tut mir Leid. Das war nicht nett von mir.«
    »Sie müssen sich nicht entschuldigen.« Paula lächelte verständnisvoll. »Wir wissen doch alle, unter welchem Druck Sie momentan stehen. Wir alle wundern uns, wie Sie den ganzen Stress wegstecken.« Wieder lächelte sie Tweed an und trat an eines der Fenster, wo sie die Vorhänge einige Zentimeter auf die Seite schob und hinausschaute. »Irgendwie habe ich so ein Gefühl, als ob sich da draußen dieser Charmian herumtreibt. Vorhin, als Tweed und ich nach Boxton gefahren sind, muss er ja auch irgendwo auf uns gelauert haben.«
    »Da könnten Sie Recht haben«, sagte Marler. »Ich sehe mich mal um.« Er zog sich seinen Regenmantel an und steckte eine voll geladene Walther-Pistole in eine der Außentaschen.
    »Ich komme mit«, sagte Butler und sprang auf.
     
    Weil der Mond sich hinter dichten Wolken verbarg, war es dort, wo die Straßenlaternen nicht hinleuchteten, stockdunkel. Marler und Butler gingen nebeneinander die Park Crescent entlang. Nach ein paar Metern sahen sie einen Mann, der am Ende der Straße auf der Bordsteinkante hockte. Es war ein Obdachloser, der einen völlig verdreckten und an mehreren Stellen zerrissenen Mantel trug.
    »Was haben Sie hier zu suchen?«, herrschte Marler ihn an.
    »Der ist wohl schon länger auf Platte«, sagte Harry Butler.
    »Hätten Sie vielleicht einen Fünfer für mich, Sir?«, bettelte der Obdachlose. »Ich habe seit heute Morgen nichts mehr gegessen.«
    Marler runzelte die Stirn. Er war überrascht, wie kultiviert die Stimme des Mannes klang. Was ging hier vor sich?
    »Für einen Landstreicher wissen Sie sich aber gewählt auszudrücken«, sagte er. »Wie heißen Sie?«
    »Ken.« Nach einer Pause fügte der Mann hinzu: »Ken Millington. Oder noch präziser - Lord Ken Millington. Aber das war einmal.«
    Irgendwoher kam Marler der Name bekannt vor. Ob er ihn vielleicht einmal in der Klatschspalte von Drew Franklin gelesen hatte?
    Marler leuchtete dem Landstreicher mit der Taschenlampe ins Gesicht. Der Mann war ungefähr vierzig Jahre alt und hatte eine lange, spitze Nase. Sein Gesicht sah aus, als hätte er sich seit Tagen nicht mehr rasiert, und war voller roter Pusteln. Die Hände steckten in durchlöcherten alten Wollhandschuhen, und in den abgewetzten Schuhen befanden sich nicht etwa Schnürsenkel, sondern einfacher Bindfaden.
    »Wenn Sie ein Lord sind, warum treiben Sie sich dann hier auf der Straße herum?«, sagte Butler ungehalten. »Oder sind Sie am Ende ein Spitzel, der uns ausspionieren soll?«
    »Lassen Sie ihn, Harry«, beschwichtigte Marler und fügte, an den Penner gewandt, hinzu: »Und Sie sollten jetzt lieber den Mund aufmachen, bevor mein Kollege noch ungemütlich wird.«
    »Ich bin nicht der Einzige, der sich gegen ein Leben in der Highsociety entschlossen hat«, erklärte Millington. »Es hat mich tödlich gelangweilt mit seinen öden Partys bei irgendwelchen steinreichen Leuten, mit denen man kein vernünftiges Wort wechseln kann. Als meine Frau mich schließlich wegen irgendeines Milliardärschnösels verlassen hat, habe ich mich für die Freiheit entschieden. Ich habe meiner

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