Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)
Zahnspange, ihre Brille und die krausen Haare, die sich nicht mal mit dem heißesten Glätteisen bändigen ließen, taten ihr Übriges – Lindsay war immer richtig fies zu ihr gewesen. Aber wir waren seit dem ersten Schultag befreundet, und ich mochte Beth, ganz egal, was irgendwer über sie sagte.
»Ich hatte ein richtig tolles Kostüm an – ein blaues Gewand mit einem bernsteinfarbenen Unterkleid und einem Gürtel aus Kordel. Mum hat mir die Haare frisiert und Bänder hineingeflochten. Das sah total authentisch aus.«
Sie war bestimmt nicht nur wegen ihres Kostüms so aus dem Häuschen. Da steckte noch etwas anderes dahinter. »Und?«
Sie kicherte. »Ich hab da diesen Jungen kennengelernt …«
»Ach ja?«
»Mmh, und er ist echt nett.«
Tja, schön für sie. Ich hingegen hatte den weltgrößten Idioten getroffen.
»Er heißt Max und geht in die Elfte. Und er hat mich gefragt, ob ich mit ihm zum Herbstball des Historienvereins gehe. Ich hab dir davon erzählt, weißt du noch? Der Ball mit dem Mittelaltermotto.«
Ich sah ihr an, dass sie noch mehr zu berichten hatte. »Ja, ich erinnere mich. Und?«
Beth wurde rot. »Äh … er hat mich geküsst.«
»Das gibt’s doch nicht! Du Glückliche! Ist er hübsch?«
»Ich glaube schon«, sagte sie vorsichtig. Ich beschloss, dass das wohl Nein heißen sollte. Es bedeutete, dass Natasha Green und ihre Freundinnen – die Oberzicken unseres Jahrgangs – ihn nicht gut aussehend finden würden. Sie würden bei seinem Anblick ihre perfekt gezupften Augenbrauen heben und loslachen, sobald Beth außer Sicht war.
»Erzähl schon, wie sieht er aus?« Sie konnte ja lügen, wenn sie wollte. Wahrscheinlich würde ich ihn niemals treffen.
»Er hat ungefähr die Größe«, sagte sie und zeigte auf einen durchschnittlich großen Jungen, der sich vor dem Klassenzimmer mit einem Mädchen unterhielt. »Und braune Haare. Und einen netten Charakter.«
Also sah er furchtbar aus. Nicht dass Beth oder ich uns erlauben könnten, hohe Ansprüche zu stellen – schließlich war es höchst unwahrscheinlich, dass eine von uns in naher Zukunft die Welt der Models aufmischen würde.
»Ist er von hier?«
»Er lebt in der Nähe von Whitmere, eher bei dir in der Gegend als bei mir. Er geht aufs Badeley College, in der Woche wohnt er dort, und an den Wochenenden fährt er nach Hause.«
»Aufs Badeley?«
»Äh, ja. Ich habe ihn gefragt, ob er Steven Carlisle kennt, und er meinte, er erinnert sich an die Zeit, als er noch nicht von der Schule geflogen war. Sein älterer Bruder ist in einer Rugbymannschaft mit Steven, aber Max sagt, er könne ihn nicht besonders leiden.«
Ich schnaubte. »Max’ Bruder hat einen guten Geschmack.«
»Hast du Steven in letzter Zeit mal gesehen?«
»Nein, aber ich glaube, er hat die Autos der Mitglieder von Dads Aktionsgruppe demoliert.«
»Was macht er denn jetzt?«
»Arbeitet immer noch für seinen Vater. Egal, ich habe keine Lust, über diesen Loser zu reden. Sag mal, hast du Max denn vorher nie getroffen?«
»Doch, schon. Ich habe ihn bei anderen Treffen gesehen, hatte aber nie Gelegenheit, mit ihm zu reden. Immer waren unsere Eltern dabei, es war einfach zu peinlich. Aber diesen Samstag war es total verrückt – wegen der Schlacht, die wir nachgestellt haben, waren wir die ganze Zeit zusammen. Seine Leute und meine Leute haben auf der anderen Seite gekämpft. Wir haben uns wirklich gut verstanden, und als unsere Seite am Ende des Kampfes losgejubelt hat, hat er mich geküsst.«
»Richtig?«
»Zuerst nicht. Er hat es so aussehen lassen, als ob es Teil des Rollenspiels wäre. Aber ich habe nicht protestiert, deshalb …«
»Und wie war’s?«
Sie grinste. »Super!«
Ich gab ihr einen Schubs. »Du kleine Schlange! Ich hab dir ja gesagt, dass du als Erste an der Reihe bist!«
»Jen, vielleicht solltest du das nächste Mal mitkommen. Ich weiß, es ist nicht dein Ding, aber …« Sie zögerte. »Es wäre mal was anderes. Rauskommen, was Neues erleben, du weißt schon.«
»Ja, ich würde bestimmt richtig Eindruck machen.« Ich deutete auf meine Wange. »Ganz authentisch zerfetzt von einer Musketenkugel.«
Beth zuckte zusammen. »Sag so was nicht. So habe ich es nicht gemeint und das weißt du auch.«
»Tut mir leid«, sagte ich lautlos, denn in dem Moment kam unsere Klassenlehrerin rein. Schnell glitten wir von den Tischen runter, damit sie uns nicht anmachte, weil wir auf den Schulmöbeln saßen.
8_Ryan
Am Montagmorgen schnappte ich mir mein
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