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Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)

Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)

Titel: Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jarratt
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der gesammelte Klatsch des vergangenen Wochenendes: Wer was gemacht hatte, mit wem und wann. Ich hängte meinen Mantel auf und schnappte mir ein paar Schulbücher, die ich am Vormittag brauchte. Hier hatten nur die Mädchen aus der Zehnten ihre Spinde, also kannte mich jeder; es war sicher.
    Draußen im Gang war es schon etwas anderes. Eine Gruppe jüngerer Mädchen blieb stehen. Als sie mich sahen, verzogen sie ihre Münder, bevor sie sich wegdrehten. Und dann das Geflüster …
    Wann würde es endlich aufhören? Ich war seit ein paar Wochen wieder da und immer noch eine Sensation – »Shrek geht aufs Gymnasium«. Würden sie sich jemals an mich gewöhnen?
    Zwei Jungs aus der Achten liefen in mich hinein, weil sie nicht nach vorn geschaut hatten, und ich schubste sie aus dem Weg, bevor sie mich umrennen konnten.
    »Bah, das ist so ekelhaft«, flüsterte der pickeligere, uncoolere der beiden seinem Freund zu. »Sie sollte eine Tüte oder so was übers Gesicht ziehen.«
    Selbst so ein kleiner Widerling wie der fand mich abstoßend.
    Der zweite Junge lachte, und weil ich den Gedanken nicht ertragen konnte, dass sie mir hinterherliefen, eilte ich zu den Mädchentoiletten und schloss mich in einer Klokabine ein.
    Ich lehnte mich gegen die Tür, während ich darauf wartete, dass sich mein Puls wieder beruhigte und die übliche Welle von Wut und Demütigung abebbte. Diesen Gang entlangzulaufen, war eine extreme Herausforderung, und jedes Mal musste ich gegen die Erinnerung ankämpfen. Die Erinnerung an meinen ersten Tag in der Schule nach dem Unfall.
    Bei den Spinden war es schon schlimm genug gewesen. Die Mädchen aus meinem Jahrgang kamen zu mir, um »Hey, wir haben dich vermisst …« zu sagen – bis sie mich sahen. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, obwohl sie alle wussten, was mir passiert war. Doch es zu wissen ist nicht dasselbe, wie es zu sehen. Mir war klar, welche Gedanken ihnen durch den Kopf schossen:
Wenn mir das passiert wäre … oh Gott … ich würde sterben … es ist … es ist …
Sie versuchten, so zu tun, als wäre alles normal, aber sie konnten den Schock nicht verbergen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wollte rausrennen, Mum anrufen und dann auf irgendeiner Wiese sitzen und heulen, bis sie mich abholte.
    Aber wir hatten so oft darüber gesprochen, deshalb glaubte ich nicht, dass sie überhaupt gekommen wäre. Sie hätte in der Schule angerufen, und sie hätten jemanden losgeschickt, um mich zu suchen. Meine Klassenlehrerin wollte mich sowieso schon am Bus abholen, aber ich hatte mich geweigert. Wäre ich den Gang gemeinsam mit ihr entlanggelaufen, hätten die Leute nur noch mehr gestarrt – Ausstellungsstück eins: potthässliches Narbengesicht mit Mrs Barker als Leibwächterin. Stattdessen hatte Beth bei den Spinden auf mich gewartet, ihren Arm in meinen geschoben und war mit mir zum Klassenraum marschiert.
    Als eine neue Schülerin bei meinem Anblick vor Schreck nach Luft schnappte, wurde Beths Gesicht starr wie die Plastikmaske, die ich nur eine Woche zuvor abgelegt hatte. Mein Herz raste so sehr, dass ich fast in Ohnmacht gefallen wäre, und ich stützte mich auf ihren Arm, um nicht umzukippen. Im Gang wurde es still – eine La-Ola-Welle aus Schweigen breitete sich aus, als die Leute uns sahen.
    Hört auf, mich anzuschauen! Lasst mich in Ruhe!,
schrie es so laut in meinem Kopf, dass ich eine Schrecksekunde lang glaubte, ich hätte es wirklich gerufen.
    Alle um mich herum sahen plötzlich irgendwie verschwommen aus, als ob ich durch einen Albtraum wandelte. Diffuse Flecken von Gesichtern, die mich mit hervorquellenden Augen anstarrten. Beth musste mich den Gang entlangzerren; ich hätte es nicht allein geschafft.
     
    Ich holte tief Luft und öffnete die Klotür, gerade noch rechtzeitig fiel mir ein, mich von den Spiegeln wegzudrehen. Ein tiefer Atemzug und ich trat wieder auf den Gang.
    Beth saß im Klassenzimmer auf ihrem Tisch und wechselte die Patrone in ihrem Füller aus. Sie blickte auf, als ich hereinkam, und ich merkte, dass sie Neuigkeiten hatte. Wichtige Neuigkeiten.
    »Hey, Jen!«
    »Hey, hattest du ein schönes Wochenende?« Ich setzte mich auf den Platz neben ihr.
    »Ja, das Rollenspiel war großartig! Das beste, bei dem ich je war.«
    Beths Eltern gehörten einem Historienverein an, in dem man sich verkleidete und berühmte Ereignisse nachspielte, die hier in der Gegend stattgefunden hatten. Beth war nicht gerade das coolste Mädchen der Schule. Eine riesengroße

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