Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)
Armbänder auf dem Klapptisch ausgelegt. Darunter auch ein ganzer Stapel von diesen Drachen-Armreifen. Wahrscheinlich hatte sie den ganzen Tag ohne Pause daran gesessen. Mich durchzuckte es. Das war kein gutes Zeichen …
»Ich musste mich ja irgendwie beschäftigen, anstatt nur rumzusitzen und mir Sorgen um dich zu machen«, blaffte sie.
Ich dachte an das Essen, das sie mir mitgegeben hatte und das ich unterwegs am Straßenrand für die Vögel ausgekippt habe. Sie war den ganzen Tag über allein gewesen. Ich konnte mich nicht erinnern, wann das zum letzten Mal der Fall war – jedenfalls nicht, seitdem Cole uns verlassen hatte. Ich dachte daran, wie sehr es mich einengte, immer für sie da zu sein, und wie frei ich mich heute gefühlt hatte. Wie es ihr wohl damit gegangen war, den ganzen Tag hier zu sitzen und Steine zu polieren, bis ich endlich nach Hause kam?
Voller Schuldgefühle setzte ich mich neben sie.
»Es ist alles prima gelaufen heute. Und es bringt uns ein bisschen extra Geld ein. Mann, deine Sachen sind echt klasse. Wirklich schön. Brauchst du Hilfe bei irgendwas?«
Sie holte tief Luft und fuhr sich mit den Fingern durch ihre wirren Haare, um sie zurückzustreichen. »Ich mache jetzt Abendessen. Räum für mich auf und pack die fertigen Sachen in Tütchen.«
»Soll ich die Preisschilder dranmachen?«
»Ja … ja … okay.« Sie zögerte und rang sich ein Lächeln ab. »Es war komisch heute ohne dich.«
Ich griff in meine Hosentasche und zog den Busfahrplan heraus, den ich auf dem Heimweg von Withmere mitgenommen hatte. »Den habe ich dir mitgebracht. Es gibt einen Bus, der hier im Dorf hält. Vielleicht hast du Lust, morgen in die Stadt zu fahren und mal bei den Läden vorbeizuschauen, von denen ich dir erzählt habe. Du könntest rausfinden, wann Markt ist. Und vielleicht ein bisschen shoppen gehen?«
Sie nickte und heftete den Fahrplan an die Pinnwand.
»Die Stadt ist ganz okay«, sagte ich, als sie die Pfanne vom Regal und die Zutaten aus dem Kühlschrank holte. Es gab wohl wieder Tofu und ich schauderte. »Man kann jede Menge entdecken, und ich glaube, dass dir einige Läden gut gefallen werden. Ich wette, es gibt sogar ein Geschäft, in dem du dir neue Materialien besorgen kannst …«
Ich redete weiter, während sie das Abendessen zubereitete. Je mehr ich redete, desto mehr entspannte sie sich, und schließlich plapperte ich einfach vor mich hin, nur um ihr das Schweigen des Tages zu vertreiben.
9_Jenna
Donnerstags hatte Charlie abends Fußballtraining, also kam ich allein von der Schule nach Hause. Ich hob die Briefe von der Fußmatte auf und ging zum Tisch im Flur, um sie dort abzulegen. Ein in der Mitte geknicktes DIN-A4-Blatt erregte meine Aufmerksamkeit. Dunkle Buchstaben schimmerten durch das Papier. Ich faltete es auseinander.
Aus einer Zeitung ausgeschnittene Buchstaben waren zu einer Botschaft zusammengeklebt worden:
DU BIST EIN TOTER MANN
Steven – ich wusste, dass er das war. Schnell ging ich zum Sessel im Flur, bevor meine Beine unter mir nachgaben.
Jetzt reagier nicht über – das ist doch typisch für ihn. Der ist eben ein totales Großmaul. Das hat nichts zu bedeuten,
sagte ich mir, um mich zu beruhigen. Er versuchte nur, uns Angst zu machen, mehr nicht. Auch wenn Steven Carlisle sich für einen tollen Typen und nicht für einen dummen Jungen hielt – nachdem das Auto verunglückt war, lag er flennend im Gras. Rob White hatte mich und Sarah aus dem Wagen gezogen, während er nur gewimmert und gar nichts getan hatte. Er würde niemals den Mumm haben, Dad etwas anzutun, ganz egal, wie sehr er uns hasste.
Ich versuchte, nicht mehr daran zu denken und mich auf meine Hausaufgaben zu konzentrieren. Wenn Dad nur mit dieser dämlichen Kampagne aufhören würde. Sie hatte fast das ganze Dorf gegen die Carlisles aufgebracht. Es interessierte mich zwar nicht das kleinste bisschen, ob das Steven etwas ausmachte, aber es interessierte mich sehr wohl, ob die Leute weiterhin über den Unfall sprachen. Ich wünschte mir, dass man ihn vergessen würde – obwohl es sehr unwahrscheinlich war, dass die Leute jemals den Tod von Lindz und Charlotte vergessen würden.
Ich habe nie verstanden, was Lindz an Steven fand, abgesehen von den neidischen Blicken, natürlich. Er dachte, dass die Welt sich nur um ihn drehen würde, und behandelte jeden anderen, als ob er das auch so sehen müsste.
Das Geräusch des Schlüssels in der Haustür zeigte an, dass Dad nach Hause kam. Ich
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