Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)
mehr mit euch anlegen, okay?«
Er kam ein wenig näher und gab mir einen harten Stoß gegen die Schulter. »Diese kleine Schlampe hat es nicht anders verdient. Sie stachelt ihren Vater dazu an, das ganze Dorf gegen mich aufzuhetzen. Und was ist schon dabei, dass Ed gewettet hat? Sie kann doch froh sein, wenn sich überhaupt jemand Normales mit ihr abgibt. Ich würde es nicht tun, für kein Geld der Welt.«
Wut stieg in mir auf, so heftig, dass ich anfing zu zittern. Jenna musste alles mit anhören. »Du hältst dich wohl für ganz schön schlau, was? Du sagst, ich bekäme Ärger mit dir – hast du überhaupt drüber nachgedacht, welchen Ärger du wegen
mir
kriegen könntest? Ich kenne Leute, die dich einfach so auseinandernehmen, wenn ich sie darum bitte.«
Er trat einen Schritt zurück. Daran hatte er nicht gedacht und ich hatte offenbar gut genug geblufft. »Ich weiß nicht, was du an der Schlampe findest«, knurrte er. »Oder hast du irgendwas Krankes am Laufen, dass du gern mit hässlichen –«
Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden, weil ich mich auf ihn gestürzt und ihn zu Boden gerissen hatte.
Ich konnte nur ein paar Mal zuschlagen, bevor er sich wehrte und mich von sich stieß. Er war stärker als ich, und als seine Faust meinen Kiefer traf, war es, als wäre ich unter einen Zug geraten. Der Schmerz zuckte über mein Gesicht und blendete mich, sodass ich den nächsten Schlag nicht kommen sah. Seine Fingerknöchel landeten auf meiner Wange und mein Kopf schleuderte zur Seite.
Ich muss aufstehen oder er macht mich fertig.
Seine Freunde feuerten ihn an, sie brannten darauf, ihm falls nötig zu helfen.
»Jetzt nimmst du den Mund nicht mehr so voll, oder?«, sagte er lachend, während er mit seiner Faust wieder auf mein Gesicht zielte.
Doch diesmal hatte ich es erwartet und drehte mich weg. Seine Knöchel verfehlten ihr Ziel und krachten in den Kies. Der Schlag war sehr hart und ich sah den Schmerz in seinem Gesicht. Ich legte noch einen drauf und schlug zu.
Der Hieb war heftig genug, um ihn sauber von den Füßen zu holen, seine Freunde brüllten vor Wut und stürmten auf mich zu.
»Leute! Hört auf damit! Stopp!«, bellte eine Stimme hinter ihnen.
Carlisle rappelte sich hoch und umklammerte sein Gesicht. Mit gespaltener Lippe spuckte er Blut.
Ein Mann schob sich an Carlisles Freunden vorbei und stellte sich zwischen uns. Er packte ihn und hielt seine Arme fest. »Hör auf, Steven. Du kannst dir nicht noch mehr Ärger leisten.«
Er war ein großer Kerl – wahrscheinlich auch ein Rugbyspieler –, und Carlisle kannte ihn offenbar, denn er versuchte nicht länger, an mich ranzukommen.
Der Mann wandte sich um und sah mich an. »Und du, hau ab. Sofort. Bevor ich die Polizei rufe.« Der Rest der Typen hielt sich im Hintergrund und überließ ihm das Feld, deshalb nahm ich an, dass der Klub ihm für diesen Abend die Verantwortung übertragen hatte. Es war Zeit zu verschwinden. Als ich aufstand, knurrte mir Carlisle zu: »Wenn ich dich noch mal sehe, bist du erledigt.«
Ich überlegte kurz, ihm ein zweites Mal den Finger zu zeigen, doch dann fiel mir Jenna ein, die ich allein zurückgelassen hatte. Also ließ ich es bleiben, ging aber so provozierend langsam davon, dass alle sichtlich angepisst waren.
15_Jenna
»Komm, wir gehen«, sagte Ryan. Der Kies schnitt mir in die nackten Füße, ich zuckte zusammen, und er wartete, bis ich meine Schuhe wieder angezogen hatte. Er strubbelte mir durch die Haare. »Du hast alles mitbekommen, oder?«
»Ja«, sagte ich leise. Ich war mir nicht sicher, was ich empfand, nachdem ich ihn so gesehen hatte. Hatte ich ein bisschen Angst vor ihm? Vielleicht.
Er seufzte. »Ich hab gesagt, du sollst dich fernhalten.«
»Tut mir leid.« Meine Stimme wurde noch leiser, kaum mehr als ein Flüstern.
»Ich bin nicht sauer«, sagte er und senkte den Kopf, um mir ins Gesicht zu sehen. »Ich habe dir Angst gemacht, oder? Tut mir leid.«
»Wo wollen wir überhaupt hin?«
Er lachte. »Keine Ahnung. Das entscheiden wir, wenn wir an der Straße sind. Wie kommst du eigentlich nach Hause?« Er klang jetzt fast wieder wie der Junge, der vom Rad gestürzt war. Aber nur fast.
»Der Vater meiner Freundin holt uns um halb elf ab. Ich kann nicht früher heimkommen, sonst wissen Mum und Dad, dass was passiert ist. Und ich würde es einfach nicht fertigbringen, ihnen das zu erklären.«
Er drückte meine Schultern. »Dann lass uns so lange einen Kaffee trinken gehen. Und wir haben uns
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