Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)
Hintern so spektakulär aus, dass es dir die Sprache verschlagen hat?«
Sie warf mir einen vernichtenden Blick zu. »Du bist so was von eingebildet.«
»Wir sind da.« Ich blieb stehen. Sie wollte meine Jacke ausziehen. »Gib sie mir morgen zurück, du wirst sonst bloß nass.«
Sie nickte und stieg vom Fahrrad. »Danke«, sagte sie, scharrte mit den Füßen und blickte zu Boden. »Für alles, meine ich.«
»Gern geschehen. Falls so was noch mal passiert, sag mir einfach Bescheid, und ich schlag ihnen jeden Zahn einzeln aus. Man fühlt sich gleich besser, wenn der Feind blutend am Boden liegt.«
»Darin bist du echt gut, oder?«
»Worin? Beim Sex? Ja, ich bin absolut großartig!«
Sie schnaubte empört und schlug nach mir, aber ich wich ihr aus, und sie lachte. Mir gefiel es, sie zum Lachen zu bringen. Vielleicht lachte sie einfach nicht oft genug, deshalb war es wie ein kleiner Sieg, wenn es mir gelang.
»Nein, Ryan. Darin, dich um Leute zu kümmern.«
Das überraschte mich. War das so?
»In jedem Fall vielen Dank«, sagte sie schnell und lief um die eine Seite des Hauses herum.
Ich wartete, bis die Tür aufging und ich Stimmen hörte, dann schob ich mein Fahrrad die Straße runter zur Kanalbrücke. Es war irgendwie seltsam, aber ich fand es schön, mit ihr zusammen zu sein.
War vielleicht doch keine so blöde Idee, Jenna zu küssen. Es hätte ihr bestimmt gefallen. Erstens wusste ich, wie ich es machen musste, damit es ihr gefiel. Zweitens hatte Jenna was übrig für mich, auch wenn sie zu schüchtern war, um das zu zeigen – was ich gut verstehen konnte. Und irgendwie süß fand. Ich bedauerte, dass ich es nicht getan hatte. Der Gedanke daran, ihr zu zeigen, wie Küssen sich eigentlich anfühlen sollte … es wäre bestimmt schön: Sie würde das Gleiche erwarten wie bei diesem Idioten, aber es würde ganz anders kommen … und die Überraschung auf ihrem Gesicht, wenn sie das merkte …
Aber ich konnte es nicht. Sie war einfach zu jung und es würde sie ganz durcheinanderbringen. Das war das Letzte, was sie gebrauchen konnte.
Trotzdem schade, weil …
ich mir vorstellte, wie sich ihre kleinen Finger um meinen Hals legten.
Nein, nein, Schluss jetzt.
Sie hatte auch ohne mich genug Probleme, mit denen sie fertigwerden musste. Trotzdem wollte ich sie wiedersehen, wollte einfach mit ihr zusammen sein und mit ihr reden. Es tat gut, sich mit jemandem zu unterhalten, der mich nicht bewertete. Jemand, der mich völlig in Ordnung fand. Mich, nicht den Sex, sondern
mich
.
Was für eine verrückte Nacht.
19_Jenna
Licht sickerte durch mein Zimmerfenster, ich drehte mich um und schlang die Arme um mein Kissen. Sonntagmorgen, ich musste nicht aufstehen.
Beim Anblick der schwarzen Jacke aus Segeltuch, die über der Stuhllehne vorm Kosmetiktisch hing, lächelte ich. Ich dachte daran, warum sie dort hing. Ein guter Grund aufzustehen – ich musste sie zurückgeben. Aber ich blieb noch ein bisschen liegen und ließ die Ereignisse des letzten Abends an mir vorüberziehen: Ryan, der mein Gesicht mit seinem Ärmel trocken reibt … wie er Ed zu Boden schlägt … sein Arm, den er um mich gelegt hat … sein Grinsen … sein Hintern beim Fahrradfahren – wirklich knackig genug, um mir die Sprache zu verschlagen.
Ich sprang aus dem Bett.
Als ich nach unten kam, hatte Mum schon Frühstück gemacht, und wir setzten uns an den Küchentisch.
»Bei Toby zu Hause gibt’s Nougatcreme«, maulte Charlie und schmierte Honig auf seinen Toast.
Dad schlug eine Seite der
Times
um und versuchte, sie so zu falten, dass sie nicht über dem Tisch hing. »Toby ist ein echter Glückspilz!«
Charlie gab dem Honigglas einen heftigen Schubs, sodass es quer über den Tisch auf mich zu schlitterte.
Mum stöhnte. »Charlie, bitte reich es ihr vernünftig rüber.«
»Was denn? Sie hat es nicht fallen lassen, oder?«
Mum ging nicht weiter darauf ein und Charlie verschlang seinen Toast.
»Kann ich jetzt an die Playstation?«, fragte er und rutschte schon von seinem Stuhl. Sonntags durfte er immer zwei volle Stunden Playstation spielen. Mum nickte und schien nicht zu merken, dass er noch eine halbe Scheibe Toast in der Hand hatte.
»Du musst aber nachher Trompete üben, vergiss das nicht!«, rief sie ihm hinterher, als wir hörten, wie seine Tür zuknallte.
Ich trank in kleinen Schlucken Kaffee und aß einen Toast. Dabei blickte ich durchs Küchenfenster auf den Ahorn neben der Hecke, dessen Blätter sich rot färbten. War Ryan schon
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