Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)
»Komm ins Haus.«
Raggs drehte total durch, als er Ryan sah, und sprang ihm in die Arme. Ryan fing ihn auf, wenn er das tat, und deshalb war es jetzt das Lieblingsspiel meines dämlichen Köters. Ryan ging direkt ins Wohnzimmer, den sabbernden Hund im Arm. Doch sobald er den Plasmabildschirm an der Wand entdeckt hatte, verlor er völlig das Interesse an Raggs. Er sah aus wie Charlie, als er damals zum ersten Mal dem Kaufhaus-Weihnachtsmann gegenüberstand. Ryan gab ein unbestimmbares grollendes Geräusch von sich – wie es Jungs beim Anblick von Sportwagen machten. Ich tippte ihm auf die Schulter.
»Die DVDs sind im Schrank. Such dir was aus, ich hole das Essen. Hier ist die Fernbedienung.« Ich sprach ganz langsam, denn vor lauter Technikbegeisterung war sein Blick ganz glasig.
»Mmmmgrmpfh«, antwortete er, oder wenigstens hörte es sich so an. Ich versuchte, mir das Lachen zu verkneifen, als ich in die Küche ging, um die Pommes in den Backofen zu tun.
Als ich mit einem Tablett voller Getränke und Schüsseln mit Knabberzeug zurückkam, fand ich ihn im Schneidersitz auf dem Sofa sitzend. Er hatte die Turnschuhe ausgezogen und zappte begeistert durch die Kanäle. »Du hättest mich doch rufen können«, sagte er und deutete auf das Tablett, die Augen unverwandt auf den Bildschirm gerichtet. Er hatte nicht mal gemerkt, dass ich weggegangen war, um die Pizza und die Pommes zu holen – er hatte gerade den Sportkanal entdeckt.
Ich drückte ihm einen Teller mit Essen in die Hand und er kam wieder zu sich.
»Hast du einen Film ausgesucht?«
Er nickte eifrig, die ersten Pommes bereits im Mund, und drückte auf Play. »Ich dachte, der gefällt dir auch.«
Auf dem Bildschirm erschien das Menü der DVD und ich erkannte den Film. »Da spielen doch zwei scharfe Typen mit«, sagte ich und lehnte mich zurück. »Klar gefällt der mir.«
Er drehte sich so herum, dass er mir die Füße auf die Knie legen konnte, und ich musterte ihn scharf. Eigentlich störte es mich nicht, schließlich hatte er keine Käsefüße. Andererseits ging es doch ein bisschen zu weit, dass er mich als Fußbank benutzte. Wenn es eines gab, das ich durch Charlie gelernt hatte, dann, dass Jungs immer wieder ausprobierten, wie weit sie gehen konnten. Und Ryan, das wusste ich mittlerweile, war manchmal wie ein kleiner Junge.
Seit dem Zwischenfall im Rugbyklub vor ein paar Wochen hatten wir viel zusammen unternommen. Und es fühlte sich an, als ob wir uns Jahre kannten. Noch nie hatte ich jemanden getroffen, mit dem ich so gut reden konnte. Und er hatte einen sechsten Sinn dafür, wann es mir schlecht ging. Selbst wenn ich nicht darüber reden wollte, quetschte er die Sachen aus mir raus. Und hinterher fühlte ich mich immer besser.
Aber das machte mich noch lange nicht zu seiner Fußbank. Entschlossen schob ich seine Füße von meinem Schoß. Er lachte und zog sie zurück, sodass sie auf dem Sofa direkt neben mir lagen. Dafür musste er die Knie anwinkeln. Eine Minute später schob er – die Augen wie am Bildschirm festgeklebt – seine Fußspitzen unter mein Bein, um seine Zehen warm zu halten. Es war nicht unbequem, also beachtete ich ihn gar nicht. Er war genauso schlimm wie Raggs, der Pfote für Pfote aufs Sofa krabbelte, wenn wir nicht hinsahen.
Als im Film gerade nicht viel passierte, nutzte ich die Gelegenheit, etwas bei ihm auszutesten, über das ich mir selbst noch nicht im Klaren war. »Ich gehe morgen bowlen.«
»Mit wem?« Er tunkte einen Chip in die Salsasoße und kaute darauf herum.
»Mit ein paar Leuten aus der Schule.«
Er wandte mir überrascht den Kopf zu. »Das ist doch super.«
»Beth meckert dauernd rum, weil ich so selten ausgehe, und du sagst, ich soll mit Leuten reden und ihnen eine Chance geben, also will ich mich ein bisschen mehr anstrengen.«
»Gut.« Er schenkte mir ein Lächeln, das mich völlig dahinschmelzen ließ.
»Ich hab dir doch erzählt, dass jeder an der Schule weiß, was im Rugbyklub passiert ist. Tja, ein paar Leute fanden das laut Beth absolut daneben. Sie geben sich jetzt total viel Mühe, mehr mit mir zu reden, weil sie das so schlimm fanden.«
»Ja und?«
»Deshalb hat mich Matthew gefragt, ob ich am Wochenende mit ihm und seiner Clique bowlen gehen will, und … ich hab Ja gesagt.« Hatte ich mich richtig entschieden? Ich hätte meine Zeit lieber mit Ryan verbracht, aber …
Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. »Matthew? Ein Junge hat dich gefragt? Ist es ein richtiges Date?«
Ich
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