Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)
nett«-Lächeln hinterher. »Geht ihr auf die gleiche Schule?«
»Nein, ich …«
»Ryan arbeitet im Jachthafen in Whitmere«, rief Jenna durch die Küche.
Wieder lächelte ihre Mum mich an, diesmal noch gezwungener. »Wohnst du dort auch, Ryan?«
»Hm, nein, ich … äh … wohne im Moment in Strenton.«
Ihre Augenbrauen schossen nach oben und ich blickte zu Jenna.
Hilfe! Was soll ich bloß sagen?
»Ryan wohnt mit seiner Mutter in einem Hausboot auf dem Kanal. Sie macht diesen tollen Schmuck. Ich wette, du hast ihn schon gesehen – er wird in allen Kunstgewerbeläden in Whitmere verkauft. Sie hat die rosa Kette für mich gemacht.«
»In einem Hausboot? Das ist ja ungewöhnlich.« Ihr Lächeln war jetzt ganz starr, fast eine Grimasse. Sie schaute Jenna in die Augen und das Wasser fing an zu kochen. »Die Halskette … ja, die ist wirklich hübsch. Deine Mutter muss handwerklich sehr geschickt sein.«
Nun lächelte ich sie gezwungen an.
Jenna goss den Kaffee auf, und wir schauten ihr zu, um das Schweigen zu überbrücken. Sie brachte uns die Becher und lächelte dabei, als wären wir drei die besten Freunde.
»Also, wo habt ihr euch kennengelernt?«, fragte Mrs Reed Jenna und gab ihren Versuch auf, mich zum Reden zu bringen.
»Beim Spazierengehen. Ryan war gerade dabei, die Bootsfenster zu putzen.« Sie kicherte. »Raggs hat seinen Eimer umgestoßen und in den Kanal befördert.«
»Dieser Hund!«
Sag was, du Idiot.
»Er wollte mich nur begrüßen. Er hatte nichts Böses im Sinn. Er war einfach aufgeregt.«
»Ja, er neigt dazu.«
Jennas Mum nippte an ihrem Kaffee. Ich sah, dass sie gern gewusst hätte, ob wir nur Freunde waren oder ob da mehr zwischen uns lief. Jenna legte ihre Hand auf meine und drückte sie.
Mrs Reeds Gesicht blieb unbewegt, aber man konnte fast sehen, wie die Synapsen in ihrem Gehirn mit Lichtgeschwindigkeit arbeiteten.
Sie stellte den Becher ab. »Welchen Film wollt ihr euch ansehen?«
»Ach, das soll eine Überraschung werden«, antwortete ich.
Großer Fehler – ihr Blick wurde eisig.
»Er ist ab zwölf freigegeben«, fügte ich schnell hinzu. »Und Jenna spricht schon die ganze Zeit davon –
Touchdown Angels
.«
Jenna hüpfte auf ihrem Stuhl herum. »Super! Mum, ich hab dir doch erzählt, dass Beth und Max den letzte Woche gesehen haben und ihn ganz toll fanden.« Sie schaute mich an. »Bist du dir wirklich sicher, Ryan? Dir wird er bestimmt nicht gefallen. Er ist genauso schlimm wie Charlie, Mum – er mag diese Filme, in denen Köpfe abgetrennt werden und Monster vorkommen und –«
»Schon okay, ich werd’s überleben.« Ich sah ihre Mum an. Vielleicht täuschte ich mich, aber mir schien, sie war ein wenig aufgetaut.
»Hast du noch genügend Taschengeld? Ich könnte dir einen Vorschuss geben«, sagte sie zu Jenna.
»Oh nein«, unterbrach ich sie. »Ich bezahle. Ich habe sie doch gefragt, ob sie mit mir ins Kino will.«
»Aber wolltet ihr nicht auch noch essen gehen?«
»Ja, aber das ist schon in Ordnung. Ich verdiene mein eigenes Geld.«
»Liegt euer Boot in der Nähe der Brücke, Ryan?«, fragte Mrs Reed und wechselte plötzlich das Thema. Ich nickte.
»Ich kann kaum glauben, was da passiert ist. Eine furchtbare Sache.«
»Ja, es ist ganz in der Nähe unseres Liegeplatzes geschehen. Die Polizei ist noch da, was wirklich gut ist, denn meine Mum ist allein auf dem Boot. Ich hoffe, sie kriegen den Kerl bald.«
Sie schauderte. »Hier war es immer so sicher und jetzt … ich weiß nicht. Ich habe gehört, dass ihm der Schädel eingeschlagen wurde, dass er so lange gegen die Brückenmauer geschleudert wurde, bis er tot war. Wie kann jemand so etwas tun? Ich begreife das einfach nicht.« Mrs Reed sah auf die Uhr. »Ich gehe kurz hoch und sage meinem Mann, dass wir losfahren. Er hat sich hingelegt, er fühlt sich nicht gut. Trinkt ihr zwei euren Kaffee aus.«
In dem Moment, wo sie aus der Küche verschwunden war, funkelte ich Jenna wütend an. »Ich kann es nicht fassen, dass du das getan hast!«
»Was denn?« Sie schaute mich mit ihren weit geöffneten blauen Augen ahnungslos an.
»Das weißt du genau.«
Sie kicherte. »Sieh mal, du hast es der Polizei erzählt und es wäre doch sowieso bald rausgekommen. Du weißt, wie es in einem Dorf ist.«
»Aber du hättest es doch nicht so machen müssen.«
»Ich wusste, dass sie eher einverstanden wäre, wenn sie dich erst mal kennengelernt hätte. Und es hat funktioniert.«
»Hat es nicht. Sie mag mich nicht.«
Jenna
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