Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)
innerhalb eines Tages um zehn Jahre gealtert zu sein.
»Ich hab Hunger.« Charlie stand oben an der Treppe und trat gegen die Fußleiste.
Mum keuchte auf. »Ach, mein Schatz, es tut mir leid. Jenna macht dir schnell was zu essen, nicht wahr, Jen?«
Ich wurde mit ihm in die Küche geschickt, während sie und Dad sich im Arbeitszimmer unterhielten.
Mein Bruder setzte sich auf den Tisch und ließ die Beine baumeln. Ich machte ihm ein getoastetes Sandwich. Er beobachtete mich und schürzte dabei die Lippen. Wenn er das tat, sah er wie eine Miniausgabe von Dad aus.
»Was ist denn los, Jen?«
»Erwachsenenkram. Willst du Tomaten drauf haben?«
»Nein. Ich will wissen, was los ist.«
»Tja, darfst du aber nicht.« Ich legte das Brot in den Sandwichtoaster und verschränkte die Arme.
»Wenn du es mir nicht erzählst, sage ich Dad, dass du die ganze Nacht weg warst.« Als er sah, wie ich zusammenzuckte, grinste er. »Also sag es mir lieber.«
»W-war ich nicht.«
»Doch, warst du. Ich hab dich gesehen, als du zurückgekommen bist.«
Mein Puls beschleunigte sich. »Du lügst.«
»Ach so? Ha! Das glaube ich kaum. Ich bin heute ganz früh aufgewacht. Ich hatte schlecht geträumt und bin runtergegangen, um mir Kekse zu holen. Raggs wollte raus, deshalb habe ich ihn rausgelassen. Und dann kam er nicht mehr zurück und ich musste ihn wieder einfangen.«
Er bluffte. Ganz bestimmt.
»Er wollte unbedingt auf die Koppel. Ich musste ihn richtig wegziehen.«
Vielleicht stimmte es doch – mir fiel ein, dass Raggs gar nicht rausgewollt hatte, als ich am Morgen ins Haus gekommen war.
»Ich war gerade dabei, wieder zurück ins Bett zu gehen, da habe ich gesehen, wie du durch den Garten gekommen bist.« Er blickte mich triumphierend an. »Siehst du!«
»Halt den Mund, Charlie! Das darfst du Dad nicht erzählen.«
Er grinste. »Dann erzählst
du
mir jetzt lieber, was hier los ist, oder ich sage ihnen, dass du dich mit einem Jungen triffst.«
»Was für ein Junge? Es gibt keinen Jungen. Sei kein Dummkopf.«
»Und wen hast du dann am Gatter geküsst? Ein Gespenst?« Er verzog das Gesicht. »Igitt! Es war so ekelhaft. Ich habe euch beobachtet. Ihr habt euch überall abgeschleckt.«
»Haben wir nicht!«
Er boxte in die Luft. »Na bitte! Du hast es zugegeben.«
»Miese kleine Ratte!«
Er kicherte. »Tja. Also, sagst du es mir …«
Ich sah ihn missmutig an. Ich musste ihm irgendwas erzählen. Er würde das mit Steven Carlisle sowieso in der Schule erfahren, aber Dad ließ ich aus dem Spiel.
34_Ryan
Am Sonntagmorgen stapfte ich durch Jennas Garten und wartete dann vor der Hintertür. Es war komisch, einfach so zu ihrem Haus zu gehen, doch alles war still, nichts deutete darauf hin, dass ihre Eltern da waren. Ich klopfte leise.
Jenna öffnete und sah mich an der Hauswand stehen. »Komm rein.«
Natürlich sprang Raggs sofort auf mich zu. Beim Reingehen beugte ich mich runter und kraulte ihm die Ohren. Erst als ich mich wieder aufrichtete, sah ich die Frau am Tisch sitzen. Bevor Jenna etwas sagen konnte, wusste ich, wer es war. Sie hatten die gleiche Gesichtsform, die gleichen Nasen. Und ihre Mum sah genauso schockiert aus, wie ich mich fühlte.
»Mum, das ist Ryan.«
»Hallo«, sagte Mrs Reed schwach.
Ich murmelte etwas, das »Guten Morgen« heißen sollte.
Jenna lächelte unschuldig. »Mum findet es zu gefährlich, an der Bushaltestelle zu stehen, vor allem, weil sonntags die Busse so unregelmäßig fahren. Deshalb bringt sie uns zum Kino.«
Den unschuldigen Blick konnte sie sich sparen. Mir war völlig klar, was sie getan hatte. »Mum, ich will morgen ins Kino.« Sie hatte nicht gesagt, dass sie mit einem Jungen gehen wollte, hatte nicht gesagt, dass sie mit mir gehen wollte.
Hut ab vor Mrs Reed, sie riss sich zusammen und lächelte. »Ja, dann seid ihr viel schneller da und habt noch Zeit, hier was zu trinken, wenn du das möchtest, Ryan. Tee? Kaffee? Oh, bitte setz dich doch.«
»Äh, Kaffee bitte.«
»Ich mache welchen«, sagte Jenna. Während ich mich auf einem Stuhl niederließ, schaltete sie den Wasserkocher an.
»Seid ihr schon lange befreundet?«, fragte ihre Mum.
»Seit ein paar Monaten.« Na ja, vor ein paar Monaten hatten wir uns zum ersten Mal getroffen. Aber das klang besser, so als ob wir uns schon länger kannten.
Sag doch was … irgendwas, was sie beruhigt … mein Kopf ist leer.
»Oh!« Sie konnte ihr überraschtes Blinzeln nicht verbergen und schob schnell ein »Das ist aber
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