Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)
oder?«
»Wir haben versucht, seine Mutter ausfindig zu machen. Er soll uns sagen, wo sie ist.«
»Sie ist zu Hause«, sagte ich tonlos.
»Da macht keiner auf. Wir waren schon dort.«
»Sie ist krank und liegt im Bett.«
Der Mann runzelte die Stirn. »Ist sie zu krank, um auf die Wache zu kommen? Dann müssen wir jemand anderen finden. Wohnt dein Vater oder irgendein Verwandter hier in der Nähe? Sonst müssen wir das Jugendamt verständigen.«
Jetzt kam auch Pete zu uns herüber. »Was ist hier los?«
»Sie wollen ihn mitnehmen und wegen dem Mord befragen«, informierte ihn Bill.
Pete verzog ungläubig das Gesicht. »Was? Ihn? Da seid ihr völlig auf dem Holzweg, Kollegen. Kommt lieber in die Gänge und findet den, der es wirklich getan hat. Ryan war es nicht.«
»Hört mal, Leute«, sagte Bill. »Zwei Jungs, die sich ein bisschen prügeln, sind eine Sache. Jemanden kaltzumachen, ist eine andere.«
»Es sind nur ein paar Fragen, Sir. Wir befolgen nur unsere Anweisungen«, erwiderte der Polizist.
Pete trat zwischen mich und die beiden Beamten. »Ryan, gibt es jemanden, den du anrufen kannst? Jemanden, den ich für dich anrufen soll? Willst du, dass ich mitkomme?«
»Da … gibt es vielleicht … jemanden«, sagte ich langsam. »Ich weiß nicht genau. Kann ich es versuchen?«
»Nur zu.« Der Polizist trat zurück.
Ich zog das Handy aus der Tasche, fummelte daran herum und ließ es fast fallen. Bills Griff verstärkte sich. Ich fand die Nummer in meinem Adressbuch und drückte auf die Anruftaste.
Es läutete und läutete.
Was, wenn die Nummer nicht mehr stimmte?
Was, wenn er nicht rangehen konnte?
Oder nicht rangehen wollte?
Es läutete weiter.
Bitte, bitte, nimm ab …
Endlich erklang seine Stimme. Überrascht. Besorgt. »Hallo? Ryan?«
»Cole, ich brauche … ich bin … Cole, ich stecke in Schwierigkeiten …«
49_Jenna
Während der Mittagspause schickte ich Ryan eine SMS. Keine Antwort.
»Was, wenn er die Nase voll hat, weil ich ihm zu anstrengend bin?« Ich starrte auf mein Handy und versuchte, es dazu zu bringen, zu klingeln, eine Nachricht zu übermitteln, irgendetwas zu tun – statt nur in meiner Hand zu liegen und mich zu ignorieren.
»Vielleicht ist er beschäftigt. Er ist doch bei der Arbeit.« Beth brach ihren Schokoladenkuchen in zwei Hälften und schob mir eine zu. »Hier, iss auch was. Allein schaffe ich ihn nicht.«
»Aber er hat jetzt Pause.«
»Vielleicht ist etwas dazwischengekommen.«
»Du verstehst das nicht. Er war die ganze Woche schon so komisch. Und dann diese Sache mit Dad.« Ich schob den Kuchen weg. »Und wenn er eine andere kennengelernt hat?«
»Das ist doch Quatsch, Jen. Er mag dich sehr. Das sieht ein Blinder.« Der Schokoladenkuchen wanderte wieder in meine Richtung und sie sah mich an. »Nicht zu essen, ändert auch nichts.«
»Aber er verheimlicht mir irgendwas. Ich dachte erst, er wäre so, weil es seiner Mutter schlecht geht, aber da ist noch was anderes. Warum redet er nicht mit mir?«
»Hast du ihn denn gefragt?«
»Ich will nicht klammerig und verzweifelt wirken.« Ich seufzte. »Ich wirke klammerig und verzweifelt, oder?«
Beth lachte. »Nur ein ganz kleines bisschen.«
50_Ryan
Mein Handy vibrierte und ich klappte es auf.
Bitte lass es nicht Cole sein, der jetzt doch nicht kommen kann.
Es war nicht Cole.
»Meine Freundin«, sagte ich zu der Polizistin, die auf mich aufpasste.
»Willst du rangehen?«
»Nein, jetzt nicht.«
Ich steckte das Handy weg und blickte mich zum zweihundertsten Mal im Warteraum um. Es gab nicht viel zu sehen. Nackte Wände, an denen ein paar Plakate mit Telefonnummern von Beratungsstellen hingen. Ich hatte sie schon so oft durchgelesen, dass ich die Nummern fast auswendig konnte. Der Raum war größer als jedes einzelne Zimmer auf unserem Boot, trotzdem fühlte ich mich wie in einer Gefängniszelle.
»Es dürfte nicht mehr allzu lange dauern«, sagte die Polizistin und blickte auf die Uhr. »Willst du noch was trinken?«
Ich schüttelte den Kopf. »Könnte ich bitte zur Toilette gehen?« Meine Blase meldete sich schon seit einer Stunde – bestimmt die Nervosität –, aber ich wusste nicht, ob das überhaupt erlaubt war.
»Natürlich.«
Sie stand auf, um mich zu begleiten, und ich kam mir vor wie ein Idiot – sie hätten mich ja wohl kaum auf den Boden pinkeln lassen.
Zurück im Warteraum, vergingen weitere fünfzehn Minuten, bis sich die Tür öffnete und ein Polizist Cole hereinwinkte.
Bei seinem
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