Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
gut es ging Rechnung. Foster zog sich einen seidenen kastanienbraunen Morgenmantel über und dachte bei sich, wie überrascht Serrano wäre, ihn so zu sehen. Der hielt seinen Sicherheitschef für einen Asketen oder möglicherweise für einen Homosexuellen. Und auch das gehörte zum Plan.
Dann folgte der nächste Teil seines nächtlichen Rituals. Er überprüfte alle Fallen in der Wohnung, die kleinste Hinweise darauf gaben, ob etwas bewegt oder berührt worden war. Wenn das Mädchen in seinen Sachen herumgeschnüffelt hätte, nun, dann wäre er nicht mehr an ihrer Gesellschaft interessiert gewesen. Doch wie sich jedes Mal herausstellte, tat sie nur, wofür sie bezahlt wurde, die perfekte Professionelle. So etwas respektierte er an einer Frau.
Und für die, von der sein Boss vor den Überwachungskameras gedemütigt worden war, hatte er geradezu eine Schwäche. Einen der Wachmänner auf die Idee mit YouTube zu bringen, wie köstlich. Vermutlich wusste Serrano noch gar nichts davon. Es würde einen mächtigen Krach geben.
Als er sich vergewissert hatte, dass in seiner Wohnung nichts angerührt worden war, holte er den Titankoffer aus dem Versteck. Darin lag ein Laptop. Er schaltete ihn ein und gab dann acht verschiedene Passwörter ein. Kurz musste er auf die Verbindung warten, dann erschienen zwei Wörter auf dem schwarzen Bildschirm: Klopf, klopf.
Obwohl er Theatralik nicht ausstehen konnte, tippte er: Wer ist da?
Spottdrossel.
Ah, dann hatte er endlich Glück. Lächelnd schrieb er: Hier Würger. Ich weiß, wie wir ihn ausschalten können.
5
Kyra hatte die texanische Grenze vor einer Weile hinter sich gelassen.
Jetzt brauchte sie sich nur zu entscheiden, wo sie Halt machen und wie lange sie bleiben wollte. Seit Vegas war sie ständig unterwegs gewesen, denn sie hatte das ungute Gefühl, sie würde geschnappt werden, wenn sie sich irgendwo zu lange aufhielte. Vermutlich ließ Serrano nach ihr suchen. Ach, hätte sie nur sein Gesicht sehen können.
Bei dem Gedanken musste sie so laut lachen, dass sie damit fast das Rauschen des Fahrtwindes übertönte. Es wäre vernünftig, das Land zu verlassen, aber sie hatte keine Ahnung, wie sie den Batzen Geld am Zoll vorbeischmuggeln sollte. Und leider würden all jene Leute, die ihr dabei helfen konnten, sie höchstwahrscheinlich umbringen und die Kohle für sich behalten.
Außerdem wollte sie nirgendwohin, wo sie nicht mit dem Auto einreisen konnte. Den Marquis würde sie auf keinen Fall aufgeben, das schränkte die Auswahl also ein. Kanada wäre eine Möglichkeit, falls sie mit dem Geld über die Grenze käme, doch da waren erst vor Kurzem die Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden und im Gefängnis landen wollte sie auf keinen Fall. Das Gleiche galt für Mexiko, wo sie noch dazu eine Sprachbarriere zu überwinden hätte. Nein, Kanada schien die beste Option zu sein. Sie musste nur auf Mias Rückkehr warten – und durfte sich bis dahin nicht schnappen lassen.
Sie trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad und schaute über das platte Land. Es half nichts. Ihre Schultern schmerzten und ihr tat der Hintern weh. Sie musste sich ausruhen, vielleicht ein, zwei Tage Pause machen und ein bisschen Spaß haben. In jeder Stadt gab es Idioten, die sich um ihr Geld erleichtern ließen. Klar, andere Leute würden meinen, dass sie es nicht mehr nötig hätte, zu arbeiten, aber das wäre genauso, wie einem Komponisten zu sagen, er solle keine Musik mehr schreiben, weil er schon genug damit verdient habe. Manche Dinge tat man eben aus Leidenschaft.
Sie traf blitzschnell eine Entscheidung und riss das Steuer nach rechts, um die nächste Ausfahrt zu nehmen. Dann folgte sie der Beschilderung nach Mount Silver. Das war vermutlich ein winziges Kaff, ein paar Meilen abseits des Highway, aber es würde dort bestimmt ein billiges Motel geben. So etwas hatten solche Nester immer. Morgen früh würde sie sich dort umsehen und ihre Möglichkeiten abwägen.
Wie erwartet fand sich ein Motel am Ortsrand namens Sleep E-Z. Es war ein U-förmiger Betonbau, der aussah, als wäre er 1957 zuletzt renoviert worden. Als sie neben dem Büro parkte, schalteten sich etliche Lampen ein und beleuchteten eine schreckliche Sammlung Gartenzwerge. Kyra stieg aus und reckte sich erst einmal, um die Verspannung in den Schultern und im Rücken loszuwerden.
Ein Restaurant gehörte nicht zu dem Motel, aber sie hatte noch eine Packung Instantnudeln im Kofferraum. Mit ein bisschen Glück würde eine
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