Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
könnten euch heimlich um die Ecke bringen und im Hof verbuddeln. Wie viele neugierige Bullen liegen da schon, Ed? Vier? Fünf?«
Ehe Barkeeper Ed antwortete, zählte er sie an den Fingern ab. »Fünf. Mit den beiden wären es sieben.«
Rey wechselte das Standbein und lehnte sich gegen die Theke, als wären ihre Gegner nicht in der Überzahl und drohten sie umzubringen. »Nur zu. Nehmt den besten Schützen.«
Hätte Kyra seine Fähigkeiten nicht schon einmal gestohlen und jemanden damit niedergestreckt, hätte sie ihn jetzt für übermütig gehalten. Sie achtete darauf, ihn nicht zu berühren. Es wäre nicht gut, wenn sie ihren einzigen Verbündeten schwächte. Am besten borgte sie sich etwas von einem der Gegner, blieb nur zu hoffen, der wäre nicht bloß ein heimlicher Meister in Makramee.
Der Ochse ließ sich provozieren und schlug mit dem Queue zu, doch Rey trat geschickt beiseite und ging so selbstverständlich in Kampfhaltung, dass klar war, er spielte in einer völlig anderen Liga. Er winkte sie mit den Fingern zu sich heran und drei Kerle stürmten auf ihn zu.
Kyra hatte keine Zeit, sich die Rauferei anzusehen, da der kleinere Poolspieler sie ins Auge fasste. Er glaubte, er bräuchte sich bei ihr nicht anzustrengen. Für diesen Irrtum würde er teuer bezahlen. Sie schlug ihm auf den Unterarm. Bei dem zaghaften Angriff blieb er stehen und lachte schallend.
»Mehr hast du nicht drauf?«, fragte er. »Meine Exfrau schlägt härter zu.«
Sie war sich nicht ganz sicher. Vielleicht hatte er ein Händchen für Aquarelle oder fürs Aufpolieren von Möbeln und prügelte sich nur gelegentlich. Aber nein … da spürte sie seine Technik in sich. Taek wondo, hm? Gut, damit ließ sich etwas anfangen.
»Aber nein«, meinte sie lächelnd und traf ihn mit dem Fuß am Kopf.
Sie machte ihn mühelos fertig, während er herumstolperte, als hätte er noch nie eine Trainingsstunde gehabt. Es gab fast nichts Besseres, als einem streitlustigen Mann Kraft und Können zu stehlen und gegen ihn zu richten, außer vielleicht, einen gierigen Scheißkerl um sein Geld zu erleichtern. Der Moment, in dem sie mit Serranos Geld beim Blackjack gewonnen hatte, war der schönste ihres Lebens gewesen.
Ihr Gegner schwankte bei jedem Treffer mit ungläubigem Gesicht vor ihr. Seine Kniescheibe sprang heraus und er fiel wie ein Sack zu Boden. Kyra trat ihm sicherheitshalber noch gegen den Kopf. Als sie hörte, wie hinter der Theke eine Schrotflinte durchgeladen wurde, warf sie sich hin. Egal, was für Fähigkeiten sie stahl, kugelsicher war sie nicht.
Rey ließ sich davon nicht aufhalten. Den Geräuschen nach hechtete er über die Theke, das Gewehr ging los, Flaschen klirrten. Es gab ein Knacken, dann fiel jemand mit einem dumpfen Geräusch zu Boden.
Vorsichtig stand sie auf. Da lagen vier reglose Typen einschließlich dessen, den sie umgehauen hatte, sowie des Barkeepers. Rey hatte drei Mann erledigt und selbst nur einen Kratzer an der Wange von einer umherfliegenden Glasscheibe abbekommen. Leichtfüßig setzte er über die Theke.
»Also«, sagte er. »Bist du öfter hier?«
Kyra konnte nicht anders, sie musste lachen. »Nein. Du Arsch. Hast du einen von denen umgebracht?«
»Ich glaube nicht. Der da wird aber für eine Weile nicht laufen können.« Er deutete mit dem Kopf auf den Barkeeper.
Sie seufzte. »Ich wollte nur ein Bier trinken.« Und jemanden ausnehmen, fügte sie in Gedanken hinzu. »Worum ging es hier eigentlich?«
»Keine Ahnung. Aber das würde ich gern noch herausfinden.«
Seine Zielperson folgte ihm ins Hinterzimmer, wo nur Bier und Schnaps gelagert wurden. »Dann muss es im Keller sein.«
»Was?« Sie sah zu, wie er das Schloss aufbrach.
»Das, was sie vor den Bullen verbergen wollen.«
Er knipste oben an der Treppe das Licht an, dann gingen sie hinunter. Wenn sich noch jemand im Haus aufgehalten hätte, wäre der angesichts des Lärms schon während der Prügelei aufgetaucht, folglich hatten sie nichts zu befürchten. Sie gelangten in einen alten, unfertigen Keller mit Betonsteinwänden und fleckigem Fußboden. Der starke Geruch nach Äther und Ammoniak ließ sie das Geheimnis schon erraten, bevor sie die Gerätschaften sahen, die Kolben, Trichter und Kühler sowie die vielen Flaschen mit Chemikalien.
»Ein Meth-Labor«, stellte Kyra hinter ihm fest.
Reyes überraschte nicht, dass sie es auf Anhieb erkannte. Dabei handelte es sich vermutlich noch um das Geringste, worin sie während ihrer schillernden Laufbahn
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