Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
als würden sie Ferien machen. Rey indes vertrat die Meinung, sie sollten in dem Versteck ausharren, bis der Fall die Polizei langweilte und sie ihre Spürhunde zurückpfiff. Er war sich sicher, dass die Cops zum nächsten Fall übergehen würden, wenn sich innerhalb von vierundzwanzig Stunden keine Spur ergeben hätte. Selbst wenn die Ermittlungen offiziell noch nicht abgeschlossen waren. Und da Kyra bisher stets ihr Bestes getan hatte, um Autoritätspersonen aus dem Weg zu gehen, konnte sie ihm nicht widersprechen.
Doch im Grunde wollte sie es auch gar nicht. Er würde ihr nicht einmal mitteilen, in welchem Staat sie sich gerade aufhielten, damit argumentieren, es sei besser, wenn sie es nicht wisse. Nach allem, was sie bisher von ihm mitbekommen hatte, gewann sie allmählich den Eindruck, dass seine Geheimnisse ihre bei Weitem übersteigen könnten. Doch fürs Erste wollte sie diesen Mist nicht an sich heranlassen. Wenn sie sich erst erholt hätte und wieder bei Kräften wäre, würde sie sich überlegen, wie sie Mia finden könnte.
Mia, die darauf spezialisiert war, Geld von Leuten zurückzuholen, die es nicht besitzen durften; Mia, die ihren Lebensunterhalt damit verdiente, Verbrechen aufzuklären. Die Ironie, sich ausgerechnet von dieser Frau helfen zu lassen, entging Kyra nicht, aber wenn jemand das Problem aus der Welt schaffen konnte, dann ihre beste Freundin. Wenn Kyra sie davon überzeugen könnte, dass es um Leben und Tod ginge und ihr die ganze Sache erklärte, würde Mia ihr mit Sicherheit helfen. Natürlich würde es ihr nicht sonderlich behagen und sie würde viel riskieren – ihre Reputation zum Beispiel – , doch Kyra hatte keinen Zweifel daran, dass Mia es schaffte.
Sie hörten Musik mittels eines alten Radios, bis die Batterien den Geist aufgaben. Sie schliefen, unterhielten sich und liebten sich so zärtlich, dass sie oft weinen musste. Er ging so behutsam mit ihrem Bein um. In seinen Armen fühlte sie sich geradezu zerbrechlich, und es lag nicht an seiner enormen Körperkraft.
Jedes Mal, wenn er sie berührte, löste Rey eine kleine seelische Erschütterung in ihr aus. Weil er es so einfach konnte. Von den Millionen Menschen auf diesem Planeten, von all den möglichen Personen, von denen sie stehlen konnte, war nur er dazu in der Lage, die Arme um sie zu legen und das Gesicht in ihren Haaren zu verbergen, ohne dass es ihr hinterher schlecht ging. Sie wäre sich vollkommen ausgeliefert vorgekommen, wenn sie nicht gespürt hätte, dass er diesen Körperkontakt genauso genoss wie sie.
In der vierten Nacht lagen sie vom Sex verschwitzt und aneinandergeschmiegt auf dem recht schmalen Doppelbett. Er streichelte ihr den Rücken, während sie den Kopf auf seine Brust gebettet hatte und zuhörte, wie sein Herz schlug. So etwas hatte sie vor ihm bei noch keinem getan. Zwar genoss Kyra die Entspannung, die sich nach gutem Sex einstellte, doch sie wollte emotionale Verstrickungen vermeiden. Und sie hatte für diese Art von Begegnungen stets mit hämmernden Kopfschmerzen bezahlt, weil sie ihre Lover erst nach getaner Arbeit genommen hatte.
Durch den sexuellen Kontakt nahm sie mehr von der anderen Person auf, was sie am nächsten Tag oftmals völlig außer Gefecht setzte. Unzählige Male hatte sie schon stöhnend mit einem Eisbeutel auf dem Kopf dagelegen, doch ab und zu musste sie einfach die Hände eines anderen auf ihrer Haut spüren, sodass sie diese Schmerzen in Kauf nahm. Und so unwahrscheinlich es auch sein mochte, nun hatte sie anscheinend jemanden gefunden, mit dem sie ohne diese Auswirkungen zusammen sein konnte … bei dem sie normal sein konnte. In seinen Armen war sie bloß eine Frau. Und es fühlte sich … phänomenal an. Es bedeutete aber auch, dass sie ihn, obwohl sie ihr Geheimnis ihr ganzes bisheriges Leben lang gehütet hatte, würde einweihen müssen. Wenn sie wollte, dass er bei ihr blieb, musste er die ganze Wahrheit erfahren, wissen, worauf er sich bei ihr einließ. Kyra schlug das Herz bis zum Hals.
»Ich muss dir etwas sagen«, begann sie, als sich plötzlich knarrend die Haustür öffnete.
Reyes schob sie von sich weg und rollte sich nackt aus dem Bett. Auf Zehenspitzen schlich er auf die Schlafzimmertür zu und brachte sich zwischen Kyra und jenen Mann, der den Auftrag offenbar an seiner statt zu Ende bringen sollte. Niemand hätte sie finden dürfen, und schon gar nicht so schnell. Da war etwas faul.
Wären sie nicht ohnehin schon wach gewesen, hätten sie womöglich
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