Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
murmelte sie.
Ohne etwas zu erwidern, zog er sich ein Hemd über, griff nach seiner Jacke und ging nach draußen. In der Garage fand er die entsprechenden Utensilien, die verrieten, dass hier nicht zum ersten Mal eine Leiche verscharrt wurde. Er nahm den Spaten in die linke Hand und kehrte damit ins Haus zurück, um sich den Toten auf die rechte Schulter zu laden. VZ konnte wahrlich nicht als Fliegengewicht bezeichnet werden, und Reyes war müde und geschwächt, sodass er ziemlich schnaufte, als er die Leiche endlich ein Stück weit in den Wald geschleppt hatte. Sollte der Boden hier zu fest sein, würde er sich damit begnügen müssen, den Körper unter Laub zu verstecken, obwohl es natürlich besser wäre, ihn zu vergraben.
Für gewöhnlich beseitigte er die Leichen nicht. Meistens wollten seine Auftraggeber, dass der Tod des Opfers bekannt wurde, damit sie neu heiraten, jemandem eine Lektion erteilen oder eine Versicherungssumme kassieren konnten. Er beabsichtigte in diesem Fall, dass sich gewisse Leute Fragen stellten.
Reyes fand eine weiche Stelle zwischen ein paar Kiefern. Das Graben war eine geistlose Angelegenheit, die er beinahe schon genoss, weil sie ihn von anderen Dingen ablenkte. Es überraschte ihn nicht, wie sehr sie ihn nun verabscheute, es machte ihn jedoch traurig. Dass er sie verloren hatte, traf ihn härter als gedacht. Natürlich war ihm klar gewesen, dass es früher oder später dazu hatte kommen müssen, er hätte nur nicht gedacht, dass es ihm so viel ausmachen würde.
Mehrere Stunden später war ein kleines Grab ausgehoben. Ohne große Förmlichkeiten rollte er die Leiche in das Loch und schaufelte es wieder zu, was eine weitere Stunde in Anspruch nahm. Danach fühlte er sich dreckig, hungrig und durchgefroren. Zufrieden lächelnd machte er sich auf den Weg zurück zum Haus. Körperliche Anstrengung war ein gutes Mittel, um seelischen Schmerz zu vergessen.
Erstaunt sah er den Marquis noch dort stehen, wo sie ihn abgestellt hatten. Trotz ihrer Vereinbarung war er fast schon davon ausgegangen, sie würde abhauen. Aber es tat gut, zu wissen, dass ihr Zorn nicht über ihre Vernunft gesiegt hatte. Sie brauchte ihn und er würde ihr geben, was sie brauchte. Ihr Geld interessierte ihn dabei nicht, doch anders würde sie kein Vertrauen in die Abmachung setzen. Kyra lebte in einer Welt, in der Geld eine starke Motivation darstellte. Und wenn auch auf sonst nichts, auf die Gier anderer konnte sie sich in dieser Welt verlassen.
Er fand sie im Wohnzimmer, wo sie aus dem Fenster starrte. Sie sah ihn nicht an, blickte nicht einmal in seine Richtung, als er hereinkam. Ihre ganze Körperhaltung drückte aus, dass er ihr nichts bedeutete, weniger als nichts. Sie wusste besser als jeder andere Mensch, wie tief ihn Gleichgültigkeit verletzen konnte; und er hatte ihr diese Waffe selbst an die Hand gegeben. Ihr Schweigen belastete ihn, weshalb er direkt weiter ins Schlafzimmer lief.
Auf dem Bett, wo sie sich geliebt hatten, lagen Geldscheine verstreut. So sollte es also enden. Ein ihm bisher unbekannter, aber schier unendlicher Schmerz überkam ihn. Nie mehr würde er sie nachts berühren, sie in die Arme schließen, das Gesicht in ihren Haaren vergraben können. Er hatte keinen Anspruch auf sie, doch das kam ihm so falsch vor.
Es wäre ein Leichtes gewesen, das Geld liegen zu lassen und zu gehen. Einfach zu gehen. Aber er wollte diese Sache für sie durchziehen, und wenn es ihm noch so wehtat zu bleiben. Es war das Mindeste, was er für sie tun konnte. Auf seine Art hielt er sich immer an seine Verpflichtungen. Sie mochte es vielleicht nicht glauben, aber er war ein Mann, der zu seinem Wort stand.
Sie hatte, so gut es ging, sauber gemacht. Reyes schrubbte noch den Boden. Nichts durfte darauf hindeuten, dass VZ hier mit ihm aneinandergeraten war. Monroe sollte glauben, sein Killer wäre noch am Leben, bis Reyes ihm eine Kugel ins Gehirn jagte. Was vorerst allerdings noch warten musste, bis sie Kyras Angelegenheit erledigt hatten. Erst dann würde er frei sein, seine persönliche Rache zu nehmen.
Schließlich duschte er, wusch sich Erde und Blut vom Körper und zog sich an. Das Zusammenpacken ihrer Sachen nahm nicht viel Zeit in Anspruch. Etwas in ihm wollte die Hütte niederbrennen, weil sie zugleich für die besten und schlimmsten Tage seines Lebens stand. Stattdessen betrat er gemessenen Schrittes das Wohnzimmer, wo Kyra bereits auf ihn wartete.
»Fertig?«
»Sicher. Lass uns Mia da rausholen.«
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