Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
Sie streckte die Hand nach den Wagenschlüsseln aus, welche sich noch in seiner Jackentasche befanden.
Verstehe, ich bin es nicht mehr wert, den Marquis zu fahren. Reyes gab ihr wortlos die Schlüssel. »Ich werde dir sagen, wie du fahren musst.«
»Das wird nicht das Problem sein. Wie lange werden wir brauchen?«
»Zwei Tage«, schätzte er. »Zumindest wenn wir acht bis zehn Stunden pro Tag fahren.«
»Ist es auch an einem zu schaffen?«
Er überlegte. »Wenn wir uns abwechseln und unterwegs schlafen.«
»Dann lieber in zwei Tagen«, beschloss sie und sprach ihm damit jeglichen anderen Nutzen als den eines Killers ab. »Sie werden ihr schon nichts tun. Sie ist der Lockvogel. Du solltest ihn anrufen und sagen, dass ich komme, damit sie glauben, ich hätte den Köder geschluckt.«
»Hältst du das wirklich für eine gute Idee? Sie werden sich denken, dass ich bei dir bin.«
»Nein«, widersprach sie ihm. »Wenn wir es richtig anstellen, werden sie dich erst bemerken, wenn es bereits zu spät ist.«
Raffiniert. Sie war so verdammt raffiniert. Kein Wunder, dass sie ihm monatelang einen Schritt voraus gewesen war. Wie viele Nächte hatte er ihr Foto angestarrt und sich gefragt, wie sie bloß so ein Leben führen konnte. Seine Fantasie war ihr dabei nicht im Geringsten gerecht geworden.
»Na gut. Ich rufe an.«
Er holte sein Handy aus der Tasche und wählte Fosters Nummer. Zu seiner Überraschung hörte er, wie die Mailbox anging. Der Kerl musste mit einer Riesensache beschäftigt sein, da er bisher stets sofort abgehoben hatte. »Ich habe es ihr ausgerichtet, und sie ist auf dem Rückweg. Viel Glück, Mann, Sie werden es brauchen.«
»Sehr gut«, sagte sie, als er wieder aufgelegt hatte. »Eine meiner leichtesten Übungen. Das sollte Mia schützen, vorausgesetzt, sie haben ihr nicht schon etwas angetan.« Ihr eindringlicher Blick schien ihn förmlich zu durchbohren.
»Ich hätte es dir sagen sollen, aber dann hättest du darauf bestanden, sofort aufzubrechen. Wir mussten jedoch erst die Ermittlungen einschlafen lassen. Du kannst ihr nicht helfen, wenn du im Knast sitzt. Außerdem musste dein Bein verheilen.«
»Deine Erklärungen interessieren mich nicht. Steig ein. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns – «
»Und wenig Zeit für die Fahrt.« Er summte ein paar Takte von »Eastbound and Down«, ehe ihm auffiel, dass sie bestimmt nicht an schöne Gemeinsamkeiten erinnert werden wollte. In seinen Armen liegend hatte sie erzählt, mit ihrem Vater gern Ein ausgekochtes Schlitzohr geguckt zu haben. Da es an ihrem damaligen Wohnort keinen Kabelanschluss gab, waren sie auf jene Programme angewiesen gewesen, die sie über die Antenne empfangen konnten.
Kyra wurde blass und ballte die Fäuste. »Lass das, verstanden? Du kennst mich nicht, egal, was du dir einbildest.«
Reyes stieg in den Wagen. Da er verstand, was sie so wütend machte, widersprach er nicht. Er kannte sie bis ins letzte Detail, und eine kurze Zeit lang – die schönste in seinem Leben – hatte sie zu ihm gehört.
24
Jedes Mal, wenn sie ihn ansah, fühlte sie sich schlecht.
Also hielt sie den Blick auf die Straße gerichtet, umfasste mit beiden Händen das Steuer und versuchte nicht daran zu denken, wie er sie hintergangen hatte. Die Scham brannte wie Säure in ihr. Er hätte sie jederzeit töten können. Wie viele Nächte war sie in seinen Armen eingeschlafen? Und das unsagbar Traurige dabei: Sie hatte ihn auch noch vom ersten Augenblick an gewollt. Wie selbstzerstörerisch konnte man eigentlich sein?!
Aber eben diese Aura, das Gefährliche an ihm, hatte sie gemocht. Natürlich hätte sie nie gedacht, dass er ein professioneller Killer war. Was für ein Mensch verdiente sein Geld mit so etwas? Es war krank, geradezu irrsinnig, und sie hasste ihn dafür, dass er sie zum Narren gehalten hatte.
Die Landschaft rechts und links des Highways bot kaum Abwechslung. In erster Linie gab es viele mit ein paar Bäumen durchsetzte Wiesen und Felder. Vereinzelt standen auch einige Kühe und Pferde an Stacheldrahtzäunen und stierten desinteressiert auf die vorbeifahrenden Autos. Und ab und an war die Straße mit Lkw verstopft, deren Fahrer noch rechtzeitig ihre geladenen Waren ausliefern wollten. Starr fuhr Kyra weiter.
Es war ein langer Tag gewesen. Sie schaltete das Radio ein und versuchte, Rey zu ignorieren. Und der war klug genug, zu schweigen und sie nicht weiter mit seinen Rechtfertigungen zu belästigen. Er wusste, dass Kyra sie nicht
Weitere Kostenlose Bücher