Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
Wäre die Bäckertüte in seiner Hand nicht gewesen, hätte sie ihn wieder weggewunken, um noch einmal ins Bett zu kriechen. Doch so machte sie ihm leise fluchend die Tür auf und ließ ihn zu sich ins Zimmer. Er brachte außerdem dampfenden Kaffee und Schmalzgebäck mit.
Obwohl ihr der Magen knurrte, starrte sie ihn nur kalt an und bemühte sich, cool zu wirken. Sie verspürte jedoch den inneren Drang, ihn mit ihren Fingernägeln zu malträtieren, um ihm so wehzutun, wie er es bei ihr getan hatte. Dummerweise würde er sie im Nu überwältigt haben, da ihre Fähigkeiten bei ihm nicht mehr funktionierten, was sie in diesem Augenblick von ganzem Herzen bedauerte.
»Mit Essen kriegst du mich nicht wieder rum. Ich verabscheue dich.«
»Ich weiß«, entgegnete er. »Trotzdem musst du etwas essen.« Er stellte ihr einen Kaffeebecher auf die Kommode, legte ein paar Tütchen Zucker und Kaffeeweißer daneben und öffnete die Tüte mit dem Gebäck. »Sechs verschiedene Donuts. Guten Appetit.«
»Und woher soll ich wissen, dass du sie nicht vergiftet hast?«
Für einen kurzen Moment erschien ein Ausdruck von Ärger – oder war es Frustration? – auf seinem Gesicht, die erste emotionale Reaktion, seit sie die Wahrheit herausgefunden hatte. Mann, und sie dachte schon, er sei aus Stein. »Soll ich den Kaffee vorkosten? Von jedem Donut abbeißen?«, fragte er bissig. »Oder wäre das vielleicht sogar noch schlimmer als Gift?« Er hielt inne. »Vor ein paar Tagen warst du noch ganz wild auf meinen Mund.«
Sie gab sich Mühe, möglichst gleichgültig zu wirken. »Da wusste ich auch noch nicht, wer du bist. Aber jetzt willst du mich vielleicht betäuben und an Serrano ausliefern. Womöglich hintergehst du mich und nicht ihn, weil es die bequemste Art ist, mich und den Wagen nach Vegas zurückzubringen.« Noch während sie redete, fühlte sie sich mies.
Wie sollte sie auch sicher sein, dass sie mit ihrer Aussage nicht recht behielt? Vielleicht war Mia gar nicht in Vegas, sondern längst bei ihrem neuen Arbeitgeber in Fargo. Kyra besaß zwar die Handynummer ihrer Freundin, rief diese aber nie an. Schließlich war es möglich, dass die alten Akten wieder hervorgeholt wurden, immerhin suchte man sie steckbrieflich. Und Mia konnte es weiß Gott nicht gebrauchen, von Gesetzeshütern bedrängt zu werden. Sollte sie sich weigern zu kooperieren – und das würde sie mit großer Wahrscheinlichkeit tun – , könnte sie wegen Behinderung der Staatsgewalt belangt werden, mindestens.
Und wenn Kyra sich dazu überwand, von einem Münztelefon aus anzurufen? Vielleicht wäre es das Risiko wert, selbst auszuloten, in welcher Lage sich Mia gerade befand. Zwar konnte allerhand schiefgehen, aber alles war besser, als im Unklaren zu bleiben.
Reyes verfolgte ihre Überlegungen mit undurchdringlicher Miene. »Du willst nichts von dem glauben, was ich erzähle. Also achte bitte einfach darauf, was ich tue, bis sich herausstellt, was der Wahrheit entspricht.«
»Das werde ich.« Kyra zwang sich, hart zu bleiben und nicht daran zu denken, dass er mal leidenschaftlich, mal sanft sein konnte und ihr für kurze Zeit alles gegeben hatte, was sie sich wünschte. »Bitte trink einen Schluck Kaffee und beiß von drei verschiedenen Donuts ab.«
Er tat ihr den Gefallen. Sein stoischer Gleichmut erweckte den Eindruck, als würde er eine tiefe und heftige Wunde verbergen – doch zweifellos war auch das Berechnung. Sicher, da sie alles herausgefunden hatte, konnte man ihn als fürs Leben gezeichnet beschreiben. Es fühlte sich bestimmt mies an, wieder allein schlafen zu müssen, nachdem er in den Genuss von so viel Muschi gekommen war. Kyra verkniff sich ein bitteres Lachen. Sie hatte sich doch glatt eingebildet, mehr für ihn zu sein als nur ein Job, mehr als ein passabler Sexualpartner.
»Ich warte in meinem Zimmer, bis du fertig bist«, sagte er und ging.
Ihr Magen knurrte. Sie wünschte Reyes die Pest an den Hals und verschlang die Donuts, wobei sie jene Stücke liegen ließ, an denen er abgebissen hatte. Sie konnte sich einfach nicht dazu überwinden, sie zu essen. Danach rührte sie das Milchpulver in ihren Kaffee, süßte ihn etwas und kippte das Gebräu hastig hinunter. Als Zucker und Koffein schließlich zu wirken begannen, fühlte sie sich fast schon für den Tag gewappnet.
Sie brauchte nicht lange, um sich fertig zu machen, schlüpfte in eine Jeans mit Löchern an den Knien und zog einen Kapuzenpullover über das T-Shirt. Als sie sich ihren
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