Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
lassen, dass sie ihn ein paar Tage zuvor mit ihrem unsäglichen Annäherungsversuch beleidigt haben könnte.
Die Ironie an der Sache war zum Heulen. Welcher normale Mann hätte den Kuss einer schönen Frau schon abgelehnt? Im Geiste griff er sich an den Kopf. Egal, was sie davon hielt, es war klug gewesen. Je eher sie wieder aus seinem Leben verschwand, desto besser für sie beide.
Allerdings durften sie sich nicht in seiner Wohnung unterhalten. Er hatte die Wanze an ihrem Platz gelassen. Hoffentlich langweilte sich der Blödmann, der ihn belauschte, zu Tode. Möglich, dass der gerade schlief, aber später würde er sich die Aufnahme anhören. Dies musste Serranos Werk sein, der nach brauchbarem Dreck suchte. Es sah ihm zumindest ähnlich. Die Stiftung hätte inzwischen längst durchgegriffen.
»Das hängt davon ab, was Sie von mir möchten.«
»Schutz«, sagte sie geradeheraus. »Ich glaube, hinter mir ist jemand her, und ich wusste nicht, an wen ich mich sonst wenden sollte.«
26
Kyra wälzte sich schlaflos auf ihrer Luftmatratze herum.
Nicht, dass diese besonders unbequem war. Aber sie hatte sich schon daran gewöhnt, einen warmen Körper neben sich liegen zu haben. Und vielleicht fehlte ihr auch der Sex, nur er fehlte ihr ganz bestimmt nicht. Wenn sie eine Zugabe wollte, brauchte sie nur nach unten zu gehen, ihre Selbstachtung aufzugeben und ihm zu sagen, es spiele keine Rolle, dass er ein gottverdammter Lügner sei. Es war mitten in der Nacht, als sie endlich wegdöste.
Das prasselnde Geräusch der Dusche weckte sie auf. Als sie sich angezogen hatte und die Treppe herunterlief, stand er bereits in abgewetzten Jeans und mit nassen Haaren an der Balkontür. Das dünne graue, feuchte Baumwoll-T-Shirt schmiegte sich über seine Schultern und ließ sie jede Muskelbewegung erkennen. Für einen quälend langen Moment wollte sie nichts mehr, als den Kopf zwischen seine Schulterblätter zu legen, fühlte sich bei dem Gedanken daran jedoch schlecht.
»Gibt es einen Laden, wo man zu Fuß hingehen kann?«
»Mehrere«, antwortete er. »Was brauchst du?«
»Am besten eine Drogerie, einen Gebrauchtwarenladen und einen Optiker.«
Reyes überlegte kurz. »Gibt es alles im Umkreis von sechs Blocks.«
Das war mal eine gute Nachricht. Sie machte sich schnell fertig. Reyes bestand darauf, dass sie ihre Locken unter einer Mütze versteckte, ehe er sie aus der Wohnung gehen ließ. Ihr verletztes Bein machte sie langsam, aber er zeigte keine Anzeichen von Ungeduld, als sie immer mal wieder stehen bleiben musste. Die Prellungen in seinem Gesicht verschwanden allmählich wieder, aber er sah noch immer aus, als hätte ihn jemand zusammengeschlagen, und von den Schnittwunden auf seiner Brust würden Narben zurückbleiben. Eigentlich hätte sie sich also freuen sollen.
Zuerst gingen sie zu Walgreen’s an der Ecke Fourth und Fremont. Das Geschäft hatte eine kleine Lebensmittelabteilung, und während Reyes ein bisschen einkaufte, versuchte sie sich für eine Haarcoloration zu entscheiden. Kyra wollte die neue Farbe nicht behalten oder wieder umfärben müssen, zumal sie noch nie ein Problem mit ihren Haaren gehabt hatte, sie mochte sie, also durfte es nur eine Tönung sein. Reyes kam gerade mit Suppen, Säften, Kräckern und Schnellgerichten im Korb vorbei, als sie die Auswahl auf zwei verschiedene Nuancen Clairol Natural Instincts eingegrenzt hatte.
»Welche von beiden?«, fragte sie ihn und erwartete eigentlich nicht wirklich, dass es ihn interessierte.
Doch zu ihrer Verblüffung stellte er den Einkaufskorb auf den Boden, nahm ihr die Schachteln ab und betrachtete die Farben mit derselben Sorgfalt, die er auch einer bedeutsamen Entscheidung widmen würde. Kyra verwarf den albernen Schluss, dass es ihn kümmerte. »Sie sind beide schön«, sagte er schließlich. »Aber ich finde, Navajo Bronze hat für deine Zwecke zu viel Rotanteil. Ich würde Zimtbraun nehmen.«
Verdutzt und etwas verunsichert sah sie zu, wie er die Schachtel in den Korb warf und zur Kasse ging. Als sie ihm schließlich folgte, war er bereits an der Kassiererin vorbei, nahm die Einkaufstüten und verließ den Laden.
»Wie kommt man von hier aus zum Optiker?«
»Ich meine, es ist einer auf der South Seven … und auf der South Main gibt es mehrere Gebrauchtwarenläden. Bereit für einen Spaziergang?«
»Du bist es, der hier die Tüten trägt.« Kyra wollte sich nicht schonen. »Hast du etwas eingekauft, das leicht schlecht wird?«
»Nein, nur
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