Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war Porfirio Ten-Bears Reyes ein ungetrübtes, aber ziemlich unterkühltes Gewässer. Sie vermisste die Illusion von Wärme, die Freiheit, sich gegenseitig anfassen zu können, ohne dass sie ihm seine Fertigkeiten nahm und hinterher schwere Kopfschmerzen bekam, und es regte sie auf, dass sie es vermisste.
»Na gut.« Sie hielt inne, dann fragte sie widerwillig: »Brauchst du den Marquis?«
Wenn er Ja sagte, würde sie erst das Geld aus dem Wagen holen. Was generell keine schlechte Idee war. Jetzt, da er wusste, wo es sich befand, wurde sie bei dem Gedanken, ihn aus den Augen zu lassen, ganz unruhig.
Er schüttelte den Kopf. »Der ist zu auffällig. Ich lasse ihn lieber in der Garage stehen.«
Sie seufzte erleichtert und setzte sich im Wohnzimmer in den Sessel. »Drei Stunden und keine Minute länger. Wenn du um«, sie warf einen Blick auf die Uhr, »Viertel vor sechs nicht zurück bist, gehe ich los. Hast du was zu lesen?«
Er lief die Treppe hinauf und nahm dabei zwei Stufen auf einmal. In Bewegung war Reyes nach wie vor der schönste Mann, den sie je gesehen hatte, gefährlich und geschmeidig zugleich, wie ein Gaukler, der Messer über seinem Kopf durch die Luft wirbelte. Er kam mit einem Buch zurück und gab es ihr.
» Hundert Jahre Einsamkeit «, las sie laut vor. »Wirklich?«
»Ich hoffe, es gefällt dir.« Sein Blick sagte etwas anderes, aber sie konnte die Botschaft nicht deuten. Der besondere Moment verging, und er wandte sich wieder von ihr ab. Sie blieb mit dem Gefühl zurück, irgendwie versagt zu haben.
»Danke.« Sie blätterte kurz durch das Buch und las im Klappentext, dass es ein Werk voll magischem Realismus sei, was immer das auch heißen mochte. Vielleicht würde sie ihn dadurch besser verstehen.
Zu ihrer Überraschung beugte sich Reyes zu ihr herunter und gab ihr einen festen Kuss auf die Lippen, der sie mit Wärme erfüllte und gleichzeitig Fragen aufwarf. Kyra schaute ebenso verwirrt wie ärgerlich auf und schlug nach ihm, doch er war bereits zurückgewichen und auf dem Weg zur Tür.
»Ich komme wieder«, versprach er. »Bleib hier, bleib in Sicherheit.«
Dann war er weg und Kyra fing an zu lesen.
Volle zehn Minuten lang behielt Reyes den Eingang zur Tiefgarage im Auge. Er dachte sich, Kyra würde zumindest so lange abwarten, falls sie ihn belogen hatte und abhauen wollte. Als schließlich eine Viertelstunde verstrichen war, wurde ihm klar, dass er sich nun wohl besser auf den Weg machen sollte. Sie hatte ihm ein Zeitlimit gesetzt, und er musste pünktlich sein, wollte er ihr keine Entschuldigung für einen Alleingang liefern müssen.
Reyes wusste sehr wohl, dass sie etwas draufhatte, viel mehr als andere Frauen. Er war vor ihr noch keiner begegnet, die für ihn einen Partner und keine Belastung darstellte, aber Kyra hatte die Prüfung bestanden. Kugelsicher war sie trotzdem nicht, weshalb er sie nicht in Gefahr sehen wollte. Auch wenn sie ihm nie vergäbe, so wäre die Welt doch schöner, wenn er wüsste, dass sie noch lebte.
Da ihm in diesem Moment nichts anderes übrig blieb, als sich auf ihr Versprechen zu verlassen – die Ironie daran entging ihm nicht – , verließ er endlich die Garage und begab sich zu Fuß und auf direktem Weg in die Innenstadt, um eines der von angenehmem Lärm erfüllten Kasinos zu besuchen. Hier lagen die Spielbanken dicht beieinander, waren weniger was fürs Auge, dafür aber billiger als jene am Strip und boten eine größere Auswahl von Glücksspielen an. Wer hierherkam, meinte es ernst mit dem Spielen, wollte Geld gewinnen und verlieren und keinen Cirque du Soleil, keine Blue Man Group und keine alternde Barsängerin sehen.
Reyes wählte den erstbesten Laden aus, kaufte sich ein Bier, um nicht aufzufallen, legte den Akku ins Handy und tätigte seinen ersten Anruf. »Apex?«
»Was gibt’s?«, antwortete dieser am anderen Ende der Leitung. »Ist schon ’ne Weile her.«
Reyes überging den Smalltalk, er hatte keine Zeit dafür. »Du musst für mich ein bisschen was über Gerard Serrano rausfinden, seine aktuelle Finanzlage, was an Gerüchten im Umlauf ist.«
»Das wird aber nicht billig. Ich werde an einigen Käfigen rütteln, an ein paar Türen klopfen müssen.«
»Zwei Riesen, wenn du mir in weniger als drei Stunden etwas Pikantes lieferst.«
»Ist wohl wichtig, wie’s scheint. Ich werde sehen, was ich tun kann.«
»Komm mit den Informationen zur Bar im Horseshoe. Ruf nicht an. Ich schalte mein Handy
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