Skinchanger: Wildes Blut - Winter, P: Skinchanger: Wildes Blut
im Clan, die in Nathan eine Widernatur sahen. Er war der umher wandelnde Fehltritt eines ranghohen Wolfes und engsten Vertrauten des Lycans. Jacksons Vater sah in seinem Leibwächter Payton Black einen Bruder, treu den Gesetzen und seinem Lycan ergeben. Aus heimlicher Liebe verband sich Nathans Vater jedoch mit einer Frau der Navajos und zeugte einen Sohn mit ihr. Noch im Kindbett starb Nathans Mutter und bald darauf wurde der Verrat am Clan aufgedeckt. Der Lycan duldete den Mischling auf dem Clangut, doch den Betrug seines Freundes konnte er nicht verzeihen und verbannte ihn.
„Tötete seine Mutter … demütigte den Vater …“
Wie ein Singsang stichelte die Heilerin weiter und lächelte höhnisch vor sich hin. Seine Nägel juckten, schoben sich spitz und messerscharf aus dem Nagelbett. Die Kieferknochen knackten, und Nathan fletschte die Zähne. Amüsiert feixte die Alte und starrte ihm in die Augen.
„Nie wird dein Wolf frei sein. Nie wirst du mit dem Rudel rennen. Nie wirst du einer von uns sein.“
„Er ist einer von uns, Heilerin.“
Die Belustigung über ihren Triumph verschwand aus ihrem Gesicht, als der Kronprinz seine Stimme erhob. Der Ton klang rau und drohend. Der Blickwechsel zwischen dem jungen Nachfolger und der alten Heilerin dauerte minutenlang. Jackson gewann das Duell, und sie gab nach.
„Die Frau ist wach und hat Schmerzen. Kümmere dich um sie.“
Maggie schlich wie ein geprügelter Hund in die Hütte zurück und knurrte leise. Nathan schüttelte den Kopf.
„Das war nicht nötig.“
Jackson zog ihn wortlos am Nacken zu sich, lehnte seine Stirn gegen Nathans. Eine Geste des Vertrauens und der Zuneigung. Sanft schob der Native ihn von sich.
„Ich werde mal nach unserem kleinen Scheißer sehen.“
Es war eine Ausrede. Jackson wusste es und hielt ihn nicht zurück.
Als Jackson am Bett der Patientin stand, starrte Devin ihn mit großen Augen an.
„Lass mich ja nicht mehr mit der da allein. Die ist gemeingefährlich.“
Zur Bestätigung verzog sie das Gesicht vor Schmerzen und suchte eine Lage, die weniger wehtat.
„Sie sollte hauptberuflich Tierquäler werden.“
Jackson prustete los und unterdrückte das Lachen mühsam. Maggie sah aus, als wolle sie ihr an die Kehle springen, wandte sich ab und verließ die Hütte.
„Wie fühlst du dich?“
„Ist die Frage ernst gemeint? Oder machst du gerade einen Witz auf meine Kosten?“
Sie versuchte sich an einem Lächeln, verzog jedoch gequält das Gesicht.
„Es geht dir also besser?“
Er half ihr, sich aufzusetzen, und schob ihr ein weiteres Kissen in den Rücken.
„Was ist passiert? Ich kann mich an nichts erinnern.“
Jackson wich ihrem Blick aus und dachte an Nathans Erklärung.
„An überhaupt nichts?“
Devin kniff die Augen zusammen, versuchte, sich zu konzentrieren. Sie verneinte.
„Ich hab dich im Stadtpark gefunden, verletzt und bewusstlos.“
Halbwahrheit, aber auch keine wirkliche Lüge.
„Kannst du dich an deinen Namen erinnern?“
„Devin Hayes.“
Ihre Mimik wirkte verwirrt über die Frage.
„Bin ich auf den Kopf gefallen?“
„Möglich. Die Wunden am Bein und der Hüfte sind ziemlich groß gewesen. Du kannst dich wirklich an nichts erinnern? Irgendetwas?“
„Wie lange bin ich hier?“
„Drei Tage.“
„Drei Tage? Wow, ich meine, ich habe drei Tage im Vollkoma gelegen?“
„Du hast Blut verloren und warst geschwächt.“
„Warum hast du mich nicht in ein Krankenhaus gebracht?“
Jackson atmete tief durch. Auf diese Frage war er nicht gefasst gewesen. Als er ihren Blick erwiderte, erkannte er die Angst darin. „Ist das etwa dein Werk? Hast du mich so abgefertigt?“
Statt einer Antwort zog er ihre Laken fort und entblößte nackte Haut, aber auch tiefe Wunden.
„Wie glaubst du hab ich dir diese Wunden beigebracht?“
Lange, genähte Risse, geflickte Schäden an ihrer Haut, Blut, Kruste. Devin wurde leichenblass. Jackson sah die Gänsehaut auf ihren Armen, und das Grauen über den Anblick ihrer Verletzungen stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie sank keuchend zurück auf die Kissen und schloss die Augen.
„Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass du die Wunden noch nicht gesehen hast.“
„Nein, es tut mir leid. Du hast mir wahrscheinlich das Leben gerettet. Da ist so eine Leere in meinem Kopf. Ich weiß überhaupt nicht, was ich im Stadtpark wollte und wie ich dahin gekommen bin. Ich kann mich nicht einmal erinnern, angegriffen worden zu sein.“
Kaum zu Ende gesprochen riss
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