Skinchanger: Wildes Blut - Winter, P: Skinchanger: Wildes Blut
bis ein gestöhnter Schrei über ihre Lippen drang.
Der Fremde öffnete die Augen, während Devin vorgebeugt halb aus dem Bett hing, nicht mehr vor und zurück kam. Tränen rollten ihr über das Gesicht, und die Verzweiflung über ihre Hilflosigkeit demütigte sie zusätzlich.
„Hey, was hast du vor? Du solltest besser liegen bleiben und dich schonen.“
Sanft hob er sie zurück ins Bett, legte ihr seine Decke zusätzlich über. Seine Augen strahlten, die Bernsteinfarbe wirkte rein und tiefgründig, dass es schwierig war, nicht darin zu versinken. Der Blick in sein schönes, freundliches Gesicht wärmte sie. Devin widerstand dem Impuls, seine Wangen zu berühren, die Augenbrauen und Lippenkonturen mit den Fingerspitzen nachzuzeichnen.
„Du bist so schön.“
Hatte sie das laut ausgesprochen? Seiner amüsierten Mimik nach zu urteilen, ja. Ihre Wangen erhitzten sich. Devin wünschte sich mit geschlossenen Augen die verhasste Ohnmacht zurück. Ihr stilles Flehen blieb unerfüllt.
„Versuch zu schlafen, du bist noch geschwächt.“
„Wo bin ich?“
„Bei Freunden.“
„Und die wären?“
Vergnügen umspielte seine Mundwinkel, als er nickte.
„Mein Name ist Jackson West.“
Devins Kraftanstrengung rächte sich, und die Schwäche forderte ihren Tribut. Bevor sie antworten konnte, fielen ihr die Augen zu, und sie trieb sanft zurück ins traumlose Nichts.
Jackson streichelte über ihren Kopf, und Erleichterung breitete sich in ihm aus. Sie lebte! Die Narben würden bleiben. Sein Pflichtgefühl ließ ihn seit zwei Tagen kaum die Hütte verlassen. Er fühlte sich für die Frau verantwortlich, wachte über ihren Schlaf, und es zerriss ihn innerlich, damit im selben Atemzug seinen Clan zu verraten. Regeln und Gesetze schufen Sicherheit für die Seinen und eine Grundstruktur, um das Überleben zu gewährleisten. Nie zuvor hatte er sich gegen seinen Clan gestellt, nie die Regeln gebrochen, und sein Status in der Gemeinschaft brachte ihm das Ansehen der anderen ein. Er war das Vorbild für die Jungen, der Nachfolger des Lycans, sein Handeln wirkte sich auf alle aus.
Jackson rieb sich die müden Augen und seufzte. Schritte näherten sich der Hütte. Nathan öffnete die Tür und betrat den Raum.
„Du solltest in den See springen. Du riechst drei Meilen gegen den Wind, Jacks.“
„Gibt es etwas Neues?“
Der Native schüttelte den Kopf und ließ sich in einem breiten Sessel am Fenster nieder.
„Niemand hat etwas gemerkt, und Reece stöhnt über die schwere Arbeit. Er ist geknickt, macht sich Vorwürfe, und geißelt sich selbst.“
„Späte Reue, wie immer.“
Jackson legte Holz im Kamin nach.
„Sei nicht so streng zu ihm, er hatte es nicht leicht.“
Jackson nahm die Bemerkung mit einem Schnauben zur Kenntnis.
„Als jüngerer Bruder des Nachfolgers stand er ständig in deinem Schatten, Jacks. Der Lycan hat sich auf dich und deine Erziehung konzentriert, und Reece ist nebenher gelaufen. Er liebt dich, und er würde alles für dich tun. Er baut viel Mist, das gebe ich zu, aber er ist ein guter Kerl mit einem verdammt großen Herzen.“
Nathan richtete sich den Zopf im Nacken neu und grinste schief.
„So ab und zu könntest du ihm in den Arsch treten, damit seine Hirnzellen wieder richtig laufen.“
Jackson war nicht zum Lachen zumute, doch der alte Freund wusste ihn aufzuheitern. Er betrachtete das fahle Gesicht der Frau.
„Wann kehrt der Lycan zurück?“
„Nicht vor nächster Woche, aber wir sollten sie bald hier wegschaffen, und dich auch.“
Nathan traf den Punkt. Es gab einen guten Grund, warum Jackson als Nachfolger nicht auf dem Clangut lebte. Die Erziehung eines Prinzen übernahm ein Lycan für die ersten vierzehn Jahre, danach wuchs der Prinz außerhalb der Sippe auf. Der Clan lebte in einer strengen Hierarchie mit einem Alphapaar, dem Lycan und seiner Lupa. Auch unter den getrennten Geschlechtern des Clans herrschte eine straffe Rangordnung, sowohl unter den männlichen als auch den weiblichen Mitgliedern. Der Kronprinz jedoch lief stets Gefahr, seinen Rang gegenüber dem Lycan auf die Probe zu stellen, selbst wenn er noch zu jung war, um den Kampf zu überleben. Um solchen vorzeitigen Rangstreitigkeiten vorzubeugen, nahm Jackson nur an den Ritualen und wichtigen Angelegenheiten teil.
„Du hast recht.“
„Mit dem Bad? Oh ja, du benötigst dringend eins.“
Grinsend griff der Native nach einem breiten Tuch und warf es seinem Freund an den Kopf. Noch immer haftete Jacksons Blick
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