Skinwalker 01. Feindesland
Beast, die sich jetzt rührte, weil der Mond aufging und die Nacht anbrach, fauchte ihn an, wovon der dumme kleine Hund allerdings nichts mitbekam. Ich zügelte sie, und sie gab nach, da sie einsah, dass die Sicherheit des Baus jetzt vorging. Mit menschlichen Belangen kannte ich mich besser aus, und sie überließ mir willig die Regie – solange keine Gefahr drohte. Dann allerdings war es nicht so leicht, ihre Instinkte im Zaum zu halten.
Ich ging auf der Mauer entlang, den warmen Backstein unter den nackten Fußsohlen, und nahm die Gerüche der Umgebung auf. Mit Augen und Nase inspizierte ich den Garten und die Mauern der Häuser, die an das Grundstück meiner neuen Unterkunft grenzten. An der Ecke, wo ich die Schramme in der Mauer entdeckt hatte, stieß mein Zeh gegen eine kleine Erhöhung. Als ich etwas Dreck und Erde entfernte, die jemand dort deponiert haben musste, entdeckte ich eine mit Isolierband festgeklebte Minikamera. Ich bückte mich und zog daran. Das Klebeband löste sich mit einem leisen Schnappgeräusch.
Die Kabel, die die Minicam mit Strom versorgten, wurden sichtbar. Ich drehte die Kamera mit der Linse zu mir, hielt sie vor mein Gesicht und lächelte Katie an, oder vielleicht den Troll. Oder jemanden von einer Sicherheitsfirma. Kopfschüttelnd hob ich den Zeigefinger meiner freien Hand und bewegte ihn langsam hin und her. Dann schlug ich die Kamera mit der Linse voran gegen die Mauer, sodass sie in kleine Stücke zerbrach. Dasselbe tat ich mit den anderen beiden Minicams, auf die ich stieß.
Es war mir egal, ob ich damit Katies Unmut erregte. Auf meiner Webseite stand klar und deutlich, dass meine Privatsphäre unantastbar und dieser Umstand zwingender Vertragsbestandteil war. Was konnte sie also sagen? »Ach, was bin ich für ein Schussel! Die Dinger hatte ich doch glatt ganz vergessen … ?« Ja, klar.
Als ich sicher war, alle in Reichweite erwischt zu haben, stellte ich mich in Position und visierte die an der Wand des Nachbarhauses montierte Kamera an. Das Fenster gleich daneben wollte ich ungern treffen. Ich zog mein T-Shirt aus dem Hosenbund, fing die drei Steine auf und wog sie prüfend in der Hand. Im Gegensatz zu anderen Disziplinen war Weitwurf nicht meine Stärke. Ich warf wie ein Mädchen. Deswegen brauchte ich auch alle drei Steine, aber schließlich hatte ich auch die letzte Kamera zertrümmert.
Zufrieden sprang ich von der Mauer, ohne mich mit Klettermanövern aufzuhalten. Jetzt, ohne die Kameras, war das nicht mehr nötig. Ich sammelte meine Sachen ein, ging barfuß nach vorn und öffnete die Haustür mit dem kleineren Schlüssel an dem großen Ring. Zügig durchsuchte ich das Innere nach weiteren Kameras. Ich fand zwei an den Fensterläden, eine in einem Lüftungsgitter und eine am Oberlicht unter der fast vier Meter hohen Decke, die ich mit einem Besenstiel herunterschlug. Und noch ein paar andere. Überwachungsgeräte in einem Haus ausfindig zu machen war viel schwieriger als in einem Garten. Später würde ich nochmals gründlicher suchen müssen, aber jetzt hatte ich anderes zu tun. Als Erstes rief ich Molly an.
Molly, eine mächtige Erdhexe und meine allerbeste Freundin, ging sofort ran. Im Hintergrund hörte ich Kindergekicher und Wasserplätschern. »Hey, meine Lieblingshexe. Ich bin gut gelandet und hab den Job in der Tasche « , sagte ich. Molly stieß einen Triumphschrei aus, und wir lachten.
Vampire und Hexen hatten im Jahre 1962 ihr Coming-out gehabt, als Marilyn Monroe versuchte, den Präsidenten im Oval Office zu wandeln, und vom Secret Service getötet wurde. Es gab eine Zeugin, Beverly Stumpkin, Zimmermädchen im Weißen Haus, die Hals über Kopf floh. Der Secret Service arrangierte hastig ein Selbstmordszenario und pfählte die Schauspielerin in ihrem Schlafzimmer. Nicht, dass irgendwer im Ernst geglaubt hätte, sie könnte sich selbst einen Holzpflock ins Herz gerammt und anschließend mit einer Drahtgarotte enthauptet haben. Der Geheimdienst versuchte auch, das Zimmermädchen zu fangen, aber sie ging ihnen durch die Lappen. Eine einzige große
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