Skinwalker 01. Feindesland
schwächer. Als die Scheinwerfer verschwunden sind, lasse ich mich zu Boden fallen. Strecke mich und gähne, das Maul weit aufgerissen. Schüttele das Fell wieder an seinen Platz, durcheinander vom Wind auf dem schnellen Lastwagen. Laufe die Straße hinunter, folge der Witterung. Sie sieht nach den Schildern, prägt sie sich ein. PRIVATEER BOULEVARD .
Leberfresser-Vampir-Witterung wird stärker. Folge ihr in eine kleine Straße, zu einem kleinen Mensch-Bau unter überhängenden Bäumen, verborgen hinter Hecken, ringsum blühen Blumen. Backsteinmauern, feste glatte Wege zwischen den Büschen. Drinnen brennt Licht, scheint durch die Fenster. Das Auto im Garten ist tot. Steht auf Muschelsplittern. Beide, Auto und Muscheln, leuchten weiß in der Nacht. Mercedes, denkt sie. Ich trotte hinüber. Sein donnerndes Herz schweigt, aber es klickt noch lebendig. Leberfresser ist eben erst gekommen, sein frischer Geruch am Türgriff. Ich wittere die Fäulnis, ganz, ganz schwach. Hauptsächlich … Vampir.
Sie denkt: Ein Vampir hat einen Skinwalker gewandelt, und bei der Transformation ist etwas schiefgegangen.
Jaaaa. Und nein. Ich lege mich auf den Boden.
Sie denkt weiter. Er hat nicht die Gestalt des Obdachlosen angenommen, sondern eine aus seiner Erinnerung. Er muss viel Protein zu sich nehmen, um jede beliebige Gestalt annehmen zu können. Und seine ursprüngliche Gestalt, ist die alt? Verrottet sie? Ist er deshalb gezwungen, sich in einen anderen Menschen oder Vamp zu wandeln?
Ja und nein. Skinwalker und Vampir. Zusammen sind sie Leberfresser.
Sie verspürt Kummer. Sie trauert, wie ich, wenn ein Junges stirbt. Trauern ist dumm, denke ich. Er ist nicht dein Junges. Er ist überhaupt kein Junges.
Aber er ist von meiner Art. Der einzige, den ich je gefunden habe , denkt Jane.
Nicht deine Art. Leberfresser. Ich fauche verächtlich, stehe auf, tappe um das Haus. Bayouwasser fließt ganz nah, still, schwärzer als der Himmel, wenn der Mond tot ist. Grillen und Frösche machen Lärm.
Ein Auto dröhnt auf der Straße, Scheinwerfer stechen in die Nacht. Privateer Boulevard sagt sie, erinnert sich. Das Auto wird langsamer, biegt ab in die kleine Straße, fährt noch langsamer, kommt bis an den Garten. Ich schleiche durchs Gebüsch zur Vorderseite des Hauses. Ducke mich in die dunkelsten Schatten. Das Auto hält neben Leberfressers Mercedes. Sein donnerndes Herz bleibt stehen. Anna-Mensch steigt aus, redet mit einem Telefon. Hat ein weißes Kleid und geht auf hohen Stacheln. Leichte Beute.
»Ich bringe ihn dazu, uns zu helfen « , sagt sie zum Telefon. Bürgermeisters Stimme knurrt heraus, leise, kratzig, undeutlich. »Wenn wir die Unterstützung des Pellissier-Clans haben « , sagt Anna-Mensch, »haben wir genug Stimmen, um das Projekt im Rat durchzudrücken. Und genug Geld, um zu verschwinden .« Bürgermeister knurrt wieder. »Ich liebe dich auch .« Sie läuft zum Haus und klingelt. Ihr Parfum hängt schwer in der Luft, überdeckt die blühenden Blumen. Innere Holztür öffnet sich, dann die Gittertür. »Du hast ja keine Ahnung, wie schwer es war, von meinem Mann wegzukommen. « Anna-Mensch lügt.
»Komm her « , sagt Mann-Stimme. Klingt fremd, kenne diese Stimme nicht. Riecht nach Leberfressers Vampirgeruch. Fäulnis ist fast nicht mehr wahrnehmbar, nicht mal für meine Nase. Gittertür knallt zu. Holztür wird zugedrückt. Aber nicht ganz. Licht fällt durch einen Spalt. Ich stelle die Füße eng zusammen, will einen Satz machen. Jagen!
Nein! , befiehlt sie. Versucht mir die Kontrolle zu entziehen.
Doch! Ich bin groß. Heute Nacht bin ich Große Katze. Groß genug, um Leberfresser zu töten.
Noch ein Auto kommt in die kleine Straße. In die Einfahrt. Ich huste missgestimmt. Das Auto stirbt. Rick steigt aus. Er ist Anna-Mensch gefolgt. Ihrer Fährte. Hat sie gejagt. Ich ducke mich tief.
Rick rennt zur Haustür. Späht durch das Fenster. Sein Körper erstarrt, wie ein Raubtier über die Größe einer Beute erschrickt. Er holt eine Pistole unter dem Arm hervor. »Anna !« , schreit Rick. Reißt die Gittertür auf. Sie schlägt mit lautem Krachen an den Backstein. Wie ein Pistolenknall. Ich zucke zusammen. Rick stürmt ins Haus.
Großkatzengebrüll hallt durch die Nacht. Nicht meins. Nicht Beasts.
Rick ruft etwas. Gebrüll verschluckt seine Worte. Anna-Mensch schreit. Laute dumpfe Schläge. Leberfresser und Rick brüllen, Wut ohne Worte. Kämpfen. Anna öffnet die Tür, huscht in die Dunkelheit. Leberfressers wieder
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