Skinwalker 01. Feindesland
ich zwei normal große Pflöcke in meinen Turban und zwei selbstgemachte, klappbare Reisepflöcke mit Silberspitze in zwei dafür eigens genähte Taschen in meiner Unterwäsche. Der Rock in Lila und Aquamarin saß tief auf meiner Hüfte, den weiten Ausschnitt der Bauernbluse, unter der ich einen hautfarbenen BH trug, ließ ich unverschnürt. Sexy, aber ohne zu viel zu zeigen. Der Rock rauschte bei jedem Schritt um meine Waden.
Ich tupfte mir Bronzepuder auf, um meinen natürlichen Hautton zum Leuchten zu bringen, trug ein wenig goldglitzernden Eyeliner auf und schlüpfte in meine neuen Tanzschuhe. Vor dem Spiegel probierte ich einen Maya , einen Hüftschwung aus dem Bauchtanz. Zufrieden knipste ich das Badezimmerlicht aus, sah nach, ob alle Fenster und Türen verschlossen waren und schloss meinen Laptop. Dann stand ich in dem dunklen Haus und dachte nach.
Ich hatte eine Stunde damit zugebracht, im Internet nach Informationen über den indianischen Skinwalker zu suchen, und hatte eine verwirrende Fülle von Bildern und Legenden zusammengetragen. Doch es war nichts dabei, was auf mich passte, zumindest nicht genau. Und es gab keine einzige Darstellung, die ihn nicht als wahnsinnig oder böse beschrieb.
Die Klingel unterbrach meine Gedanken. Durch die dunklen, vom Licht der Straßenlaternen draußen kaum erhellten Räume fand ich den inzwischen vertrauten Weg zur Haustür. Ich roch die Zigarre, bevor ich ihn sah. Rick. Ich öffnete die Tür, ließ meinen Rock schwingen und sagte: »Sieh mal an. Was die Katze so alles anschleppt .« Den Scherz konnte ich mir nicht verkneifen. Bei meinem Anblick quollen Rick schier die Augen aus dem Kopf, sodass ich fast fürchtete, ich müsste sie auffangen und zurück in die Höhlen stopfen. Ich grinste und sagte: »Danke für das Kompliment. Lassen Sie mich raten. Der Troll hat Sie hergeschickt .«
»Und mich auch « , sagte eine leise Stimme von der Straße her.
Ich warf einen Blick über die Schulter des sprachlosen Rick und betrachtete seine Begleitung. Sie trug einen kurzen, ausgestellten Rock, dazu ein T-Shirt, Tanzschuhe, auffälligen Schmuck und viel Make-up. »Bliss ?«
»Miss Katie schickt mich. Sie meinte, ich könnte behilflich sein ?« Sie sah aus, als zweifelte sie daran. »Sie hat mir den Lohn einer Woche als Ausfallgeld gezahlt .« Sie wollte noch etwas anderes sagen, hielt aber inne. Auf ihrer Haut lag ein bitterer Hauch von Angst. Ich hatte keine Ahnung, warum Katie sie zu mir geschickt hatte, aber es gefiel mir nicht.
»Heute Abend droht wohl keine Gefahr, Bliss « , sagte ich. »Ich suche nur nach einem sehr übel stinkenden Vamp. Er riecht, als würde er … verwesen .«
»Ein Vamp, der verwest ?« Sie stemmte eine Hand in die Hüfte, dass die Armreifen klackerten. »Sie machen Witze, oder ?«
»Nein, keineswegs. Und Bliss, ich will nicht indiskret sein, aber was wissen Sie eigentlich über Ihre leiblichen Eltern ?«
»Nichts. Warum ?«
»Nicht so wichtig .« Bliss war bestimmt nicht nur hier, um den Lockvogel zu spielen und den Rogue zu wittern. Sie sollte für Katie die Augen offen halten.
Bevor wir gingen, schrieb ich Rick die Adresse der Cherokee-Ältesten auf und bat ihn, alle Grundstücksbesitzer im Umkreis von knapp fünf Kilometern ausfindig zu machen. Das war ein großes Gebiet; der Auftrag würde ihn eine Weile beschäftigen. So schlug ich zwei Fliegen mit einer Klappe: Er kam mir nicht in die Quere und erledigte eine lästige Aufgabe für mich. Dann schloss ich die Tür ab, und wir machten uns auf den Weg. Ricks Zigarre hinterließ eine Duftspur, der selbst ein Mensch folgen konnte.
Seite an Seite gingen wir durch das Quarter zur Bourbon Street. Es war heiß, und wir ließen uns Zeit. Kellner in Smokings auf dem Weg zur Arbeit überholten uns, Pärchen, die sich auf einen romantischen Abend freuten, kleine Männergruppen, die sich in den Striplokalen amüsieren wollten, und ein paar Vamps auf der Suche nach einem frühen Abendessen oder vielleicht einem Snack, der bis später vorhalten
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