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Skinwalker 01. Feindesland

Skinwalker 01. Feindesland

Titel: Skinwalker 01. Feindesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
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Leute, die ich auf den Straßen vermisst hatte, schienen sich allesamt hier drinnen zu stapeln. Der Laden war brechend voll. Mein Fuß wippte bereits im Takt, bevor ich durch die Tür war. Ich schnupperte vorsichtig, um sicherzugehen, dass der Rogue nicht hier war, und strebte dann unverzüglich zur Tanzfläche, wobei ich Bliss und Rick in der Menge verlor.
    Eine schwarze Frau mit der Stimme eines Engels sang einen mitreißenden Linda-Ronstadt-Song aus den Siebzigern, unterstützt von einer fünfköpfigen Band mit Drums, Keyboard, Bass und Gitarren. Auf einem Gestell lagen einige Blasinstrumente bereit.
    Aus dem Stimmengewirr im Hintergrund schnappte Beast hier und da ein paar Worte auf: Flirts, Klagen über die Arbeit, ein Drogendeal, den zwei Gäste in der Nähe der Bar mit gedämpfter Stimme abwickelten. Keine Vamps. Und die einzige Vamp-Witterung, die ich hier drinnen aufschnappte, war nicht frisch, dafür kam sie mir vage bekannt vor. Auf dem Tanzparkett tobten sich sowohl Paare als auch einzelne Personen aus, also würde ich nicht auffallen, wenn ich allein tanzte. Ich glitt auf die Tanzfläche, hinein in die Menge. Hinein in die Hitze und den wirbelnden Rauch. Und begann, mich zu bewegen. Ich eröffnete mit einer Korkenzieher-Pirouette und ging dann zu einer Maya -Figur über. Unter den vielen Kursen, die ich in der Übergangsphase von Kinderheim, Highschool und Teenagerelend zur Freiheit des wirklichen Lebens belegt hatte, war auch ein Jahr Bauchtanz gewesen. Das Beste am Bauchtanz waren die vielen Freestyle-Figuren, die mein Repertoire erweiterten. Auf einer Tanzfläche lodere ich.
    Rasch zog ich die Aufmerksamkeit von einem halben Dutzend Frauen auf mich, die zu mir stießen, und dann tanzten wir zusammen und drängten die Paare an den Rand, jedenfalls vorübergehend. Männer kehrten der Bar den Rücken und sahen uns zu, die Bierflasche in der Hand. Die Frauen, die mit mir tanzten, schrien und juchzten. Beast wurde ganz wach, schnurrte genießerisch und gab meinem Tanz noch mehr Energie.
    Beim dritten Song wirbelte ich dicht vor der Band, spürte das Hämmern des Basses, schwitzte und tanzte mir die Seele aus dem Leib. Es war zu lange her. Ich stehe enorm auf heiße Musik, und die Band war gut, richtig gut. Zeitweilig klangen sie mehr nach Sting als Sting selber.
    Nach den ersten drei Takten einer Jazzversion von Moon over Bourbon Street fing ich den Blick eines Bläsers auf, der eben erst zur Band stieß. Na, wenn das nicht mein Typ war, Rick! Die Augen fest auf mich gerichtet, schnappte er sich ein Saxofon. Vorhin vor meiner Tür hatte ich nicht weiter auf seine Kleidung geachtet. Sein schwarzes T-Shirt war hauchdünn, sodass es unter dem Bühnenlicht durchsichtig wirkte, die Jeans so eng, dass sie sich an seinen Körper schmiegten wie die Haut einer Geliebten. Meine Güte.
    Auf den Lippen ein Bad-Boy-Lächeln, kam er an den Rand der Bühne. Das schwarze Haar fiel ihm in die Stirn wie eine Elvis-Tolle. Mit einer Bewegung, die so sinnlich war, dass mir Schauder über den Rücken liefen, nahm er das Mundstück zwischen die Lippen und begann zu spielen. Für mich. Seine Finger tanzten über die Klappen, und der weiche Sound legte sich um mich wie eine zärtliche Hand. Was konnte ich da anderes tun, als für ihn zu tanzen? Ich machte die Kamelwelle und fügte noch ein paar Bauchkreise und Bauchdrops hinzu. Es war ein Paarungslied, also tanzte ich einen Paarungstanz.
    Dies war nicht die knapp vierminütige Radiofassung von Moon over Bourbon Street , sondern die Liveversion. Die Stimme des Leadsängers passte so perfekt zu den Lyrics, dass es allen Tanzenden schier das Herz zerriss. Und das Sax verlieh dem Song über das Leben eines Vampirs genau das richtige Pathos. In null Komma nichts war die Tanzfläche bis zum letzten Platz gefüllt. Mir lief der Schweiß den Rücken herunter, und ich wiegte mich im Takt, eine katzengleiche Bewegung, keine Bauchtanzfigur. Der Leadsänger hauchte gefühlvoll: »The brim of my hat hides the eye of a beast « , da hörte ich Bliss aufschreien.
    Unterdrückt. In Panik.
    Ich ließ die Arme fallen. Wirbelte herum. Raste von der Tanzfläche. Schoss schneller durch die Tanzenden hindurch, als sie gucken konnten. Folgte dem Laut, noch während er langsam verklang. An der Bar vorbei. Ins Dunkle.
    Damentoilette . Ich stieß die Tür auf. Stürzte hinein. Zwei Paar Füße in einer Kabine, eine Frau, ein Mann. Vamp-Geruch. Blut.
    Die Zeit dehnte sich. Wurde langsamer. Nahm die Textur

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