Skinwalker 01. Feindesland
sollte.
IchsaheineGruppevonsehrjungenHexen,dieeinenHypnosezauberangewendethatten,umälterzuwirken,undfragtemichunwillkürlich,wassievorhattenundwozusiedieTarnungbrauchten.AlsBlisssieentdeckte,spanntesichihrGesichtvorKonzentrationan,undichfragtemich,wassiewohlsah.WiedereineFrage,aufdieichkeineAntwortbekam,einevonvielen.SieundRickunterhieltensichangeregt.Ichspürte,wiesieöfterzumirherübersahen.IhreNeugierwarwieeinTuch,dasmichumschlang.AberichhattenichtszusagenundhülltemichinSchweigen.
Die Luft war heiß, schwül und schwer, als schleppte sie die Last eines Gewitters mit, das sich morgen entladen würde. Ein leichter, glänzender Schweißfilm bedeckte meinen ganzen Körper. Bei jedem Schritt strich mein neuer Rock an meinen Beinen entlang und brachte die feuchte Luft zum Wirbeln. Um meinen Hals lagen warm die Amethyste und Chatkalite und mein Nugget. Die Menschen, an denen wir vorbeikamen, gingen langsam, ihre Stimmen klangen entspannt. Die Atmosphäre war sanft erhitzt, als würde ich schon tanzen, als hätte ich bereits in den Rhythmus gefunden, der die Schritte geschmeidig macht. Ich atmete tief ein und sortierte die verschiedenen Gerüche.
Das Quarter war erfüllt von dem Duft von Meeresfrüchten, von Gewürzen, heißem Fett und Menschen. Essen und Alkohol, Abgase und Parfum, Vamps und Hexen, Betrunkene und Angst, Sex und Verzweiflung und der Dunst der Gewässer. Überall, ich war umgeben von Wasser, dem gewaltigen Mississippi, den nahe gelegenen Seen, dem nicht allzu fernen Gestank der Sümpfe. Und über alledem roch ich Zichorienkaffee, so wie man ihn hier brühte. Eine berauschende Duftmischung.
Das Licht der Straßenlaternen verbarg ebenso viel, wie es enthüllte, so wie sich eine alternde Bauchtänzerin hinter bunten Fächern oder Luftballons versteckt. Aus den Bars und Restaurants drang Musik, seelenvoll-melodischer Jazz, der Beast weckte. Ich spürte ihren Atem, hörte ihren Herzschlag. Ihr Fell strich innen an meiner Haut entlang, als wäre sie kurz davor, die Kontrolle zu übernehmen.
Es waren ein paar Cops zu Fuß unterwegs. Ihre Präsenz sollte den Touristen das Gefühl von Sicherheit vermitteln. Aber die Beamten wirkten angespannt: Hände am Pistolenlauf, wachsame Mienen und gehetzte Blicke, während ihre Funkgeräte leise, aber ununterbrochen auf sie einquäkten. Sie waren allesamt nervös.
Außer Waffen und kugelsicheren Westen trugen die Jungs vom NOPD auch GPS -Sender mit eingebautem ›Panikknopf‹ bei sich. Wenn ein Polizist auf den Knopf drückte, ging ein Alarmsignal an die Zentrale, die dann per GPS den Standort des Officers ermittelte und eilends alles zur Verstärkung schickte, was in der Nähe war. Zusätzlich machte das Gerät einen Höllenlärm, ein ohrenbetäubendes Huup-huup-huup .
All diese Ausstattung hatte den Cops, die der Rogue erlegt hatte, nichts genützt. Hatten sie sie an dem Abend nicht dabei gehabt? Oder beherrschte der Rogue die mentale Kontrolle so gut, dass er sie alle matt setzte, noch ehe auch nur einer dazu kam, auf den Knopf zu drücken?
Überall auf den Straßen fuhren Übertragungswagen. Die lokalen Sendestudios von CBS , NBC , ABC , ein Wagen der FOX -Nachrichten mit dem Bild von Greta Van Susteren darauf, sogar ein Live-Ü-Wagen des hiesigen Fernsehsenders. Die Reporter suchten nach Lokalkolorit und allem, was sie über den Copkiller bekommen konnten. Und jeder von ihnen hoffte auf sein exklusives Drama, denn das brachte die Quote und den Ruhm.
Abgesehen von den Cops und den Reportern waren die Straßen weniger belebt, als ich angenommen hatte, und sehr viel stiller als am ersten Abend, als Beast auf die Pirsch gegangen war. Offenbar hatte die Nachricht, dass ein Copkiller sein Unwesen trieb, die Massen deutlich reduziert. Zwar war ich noch nie an einem Samstagabend im French Quarter gewesen, aber ich ahnte, dass in den Bars und Restaurants heute ungewöhnlich wenig Betrieb herrschte. Ein schlechtes Zeichen. Vor meinem geistigen Auge erschienen Bilder von bewaffneten Männern, die in Horden durch die Straße streiften, auf der Suche nach dem Rogue. Und womöglich jeden unglückseligen Vamp töteten, der ihnen zufällig in die Quere kam.
Unser Spaziergang endete bei der Royal Mojo Blues Company . Schon aus einem Block Entfernung roch ich den deftigen Dunst von Frittiertem und Bier und hörte die laute Musik. Die RMBC hatte einen Essbereich im Freien, eine Bar und eine Tanzfläche, und von dem offenen Grill wehte ein köstlicher Duft herüber. Und die
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