Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
Diese hier leben nicht dort.«
Mein Herz raste. Der Rousseau-Clan. Der erst kürzlich mit dem Clan der Mearkanis und dem der St. Martins ein Bündnis eingegangen war. Gegen Leo. Ich kannte Bettina Rousseau, die Blutmeisterin des Clans. Ihre Witterung hätte ich erkennen müssen.
Er schüttelte sein schulterlanges Haar zurück. »Bethany ist labil, und solch ein Austausch von Energien erschöpft sie. Sie werden akzeptieren, dass niemand außer mir sie bittet, ihre Heilkräfte einzusetzen.« Es klang wie ein Befehl. Meine Brauen wanderten in die Höhe. Unter vollständiger Missachtung der Flinte und des Messers – und meiner Wenigkeit – drehte Leo sich um und ging durch die dunkle Küche. Schloss die Tür nach draußen. Ich konnte seine Augen in der Dunkelheit funkeln sehen. »Wenn Sie nicht wollen, dass ich mit Ihnen das Bett teile, ziehen Sie sich etwas an. Wir haben viel zu bereden. Ich mache Tee.« Und mit diesen Worten wandte Leo, der Meister der Stadt New Orleans, mir den Rücken zu und ging zum Herd.
Ich schloss die Tür zu meinem Schlafzimmer und legte die Waffen auf das Bett. Ich kam mir vor wie eine Idiotin und wusste nicht, warum. Der neue Leo und die Wirkung von dolore auf ihn machten mir Sorgen. Ich schlüpfte in Unterwäsche, Jeans und ein langärmliges T-Shirt und dicke Socken, band mein nasses Haar zusammen und drehte es zu einem Knoten. Dabei fiel mir das laute Klicken wieder ein, das ich gehört hatte, als ich mich in Beast gewandelt hatte. Meine Perlen. Die waren jetzt auf der Erde und den zerbrochenen Steinen im Garten verteilt. Unwesentlich. Der Verstand beschäftigt sich mit Unwichtigem, um sich nicht dem Entsetzlichen stellen zu müssen.
Da mir Leos augenblickliche geistige Verfassung nicht ganz geheuer war, schob ich vier Pflöcke in mein Haar, als wären sie gewöhnliche Haarnadeln, lud die Derringer mit Silberkugeln und steckte sie unter meinen Hosenbund. Gegen die Schnelligkeit und Kraft eines Meistervampirs würde ich damit nicht viel ausrichten können, aber so fühlte ich mich einfach besser.
Ich hatte keine Ahnung, was ich als Nächstes tun sollte, um die Kinder zu finden. Tatsächlich Tee trinken mit einem durchgeknallten Vamp? Höflich plaudern, während die Kinder in Gefahr schwebten? Doch Leo hatte mir bereits wichtige Informationen gegeben: dass es Rousseaus oder Vamps aus dieser Blutlinie gewesen waren, die die Kinder entführt hatten, und dass sie nie auf dem Clansitz der Rousseaus gelebt hatten. Und dass es mehr als einer waren, weshalb es mir auch so schwergefallen war, ihre miteinander verflochtenen, verwobenen Duft-Signaturen zu analysieren. Sie waren alle miteinander verwandt. Ja, das war die Erklärung.
Bettina war Clanmeisterin der Rousseaus. Auf der Party hatten ihre Hände nach dem Killer gerochen. Sie wusste etwas. Am liebsten hätte ich sofort die Rousseau-Festung gestürmt, die Zähne gebleckt, die Tore eingerissen und was ich wissen wollte, aus ihnen herausgeprügelt. Aber bei Kidnapping musste man vorsichtig vorgehen. Ein falscher Schritt und … Ich atmete tief ein und aus, um mich zu sammeln. Ohne großen Erfolg. Beast grollte empört in meinem Geist. Bog ihre Krallen und bohrte sie in mich. Der Schmerz machte meinen Kopf klar.
Als ich die Küche wieder betrat, begann der Kessel gerade leise zu pfeifen, und Leo maß die Teeblätter ab, das Hemd zugeknöpft und ordentlich in der schwarzen Hose, die langen Ärmel säuberlich bis zum Ellbogen aufgerollt. Er sah bodenständig und harmlos aus, oder jedenfalls so harmlos, wie ein schöner, nicht mehr menschlicher, klinisch toter Mann in Hemdsärmeln nur aussehen kann. Atemberaubend schön. Wenn ich nicht so viel Angst um Angelina, Evan und Bliss gehabt hätte, hätte mich mein Scherzchen vielleicht sogar zum Lächeln gebracht.
Er war barfuß, genau wie ich. Der Anblick von Leos Füßen, die lang und schlank waren, mit schwarzen Härchen auf den oberen Knöcheln der großen Zehen, machte mich nervös. Er begann dampfendes Wasser über den Tee in der Kanne zu gießen, sah auf, und sein Blick wanderte zu mir in der Tür und wieder zurück. »Ich entschuldige mich, dass ich so aufbrausend war.«
So nennt man das also unter Vamps? Aufbrausend? Doch ich sagte es nicht laut und hielt ein »Okaaay« für angebrachter.
»Katie und ich haben genau aus dieser Kanne während des Krieges Tee getrunken.« Mit einem flüchtigen Lächeln sagte er: »Im Ersten Weltkrieg.« Er stellte die Kanne auf einem Metalluntersetzer ab
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