Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
heute strafen wollte. Ich schloss meine Hand fester um die Benelli.
Leo witterte, kurze, schnelle Atemzüge, wie ein Tier. Legte den Kopf schräg, wie eine Schlange, nicht wie ein Säugetier. Ein Kribbeln überlief mich. Meine Finger schlossen sich fester um den Vampkiller. Er schnüffelte wieder, hielt den Atem an und schloss die Augen. Dann stieß er heftig die Luft aus und knurrte. Beast reagierte mit einem Adrenalinstoß in meinen Stoffwechsel und einem leisen Grollen, das über meine Lippen drang.
Leos Blick flog zu mir, zu der Benelli M4 Super 90 in meiner rechten Hand, wanderte meinen Arm hoch und über meinen nackten Körper. Nicht gemächlich wie ein Geliebter, sondern abschätzend wie ein Raubtier. Wie ein Killer, der sein Opfer betrachtet.
Über das Heulen des Alarms hinweg schrie ich: »Ich nehme an, Sie sind gekommen, um zu beenden, was Sie begonnen haben, als Sie kamen, um mein Haus niederzubrennen.«
Als das Heulen des Hexenalarms plötzlich verstummte, blieb ein taubes Loch im Stoff des Universums, und ich zuckte zusammen. Molly hatte die Dauer auf dreißig Sekunden eingestellt. Wenn wir sie bis dahin nicht fixiert oder getötet haben, ist es ohnehin zu spät , hatte sie gesagt. Mein Herz krampfte sich zusammen vor Schmerz. Jemand hatte die Kinder in seiner Gewalt. Jemand hatte sie sich geholt. Ich drehte den Vampkiller in der Hand, das Silber fing das Licht auf.
»Jemand hat die Kinder entführt«, sagte ich zu ihm, warum, wusste ich nicht.
Die Andeutung eines Gefühls flackerte in den Tiefen seiner Augen auf, dann war es fort, verweht wie Blätter im Winterwind. Er blinzelte langsam. Holte kurz und flach Atem. Seine Mundwinkel hoben sich, fast wie gegen seinen Willen. Er schmunzelte.
Bei diesem Laut wurden seine Augen wieder menschlich. Lachen holte einen Vampir immer aus seinem Tötungsrausch. Vampire können nicht gleichzeitig lachen und im Angriffsmodus sein. Es sind zwei unvereinbare Seiten ihrer Natur – die eine immer noch menschlich, die andere das Raubtier. Das Rot in seinem Auge wurde wieder weiß, und er richtete sich auf, wodurch er sofort wieder wie ein Mensch wirkte, und holte tief Luft. Ein fast bizarrer Anblick, nachdem seine Pose eben noch so wenig menschlich gewesen war.
»Warum sind Sie hier?«, fragte ich leise in die seltsame Stille hinein. »Weil ich Bethany gebeten habe, Molly zu heilen?«
»Ich … ich weiß es nicht … «
»Ist es die dolore?«
Etwas huschte über sein Gesicht, schwach und so schnell, als ob es sich kräuselte, als würde ein fragiler Verstand zerrissen wie morsche Seide. Fast ebenso schnell lagen wieder Vernunft und Beherrschung in seinen Augen. Ich hielt die Benelli auf ihn gerichtet, den Vampkiller fest in der Hand. Er blinzelte langsam. Schwarze Augen musterten mich von oben bis unten, dieses Mal kühl und prüfend. Er strich sich eine Strähne seines seidigen schwarzen Haares aus dem Gesicht, dessen ursprünglich olivenfarbener Teint in Jahrhunderten ohne Sonnenlicht verblasst war, und als er sprach, war sein Ton kühl-ironisch. »Mit Flinten kann man mich nicht töten.«
»Doch. Wenn die Munition aus handgefertigter silberner Pfeilmunition besteht.
Leo legte den Kopf schief, und sein Lächeln wurde intensiver, während er mich nun betrachtete, als sei er eine ganz andere Art von Räuber. Und ich wurde mir lebhaft bewusst, dass ich nicht angemessen gekleidet war. Gar nicht bekleidet, um genau zu sein. Ich drehte das Messer mit der Spitze nach vorn. »Und das Messer ist ein versilberter Vampkiller. Weder das eine noch das andere wird Sie auf der Stelle töten, aber möglicherweise werden Sie am nächsten Morgen Mühe haben aufzuwachen.«
Leos Lächeln war ein wirklich überzeugendes Lächeln – charmant, entwaffnend, mit beweglichen, vollen Lippen. Unsere Blicke trafen sich. Und seine harte, starke Vampirmacht traf mich mit voller Kraft. Auf einmal verspürte ich den Drang, meine Waffen zu senken. Widerstand. Hielt mich an Beasts Selbsterhaltungstrieb fest.
»Ich bin der Meister dieser Stadt. So leicht kann Silber mich nicht töten. Hatten Sie einen Rousseau zu Gast?«
Ich brauchte einen Moment, bis ich begriff, dass er das Thema gewechselt hatte. »Nein.«
»Nach Hexenblut stinkende Rousseau-Vasallen haben in Begleitung zweier weiblicher Hexen Ihr Haus überfallen, Rousseaus, die ich nicht kenne. Einer ist ein mächtiger Meister. Interessant. Eigentlich müsste ich alle Rousseaus kennen. Ich war schon bei ihnen, auf ihrem Clansitz.
Weitere Kostenlose Bücher