Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
und legte den Deckel über die Teeblätter. Ich schloss die kalten Finger um die Derringer.
Es juckte mir in den Fingern, mit der Suche nach den Kindern zu beginnen, aber … wo? Also biss ich die Zähne zusammen und holte die Teetassen. Ich entschied mich für zwei aquamarinfarbene Tassen. Ich stellte Zucker auf den Küchentresen und holte Sahne und Milch aus dem Kühlschrank. »Ja?«
Leo stülpte einen Teewärmer über die Kanne, damit der Tee ziehen konnte. Er bereitete Tee zu. Der Normalität der Situation so kurz nach seiner Vampshow am Fuß der Treppe war mir unheimlich. War das nun ein Waffenstillstand? Oder hatte er ganz einfach vergessen, weshalb er hergekommen war? Bei seinem letzten Besuch hatte er keinen Zweifel an seiner Absicht gelassen, mein Haus abzufackeln, vorzugsweise mit mir drin. Es musste an der dolore liegen. Konnte seine Stimmung jederzeit wieder kippen?
»Eine dritte Tasse wäre nett.« Sein Ton war milde, ohne die Macht, die er in seine Stimme legen konnte. »George ist draußen. Ich glaube, er würde gerne hereinkommen.«
Ohne einen Kommentar holte ich eine weitere Tasse aus dem Schrank und ging zur Tür. Als ich sie öffnete, stand Bruiser dort, immer noch in demselben Hemd mit offenem Kragen und Jeans. Sein Blick richtete sich auf meinen Hals, als suchte er nach Bissspuren. Ich glaubte, Erleichterung in seinen Augen zu sehen, bevor er sie wegblinzelte. »Hier ist der Bann noch aktiv«, sagte ich. »Durch die Seitentür kannst du das Haus betreten, ohne dass der Alarm wieder losgeht.«
Er nickte und wandte sich zur Gartentür um. Keine überflüssigen Worte. Ich ging zurück in die Küche und holte die Keksdose heraus. Meine Hände zitterten, als ich sie öffnete. Angie hatte heute zwei davon nach dem Mittagessen gegessen. Und jetzt war sie in der Gewalt eines Vampirhexers, und ich hatte das ungute Gefühl, dass der ihr keine Kekse gab. Ich kämpfte mit den Tränen, als mich plötzlich und ungewohnt Gefühle übermannten und ich drohte, in einen Strudel aus Angst, Sorge und Trauer hineingerissen zu werden. Ich holte tief Luft, rang um Beherrschung.
Bruiser kam gerade herein, als ich Kekse auf einen Teller legte und Leo Tee eingoss. Eine Hand in die Hüfte gestützt, betrachtete er die häusliche Szene, die kräftigen Brauen sorgenvoll zusammengezogen. Ich nahm eine Tasse von Leo entgegen, Bruiser nach kurzem Zögern ebenfalls. Er hielt sie so, als befände sich Sprengstoff darin. Leo setzte sich und bedeutete uns, ebenfalls Platz zu nehmen, ganz so, als wäre er der Herr in meinem Haus.
Nicht mit mir. Selbst auf die Gefahr hin, dass er dann ausflippte. Ich lehnte mich gegen den Küchentresen, einen Fuß nach hinten, um mich, falls nötig, zum Sprung abdrücken zu können. Aber George setzte sich und nahm einen Schluck von seinem Tee, obwohl er, wie ich wusste, Kaffee eigentlich lieber mochte. Er gab einen Löffel Zucker hinein und rührte um. Ich verstand den Wink und nahm mir Zucker und Milch. Als das geschehen war, sagte Leo: »Also, George?«
Knapp und bündig, wie ein Soldat, der Bericht erstattet, sagte George: »Der Exekutivrat der Vampire hat einem Treffen unter diplomatischem Schutz mit einer Delegation der Hexen zugestimmt.« Seine Worte trafen mich wie ein Hammerschlag. Zwischen Vamps und Hexen gab es keine offiziellen Beziehungen, das war undenkbar. Das letzte Gespräch, von dem man wusste, hatte vor mehr als hundert Jahren stattgefunden. George schob mir einen Zettel zu. »Die Kontaktperson meines Meisters bei den Hexen hat mir bestätigt, dass sie bereit sind, vor dem Rat zu sprechen.«
Meine Brauen hoben sich unmissverständlich. Ich beugte mich vor, nahm das Stück Papier und steckte es in die Tasche. Leo hatte das arrangiert? Dazu brauchte es geistige Klarheit. Ich begann mich zu entspannen.
»Mein Meister hat außerdem gehört, dass bald ein weiteres Mitglied des Everhart-Coven in New Orleans eintreffen wird, Evangelina, genauso wie Evan Trueblood, ein nicht registrierter Hexer. Mit ihrer Ankunft gibt es einen neuen, vollständigen Coven in der Stadt. Mr Pellissier erwartet von ihnen, dass sie sich wie alle anderen Touristen auch verhalten und nach Hause zurückkehren, wenn ihr Besuch beendet ist.«
Mein Herz geriet ins Stottern. Niemand außer Molly und ihre Schwestern wusste von Evan. Mist . Ich nahm einen Schluck Tee, während ich fieberhaft nachdachte. Evangelina Everhart hatte ein paar Fäden gezogen und ihre Beziehungen spielen lassen, um das Treffen
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