Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
packten die Schaufeln, die leeren Muschelsäcke und die Schubkarre zusammen und zuckelten geräuschvoll aus dem künstlichen Graben, während die Vamps auf und ab gingen und sich mit gesenkter Stimme unterhielten. Ich nutzte die Gelegenheit und schlich mich näher an den Kreis heran. Bei dem Radau, den sie machten, würde mich niemand hören. Ich spürte, dass auch Dereks Männer sich vorwärtsbewegten, hören tat ich jedoch nur wenig; für Menschen stellten sie sich nicht übel an. Mit geneigtem Kopf lauschte ich Sina und Brigit nach. Türen knallten, dann hörte ich nichts mehr von ihnen. In dem Kreis begannen die Vamps an den fünf Spitzen des Pentagramms Aufstellung zu nehmen.
Ich ging so nah heran, bis ich Angelina, Little Evan und Bliss unter dem Blattwerk eines Baumes hindurch sehen konnte. Sie lagen gefesselt und geknebelt in der Mitte des Kreises auf dem Boden. Bliss sah aus, als wäre sie mehr tot als lebendig. Sie war käsebleich und hatte die Arme auf dem Rücken. Und sie war nackt, an Hals, Armbeugen und Leiste waren Bissspuren zu sehen. Angie und der kleine Evan hatten bloße Füße und trugen Pyjamas, die ich nicht kannte. Sie hatten die Augen geschlossen. Über ihren Köpfen konnte ich die Energien eines Zaubers sehen; der von Evan war pink, der von Angie blassgrau. Ich war überrascht, auch Bettina innerhalb des Kreises zu sehen, ebenfalls nackt, weiß wie ein Gespenst, blutleer und mit den Händen auf dem Rücken. Sie war an Bliss gefesselt.
Ich erinnerte mich, sie in dem Bett der Damours gerochen zu haben. Welche Rolle sie hier spielen sollte, verstand ich nicht. Doch diese Vamps wurden gejagt und waren auf der Flucht. Vielleicht brauchten sie einfach etwas mehr Vampblut für ihr Ritual. Vielleicht hatten sie es aber auch geändert und benötigten eine neue Zutat. Doch eines war offensichtlich: Bettina sollte diese Nacht nicht überleben.
Für diese vielen Leute war nicht sehr viel Platz im Kreis. Ich war froh, dass die Kinder bewusstlos waren. So mussten sie das nicht mitansehen. Niemand sollte so etwas mitansehen müssen.
Ich ließ mich auf ein Knie hinunter, um durch eine Öffnung in den Büschen zu spähen. Die Kreuze glühten und erhellten die Bäume, doch die Vamps schienen völlig ungerührt zu sein. Sie schienen in ihrer Nähe überhaupt keine Schmerzen zu haben. Alle trugen dunkle Spiegelsonnenbrillen, und auf ihrer Haut roch ich Sonnencreme und einen Schutzzauber. Offenbar hatten sie einen Zauber gefunden, der sie vor den Kreuzen schützte. Wenn schon weder Sonnenlicht noch Kreuze ihnen etwas anhaben konnten, wie lange würde es dauern, bis sie eine Methode gefunden hatten, um auch andere Waffen wirkungslos zu machen: Holz ins Herz, Silberkugeln? Meine Arbeit würde um einiges schwerer werden, falls es uns nicht gelang, die Sache hier zu vereiteln.
Die Vamps waren nicht alle Hexen und keiner von ihnen wirkte besonders mächtig, aber sie rochen alle nach He-
Ich ließ die Hand auf mein Lieblingsmesser sinken und packte es fest am Knauf. Auf einmal verstand ich, warum Bliss hier war. Alle diese Vamps hatten von ihr getrunken, um ihr Hexenblut aufzunehmen. Damit waren sie zwar nicht automatisch in der Lage, Magie zu wirken, doch sie konnten in Ritualen eingesetzt werden, so wie nicht so mächtige Hexen, die während magischer Zeremonien Energien erspürten.
Doch auch Adrianna und Rafael konnte ich nicht einfach so abtun, auch sie konnten uns gefährlich werden. Sie waren Geistespartner und vielleicht mächtiger, als ich dachte. Also hing alles an dem fünften im Bunde, dem namenlosen Damours-Bruder, den ich auf den Gemälden gesehen hatte, die wir aus dem Nest der Damours geschafft hatten. Persönlich hatte ich ihn noch nie gesehen. Heute Abend war er rasiert, wirkte geschmeidig, wie ein Krieger. Auf fünf der Bilder hatte er einen Bart getragen, ohne diesen und kahl rasiert hätte ich ihn nie wiedererkannt. Ein Typ wie er war im Nahkampf gefährlich wie eine tollwütige Katze.
Von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, stellte er sich an die nördliche Spitze des Pentagramms. In der Hand hatte er ein Athame mit Stahlgriff und einer Klinge aus Obsidian, in der sich das Licht fing und vielfach gebrochen zurückgeworfen wurde. Das sollte wohl heißen, dass er das Kommando hier hatte.
Er knöpfte sich das Hemd auf und streifte es sich über die Schultern. Um den Hals trug er das Amulett aus den Gemälden, den pinkfarbenen Stein an der schweren Goldkette.
»Kommt zusammen«, sagte er,
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