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Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)

Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)

Titel: Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
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Hautgouts. WWF zog Gummihandschuhe an und untersuchte die Fangzähne, vergewisserte sich, dass es auch wirklich junge Rogues waren und stellte mir eine Empfangsbestätigung aus. Ich nahm sie und ging und hatte das unangenehme Gefühl, heute gar nichts erreicht zu haben.
    Ich war zu aufgedreht, um schlafen zu können. Also zog ich mich erneut nackt aus und schloss die Waffen weg. Dann nahm ich die Halskette mit den Puma-Fetischen und die Hüfttasche, stattete der Küche einen Besuch ab, um warmes Rindertrockenfleisch mitzunehmen, und ging hinaus zu den Steinen, auf denen ich meditierte und mich wandelte. Bis zur Morgendämmerung blieben mir noch zwei Stunden, und ich hatte reichlich Frust abzubauen.
    Jaaaa. Jagen , dachte Beast. Seit Langem hatte ich nicht mehr gejagt. Sie drückte sich an mich, ihr Fell scheuerte an mir, ihre Krallen öffneten und schlossen sich, und die scharfen Spitzen stachen in meinen Geist.
    Als ich auf den geborstenen Steinen stand, hängte ich mir die Hüfttasche um den Hals und kürzte die doppelte Kette, an der das Goldnugget hing, auf die richtige Länge, um die Tasche daran anschnallen zu können. Jetzt sah es aus, als trüge ich ein Halsband mit einer Notausrüstung, wie sie die Rettungshunde in den Schweizer Alpen haben. Ich bückte mich und kratzte mit dem Goldnugget über den obersten Stein, sodass er einen dünnen Streifen Gold hinterließ – mein ›Leuchtfeuer‹, damit ich wieder nach Hause zurückfand.
    Jagen. Töten. Blut und Fleisch. Obgleich Beast immer in den Tiefen meines Bewusstseins präsent ist, sprach sie jetzt zu mir als ein eigenständiges Wesen mit einem Ichbewusstsein und eigenen Bedürfnissen. Ich betrachtete das Rindfleisch, das ich auf die Erde gelegt hatte. Sie würde es nicht mögen, doch solange es keinen Strom gab, würde sie sich damit begnügen müssen. Beast brauchte es, wieder einmal frei umherstreifen zu können, und ich würde besser genesen, wenn ich mich wandelte. Der Tropfen von Bethanys Essenz hatte mich am Leben erhalten. Wenn ich nicht schon ganz andere Dinge erlebt hätte, hätte ich es beinahe für ein Wunder halten können. Aber für Beast und meine eigene Skinwalker-Magie war es kein Ersatz.
    Ich saß auf den warmen Felsbrocken, umschwärmt von hungrigen Moskitos. Beast zischte. Bissige Dinger. Zu klein zum Fressen.
    Die Halskette war aus den Krallen, Zähnen und kleinen Knochen des größten Pumaweibchens gemacht – auch Berglöwin genannt – , das ich je zu Gesicht bekommen habe. Ein Rancher hatte die Katze während einer legalen Jagd getötet, sich ihr Fell an die Wohnzimmerwand genagelt und die Knochen und Zähne an einen Taxidermisten verkauft. Pumas wurden in allen westlichen Bundesstaaten der USA gejagt, waren in den östlichen aber ausgestorben, hieß es. Angeblich waren auch wieder Pumas östlich des Mississippi gesichtet worden. Das gab mir Hoffnung. Ich brauchte die Halskette nicht unbedingt, um diese Gestalt anzunehmen – anders als bei anderen Arten war Beasts Gestalt ein Teil von mir – , aber es fiel mir damit leichter.
    Mit der Kette in den Händen schloss ich die Augen. Entspannte mich. Lauschte dem Wind, spürte den Ruf des Mondes, der sich als zunehmende Sichel noch hinter dem Horizont verbarg. Ich horchte auf meinen Herzschlag. Beast erhob sich, lautlos, ganz Raubtier.
    Ich verlangsamte meine Körperfunktionen, meine Herzfrequenz, senkte meinen Blutdruck, lockerte die Muskeln, wie kurz vor dem Einschlafen. Ich lag in der feuchten Luft, Brust und Bauch an dem kühlen Stein.
    Ich leerte meinen Geist, sank tiefer, mein Bewusstsein fiel von mir ab, und zurück blieb einzig das Ziel dieser Jagd. Dieses Ziel prägte ich in die Unterseite meiner Haut, in die tief gelegenen Teile meines Unterbewusstseins, damit ich es nicht vergaß, wenn ich mich wandelte. Ich sank tiefer. Hinab in die Dunkelheit, in eine graue Welt aus Schatten, Blut und Ungewissheit und uralten, nebelhaften Erinnerungen. In der Ferne hörte ich Trommeln, roch Kräuter und Holzrauch, und der Nachtwind auf meiner Haut schien kühler zu werden. Im Hinabsinken verfestigten sich Erinnerungen; Erinnerungen, die sonst halb vergessen waren, sowohl meine als auch Beasts, die aber durch den Aufenthalt in der Schwitzhütte bei Aggie One Feather wieder näher an die Oberfläche getreten waren. War es wirklich erst heute Morgen gewesen? Es schien mir Jahre her zu sein.
    Wie es mir mein – lang vergessener – Vater vor langer Zeit beigebracht hatte, spürte ich der

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