Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)
zum Anziehen besorgen.“
Ein Wink seiner faltigen Hand genügte, und Gwendols lädierte Kleidung wirkte wie neu, als hätte ein unsichtbarer Schneider rasch die zertrennten Stoffbahnen wieder zusammen genäht.
Die Männer begannen zu klatschen, während Gwendol sich vor ihnen verneigte und anerkennend auf Hazaar wies, dem der Beifall eigentlich galt.
XXVII.
Wenig später schritt ein Gefolge durch den Drachenberg, das wie eine feierliche Prozession wirkte: Allen voran stapfte Ramin, dahinter Irian, der Nathaels leblosen Körper über der Schulter trug, sowie Skiria und Janus, gefolgt von den einstigen Gefangenen. Den Schluss des Zuges bildete Hazaar, an dessen Seite Gwendol marschierte.
Tröstend legte Janus den Arm um seine Schwester, aus deren Kehle sich immer wieder ein Schluchzen entrang.
Von den Vorgängen im Inneren des Berges ahnte der Wurzelschrat nichts. Kraftlos hingen seine Arme herab, während er traurig auf die Pfütze aus Harz und Blut blickte, die sich vor ihm gebildet hatte. So viele Jahre hatte er treu als Pförtner gedient und den Riesenechsen den Eintritt verwehrt. Nun war es vorbei. Der Drache würde seinen Artgenossen von der Schwäche des Wächters erzählen, sodass jeder von ihnen sich nur allzu leicht Zugang zum Drachenberg verschafften konnte. Er kam sich schrecklich nutzlos vor.
Gerne wäre der Schrat vor seiner Schmach geflohen, in den Wald hinein, wo ihn niemand kannte, doch das war nicht möglich, denn die dicken Wurzeln hielten ihn erbarmungslos im Boden fest. Seine Hoffnung, die Schwarzmagier mochten ihn von seinem Dienst entbinden und ihn durch Zauber befreien, erstarb, als Ramin samt einem Gefolge aus Männern, die der Wurzelschrat zum Teil vor vielen Jahren an der Pforte in Empfang genommen hatte, zum Ausgang strebte.
Widerstandslos ließ er sie passieren.
Bis zum Abend hatten die Männer ein Grab zu Füßen des Drachenberges ausgehoben, in das sie Nathael behutsam legten, um ihn den Göttern zu überlassen. Im diffusen Licht der Dämmerung standen sie lange mit gesenkten Köpfen um Nathaels letzte Stätte, bis Finsternis den Wald in tiefes Schwarz tauchte.
Am nächsten Tag begaben sich die Männer wieder in den Berg, um die Leichen der Schwarzmagier zu holen und sie ebenfalls zu vergraben. Ihre Rubinringe versenkten sie in dem unterirdischen See und hofften, dass niemand sie jemals wieder benutzte, um mit ihrer schwarzen Magie Böses zu bewirken.
Derweil begab sich Ramin in die Lüfte, um Nahrung zu beschaffen. Es gelang ihm, ein Wildschwein zu erlegen, das seine Kameraden am Abend über einem Feuer brieten.
Bedrücktes Schweigen bestimmte das Essen, denn trotz des Sieges über die Schwarzmagier war niemandem nach Unterhaltung zumute.
Gwendol fiel es schwer, die Stille zu ertragen. Nur mit Mühe war es ihm tagsüber gelungen, sein Mundwerk im Zaum zu halten. Doch nun, da sich alle zum Essen versammelt hatten, schien es an der Zeit, eine Frage zu stellen. Gwendol wartete, bis die letzten Reste verspeist waren, bevor er damit heraus platzte: „Wie soll es nun mit uns weiter gehen?“
Irritiert blickten die Männer auf und wirkten dabei, als hätte sie jemand aus einem tiefen Traum geweckt. Gwendol fühlte sich unbehaglich, denn alle starrten nun auf ihn. Er glaubte, Vorwürfe in ihren Augen zu erkennen. Als Hazaar sich würdevoll erhob, fürchtete der Knabe das Schlimmste. Doch zu seiner Überraschung klang die Stimme des Magiers besänftigend.
„Gwendol, du hast große Tapferkeit bewiesen“, sprach er ihn freundlich an. „Ohne dich wären die Schwarzmagier noch immer am Leben.“
Beschämt senkte sich Gwendols Kopf, während eine zarte Röte sein Gesicht bis zu den Ohren überzog. Er zuckte zusammen, als Hazaar sehr viel lauter mit seiner Rede fortfuhr, sodass alle mithören konnten: „Du hast gezeigt, dass mehr in dir steckt, als nur ein naiver, unreifer Knabe. Auch mich hast du davon überzeugt. Aufgrund deiner Leistung möchte ich über deine vergangenen Fehler hinwegsehen und dir anbieten, fortan auf meinem Schloss eine Ausbildung zum Magier zu absolvieren. Selbstverständlich nur, wenn du das nun noch willst.“
Es dauerte einige Augenblicke, in denen Gwendols Mund weit offen stand, bis der Junge begriff, dass der Zauberer eine Antwort von ihm erwartete.
„Aber ja!“, rief er endlich und schickte sich an, auf den Magier zuzustürmen, um ihn zu umarmen. Als Hazaar jedoch betreten zur Seite blickte, erinnerte sich Gwendol daran,
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