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Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Titel: Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Rubin
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Ungetüm unvermittelt inne hielt, sein Maul aufklappte und dabei eine Reihe unglaublich gelber und gefährlich spitzer Zähne zeigte. Vor Skiria tauchten Bilder eines Drachens auf, der auf grausame Weise einen Menschen in Stücke riss. Erbarmungslos mahlte er mit seinem Gebiss die Knochen seines Opfers zu Staub, während dessen Qualen ihm grausame Genugtuung verschafften. Zu Füßen der Bestie bildete sich ein See aus Blut.
    „Bist du immer so schweigsam?“, unterbrach der Drache munter ihre destruktiven Gedanken.
    Zornig biss sich Skiria auf die Lippen und hielt tapfer dem Blick des Ungeheuers stand. Sollte ihn doch der Teufel holen! Was dachte sich dieses Monster eigentlich? Sollte sie etwa vergnügt mit ihm plaudern, mit einem Drachen? Einem Wesen, dessen Artgenosse ihren Vater tötete? Eine seiner Pranken hob sich. Skiria schluckte, gewahrte dann jedoch erleichtert, dass er das krallenbewehrte Mordwerkzeug lediglich dazu benutzte, um den Juckreiz an seinem vermutlich parasitenbesetzten Hals zu stillen. Skiria zögerte nicht lange. Dieser Moment der Unaufmerksamkeit bot ihr eine einmalige Gelegenheit zur Flucht. Blitzschnell drehte sie sich um und verschwand im Gehölz, wo sie sich vor den Blicken des Drachen sicher fühlte.
    Dass dort dichtes Dornengestrüpp ihren Fluchtversuch zu vereiteln drohte, ließ sie zum ersten Mal in ihrem Leben so laut und ergiebig fluchen wie der betrunkene Wirt der Dorfschenke, den beim Kartenspiel regelmäßig das Glück verließ. Die stacheligen Gewächse schienen Skiria förmlich festhalten zu wollen. Ungeduldig zerrte sie an ihrem Kleid, das sich hoffnungslos in den Dornen verhangen hatte. Dem Besitzer der dunkel behaarten Pranke, der sich im Dickicht verbarg, lief bereits das Wasser im Munde zusammen. Völlig darauf konzentriert, sich loszureißen, bemerkte Skiria ihn nicht. Erst als sich ein fester Griff um ihr Handgelenk schloss, registrierte das Mädchen starr vor Schreck den Angreifer. Die riesige Gestalt, deren scheußliches Äußeres darauf hindeutete, dass es sich nicht um ein menschliches Wesen handelte, überragte sie um zwei Köpfe. Noch nie hatte sie etwas derart Grässliches gesehen: Der kahle Schädel wies eine sonderbare Deformation auf, sodass er wie die Karikatur eines besonders hässlichen Menschen wirkte. Sowohl am Körper als auch im Gesicht hing seine Haut in wulstigen, ledrigen Falten herab. Grinsend verzog das Monstrum sein rissiges Maul, während die behaarte Hand noch fester zudrückte. Skiria entfuhr ein Schmerzensschrei, als sie grob zu Boden gestoßen wurde. Es kniete über ihr und musterte sie schneidend. Der Geruch, den das Monster verströmte, erinnerte an einen Pferdestall, den seine Besitzer seit Wochen nicht mehr gesäubert hatten. Endlich begann Skiria zu schreien. Das Geschöpf versuchte, sie daran zu hindern, indem es seine Finger auf ihr Gesicht presste. Kurzentschlossen biss Skiria zu. Das Wesen zuckte zurück und schüttelte heulend die schmerzende Hand, während Skiria aus Leibeskräften um Hilfe rief.
    Doch sie verstummte jäh, als ein kurzes Zittern den Waldboden durchfuhr. Verwirrt sah sich das Wesen um. In kurzen Intervallen durchliefen Wellen den Boden, begleitet von einem unheilvollen Dröhnen. Mit irrem Blick rollte das Ungeheuer wild mit den Augen. Sein eben noch vor Gier strotzendes Monstergesicht verwandelte sich zusehends in eine angstverzerrte Fratze, als die Ursache der dumpfen Geräusche zum Vorschein kam.
    Der Drache wuchtete seinen Schuppenpanzer durchs Dickicht. Mit solchen Urtieren verband der Angreifer wohl schlechte Erfahrungen, denn er ließ augenblicklich von seinem Opfer ab und lief mit plumpen Schritten ins schützende Dickicht. Der Drache preschte hinterher und walzte einfach sämtliche Sträucher platt, die sich ihm in den Weg stellten. Planlos lief das flüchtende Ungeheuer zwischen den Bäumen umher und stieß sich seine Stirn an den tiefhängenden Ästen. Die dicht verwobenen Zweige mannshoher Sträucher ließen es nur schwer vorwärts kommen. Vergeblich mühte es sich, aus seinem Gefängnis aus Dornen zu entkommen. Das Wesen saß in der Falle. Als die Kreatur sich umdrehte, musste sie hilflos mit ansehen, wie der Drache wutentbrannt auf sie zurannte. Ängstlich wimmerte das Geschöpf vor sich hin.
    Skirias Herz klopfte bis zum Hals. Würde es zum Kampf zwischen den beiden kommen? Es erschien ihr vollkommen absurd, doch ihre neue Bekanntschaft riss mit lautem Brüllen das Maul auf und ließ den Kopf des

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