Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)
Silhouette des Drachen beinahe unwirklich erscheinen. Doch der Traum war vorbei. Soweit Skiria erkennen konnte, handelte es sich um dasselbe Ungetüm, dessen tief gelegene Höhle am Vortag vermutlich zum ersten Mal ein Mensch betreten hatte. Ramin schien ihr Erwachen nicht bemerkt zu haben. Geschäftig rückte er ein Stück Fleisch mit seinem Maul zurecht und ließ einen kurzen Feuerstrahl darauf hernieder. Der Rauch stieg Skiria in die Nase und ließ sie husten.
Kaum gewahrte Ramin ihre Aufmerksamkeit, rief er laut: „Ich habe dir etwas zu essen gemacht!“
Staunend begriff das Mädchen, dass Ramin die Gelegenheit, sie im Schlaf zu töten, nicht genutzt hatte. Stattdessen brachte er ihr Fleisch. Stumm griff Skiria nach dem dargebotenen Mahl und kaute gedankenversunken. Gesättigt lehnte sie sich schließlich an einen Baumstamm und wunderte sich über das Tier, das schmatzend die Reste des Fleisches in einer Geschwindigkeit vertilgte, als drohte es ihm jemand wegzunehmen.
„Warum folgst du mir?“, wollte sie wissen. Dem Drachen troffen klebrige Speichelfäden aus dem Maul, als er sein Mahl unterbrach und ernst erklärte: „Ich möchte dich beschützen. Der Wald ist gefährlich.“
Diese Antwort verwunderte Skiria.
„Aber ihr Drachen seid doch ebenso gefährlich für den Menschen.“
„Aber nein! Wir sind sehr friedvoll“, widersprach Ramin empört.
„Friedvoll?“, entfuhr ihr in scharfem Ton. „Mein Vater wurde von einem eurer Art getötet!“
Der Koloss blickte zu Boden, als schäme er sich für diesen Vorfall.
„Das tut mir Leid.“
Entsetzt schüttelte Skiria den Kopf und setzte zu einer wütenden Erwiderung an. Wie konnte diese Kreatur nur behaupten, dass Drachen harmlos wären? Sie empfand Ramins Worte als blanken Hohn.
„Du musst verstehen...“, begann Ramin erneut, doch Skiria fiel ihm wütend ins Wort: „Wie soll ich dafür Verständnis aufbringen, wenn ein Drache meinen Vater, der euch nie etwas zuleide getan hat, auf schreckliche Art und Weise entführt und tötet?“
Die Riesenechse scharrte nervös mit einer Klaue und schien sich unwohl zu fühlen. Eine kleine Pause entstand, in der beide schwiegen. Skiria starrte ihn so eindringlich an, als erwarte sie endlich eine Antwort, doch Ramin gewann den Eindruck, dass, was immer er nun erwiderte, bestimmt das Falsche sein mochte. Um die peinliche Stille zu unterbrechen, brachte das Tier jedoch leise hervor: „Wir werden gezwungen, das zu tun.“
Fragend zog Skiria ihre Augenbrauen zusammen.
„Gezwungen? Von wem?“
Ramin fürchtete, dass Skiria ihm nicht glaubte. Doch er musste sie über das schwere Los seiner Art aufklären. Als stimme das seine Gesprächspartnerin milder, senkte er seine Stimme noch weiter, bekam aber mehr ein Röcheln als ein Flüstern zustande: „Von unserer Königin.“
Skirias zweifelnde Miene deutete an, dass sie von der Existenz einer Drachenkönigin noch nie gehört hatte.
„Du willst mir doch nicht etwa eine Lügengeschichte auftischen?“, fragte sie beinahe drohend.
„Aber nein!“, entrüstete sich Ramin. „Es ist die Wahrheit!“
„Also gut. Erzähl weiter!“
Erleichtert über die Gelegenheit, seine menschliche Begleiterin über das Joch, das die Oberste der Drachen ihren Untertanen auferlegt hatte, berichten zu können, sprudelte er hervor: „Um an unser Drachenkraut zu gelangen, verlangt die Drachenkönigin von uns, Menschenopfer zu bringen. Vor hundertundfünfzig Jahren noch durften wir das Kraut ohne Gegenleistung holen. Dann begannen die Menschen, Jagd auf uns Drachen zu machen, weil sie irrtümlich dachten, wir seien gefährlich. Dabei lebten wir bis dahin in Frieden mit den Menschen. Viele Drachen fielen ihren Schwertern zum Opfer. So viele, dass bald nur mehr wenige unserer Rasse in den Wäldern lebten. Unsere Königin, früher friedfertig und gütig, erzürnte dies dermaßen, dass sie befahl, jeder Drache möge künftig ein Menschenwesen zu ihr bringen, wenn er Drachenkraut von ihrem Vorrat holen möchte.“
Skiria hörte geduldig zu, doch verwirrten sie Ramins Worte ein wenig.
„Was ist das für ein Kraut, dass ihr bereit seid, dafür solches Unheil anzurichten?“ Ramin erinnerte sich, wie ihm seine Mutter von den Menschen erzählt hatte, deren Lebensweisen und Gebräuche sich gänzlich von denen der Drachen unterschieden. Vorsichtig erkundigte er sich: „Du kennst es nicht?“ Verständnislos schüttelte Skiria den Kopf.
Also musste Ramin weiter ausholen: „Das
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