Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)
Anweisung.
„Warum kann ich mein Kleid nicht anbehalten?“
„Weil es sonst nass wird. Ich erkläre dir alles auf dem Weg zu unserer Höhle.“ Gerne hätte Skiria noch mehr über die bevorstehende Reise erfahren, doch der Drache schien im Moment nicht gewillt, Einzelheiten darüber preiszugeben. Unschlüssig stand sie vor dem Tier, das darauf wartete, endlich losziehen zu können. Schließlich opferte Skiria ein Stück ihres Kleides, um daraus einen Beutel zu binden. Von dem mittlerweile arg zerschlissenen Stoff ließ sich ohne Anstrengung ein breiter Streifen abreißen, der zusammengeknotet Platz für etwas Drachenkraut bot, oder was immer Ramin sonst noch darin zu befördern gedachte. Sorgfältig knüpfte sie die Stoffbahnen zwischen die gegabelten Enden des Zweige, bevor sie das Bündel schulterte. Ramin betrachtete sie wohlwollend.
„Bereit zum Aufbruch?“ Skiria nickte und begab sich folgsam sich Skiria neben ihren künftigen Reisegefährten. Dass nun bei jedem Schritt ihre Knie unter dem gekürzten Rock hervor lugten, erschien Skiria anfangs ungewohnt, doch bald störte sie sich nicht mehr daran.
Die Bäume standen sehr dicht, sodass der Drache nur langsam vorankam. Immer wieder musste er Umwege einschlagen, während Skiria problemlos den kürzeren Weg wählen konnte. Zwischen jungen Baumtrieben zwängte sich der Koloss mit brachialer Gewalt hindurch, sodass die zarten Stämme splitternd brachen. Trotzdem befürchtete Skiria, dass es an der Seite des schwerfälligen Tieres wohl mehr als nur einige Tage dauerte, den Drachenberg zu erreichen. Als sie ihre Bedenken äußerte, versuchte Ramin zu beruhigen: „Wir werden nicht durch den Wald marschieren, sondern benutzen die Drachenwege. So sind wir schneller am Ziel.“
An ihrer fragenden Miene erkannte Ramin, dass Skiria noch sehr wenig von seiner Welt wusste und beschloss, ihr eine kurze Einführung zu geben: „Einst, vor langer Zeit, existierten Wesen, die unter der Erde lebten. Ihren riesigen schaufelartigen Händen verdankten die menschengroßen Geschöpfe ihren Namen. Mit ihnen gruben die Schaufelwarfe unterirdische Pfade. So entstand ein riesiges Netzwerk an Gängen, die große Höhlen miteinander verbanden. Den Schaufelwarfen wurde jedoch zum Verhängnis, dass sie in Drachenkreisen als ausgesprochene Leckerbissen galten. Leider konnten die meisten meiner Artgenossen den schmackhaften Gräbern einfach nicht widerstehen. Obwohl sie eigentlich nützliche Dienste vollbrachten, denn in ihren weitläufigen Bauten konnte sich sogar ein Drache problemlos bewegen. Bald hatten meine Vorfahren die Schaufelwarfe ausgerottet. Zurück blieben ihre Gänge, die zu vielen geräumigen Höhlen führten, in denen wir uns schließlich niederließen. Bis heute nutzen wir die Drachenwege, um auf diese Weise schnell vorwärts zu kommen. Auch zu unserer Höhle führt ein solcher Weg.“
Skiria wanderte in Gedanken die Drachenhöhle ab, konnte sich aber nicht erinnern, dass von dort ein Gang abzweigte.
Gegen Abend erreichten sie Ramins Quartier. Die Höhle lag in völliger Dunkelheit, sodass sie sich bald zur Ruhe legten.
Am nächsten Morgen herrschte in der Grotte bessere Sicht, denn es fielen einige Sonnenstrahlen durch ein Loch in der Decke hinein, gerade genug, um sich einen Überblick zu verschaffen. Skiria wurde jedoch nicht fündig.
„Wo soll hier ein Gang sein, der so groß ist, dass ein Drache darin Platz fände?“, fragte Skiria absichtlich so laut, dass Ramin erwachte und mühsam die Augen öffnete.
„Siehst du dort am Ende des Sees die kleine Öffnung in der Felswand?“, entgegnete er und erhob sich schwerfällig. Angestrengt blickte sie über das Wasser hinüber zu der steilen Wand, die tatsächlich von einem winzigen Loch über der Wasseroberfläche durchbrochen wurde.
Skiria hatte Bedenken.
„Aber das ist doch viel zu klein. Da passt du sicher nicht durch.“
„Es ist größer als du denkst, denn unter dem Wasserspiegel wird die Öffnung breiter. Ich muss nur ein wenig tauchen.“
Zaudernd stand das Mädchen am Ufer des kleinen Sees. Skiria konnte zwar schwimmen, aber dieses Gewässer lud nicht gerade zu einem Bade ein.
„Hab’ keine Angst! Es ist leichter, als du denkst. Die Felsöffnung ist so groß, dass du einfach hindurch schwimmen kannst. Und hinter der Wand befindet sich eine richtig geräumige Höhle. Dort kannst du gemütlich ans Ufer waten. Vertrau’ mir! Ich bin schon oft mit meiner Mutter zu den Drachenwegen
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