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Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Titel: Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Rubin
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pulsierte.
    „Wo ist dein Opfer?“
    Es klang, als sprächen drei übereinandergelagerte Stimmen in verschiedenen Tonhöhen.
    „Was für ein Opfer?“, stotterte Ramin überrascht, doch im nächsten Augenblick wusste er, nach was die Kreatur verlangte und ersann rasch eine Ausrede: „Es sind mehrere. Ich halte sie im Wald gefangen und muss sie erst holen.“
    Das Wesen verknotete die Wurzeln, als verschränke es Arme vor seiner Brust. „Ich warte hier!“, ließ es ihn vielstimmig wissen und lachte dröhnend, als hätte es etwas furchtbar Lustiges gesagt.
    Ein wenig überstürzt entfernte sich Ramin daraufhin von der sonderbaren Kreatur. Nervös flatterten seine Flügel, die ihn schließlich wieder hoch in die Lüfte trugen.
     

     

XXI.
     

    Gwendol vernahm die Stimmen und das Gelächter mehrerer Männer. Andakor hatte ihn behutsam auf einen kalten Steinboden gesetzt, wo er nun starr vor Angst kauerte und nicht wagte, sich zu bewegen oder auch nur einen Laut von sich zu geben. Erst als jemand an seinen Kopf griff, um die Augenbinde zu entfernen, löste sich aus seiner Kehle ein erschrockener Schrei. Er befand sich in einer düsteren Höhle. Eine dunkel gewandete Gestalt hatte sich zu ihm herabgebeugt und grinste ihn spöttisch an.
    „Tu’ mir nichts!“, flehte Gwendol.
    Lachend wandte der Mann sich ab.
    „Zarfan wird dir nichts zuleide tun“, beruhigte ihn Andakor.
    Er wollte ihm Mut zusprechen, doch schon trat Rutam herbei und zerrte ihn von dem Knaben weg.
    „Vergiss diesen Taugenichts! Wir haben Wichtigeres zu erledigen“, befahl er streng. Andakor warf Gwendol einen letzten entschuldigenden Blick zu und folgte Rutam zu einem alten Mann, der ihnen eine Auswahl rot schimmernder Minerale entgegen streckte.
    „Sucht euch die schönsten davon aus!“, forderte er die beiden auf. Rutam hob seine Hand vors Gesicht, murmelte leise und drehte an seinem Ring, bis sich der Stein aus der Fassung löste. Achtlos warf er ihn weg und griff aus der Hand des Greises nach einem neuen, den er stattdessen einsetzte. Auch Andakor ersetzte den Stein an seinem Ring. Rutam gurrte zufrieden.
    „Neue Energie!“, grölte er. „Ich fühle mich erfrischt, bereit zu noch schrecklicherer Grausamkeit!“
    Damit verließ Rutam stolz den steinernen Raum, nachdem er Zarfan kurz zum Abschied zugewunken hatte. Rutam folgte ihm mit unterwürfig gesenktem Haupt.
     

     

     

    „Jetzt bringen sie schon Kinder hierher!“, raunte Tomar den Gefährten voller Abscheu zu. Seine graue Arbeitskutte hing nach siebenjähriger Gefangenschaft nur noch in Fetzen an dem dürren Leib. Während dieser Zeit hatten die Wachen immer wieder neue Sklaven herangeschafft, um die zunehmend schwächere Arbeitsleistung derer zu kompensieren, die bereits seit langer Zeit den unmenschlichen Frondienst leisteten.
    Wortlos betrachtete sein Kumpan Nathael den Jungen, der dem kräftigen Griff des schwarz gekleideten Mannes zu entkommen suchte. Nathael, der Ältere der beiden Gefangenen, besaß wirres, graues Haar, das an einen vertrockneten Blumenkranz erinnerte. Im Gegensatz zu Tomar, dessen volle, schwarze Haarpracht auch die Hälfte seines Gesichts bedeckte, stutzte Nathael seinen Bart regelmäßig mit einem scharfkantigen Stein. Beide wirkten, wie alle anderen Sklaven, stark abgemagert.
    „Ruhig, Bursche!“, flüsterte Tomar in der Hoffnung, der Knabe würde seine leise Warnung beherzigen.
    Doch der Junge verhielt sich alles andere als ruhig, sondern strampelte, schrie und boxte wild seine Faust gegen den hochgewachsenen Leib des Aufsehers. Als die Peitsche über den Rücken des Neuankömmlings strich, zuckte Nathael unwillkürlich zusammen, obwohl er mit dieser für aufmüpfige Gefangene üblichen Strafe gerechnet hatte.
    Als führe er einen seltsamen Tanz auf, krümmte der Junge sich nun am Boden und schrie dabei wie am Spieß.
    „Sei still, Sklave!“, brüllte Zarfan erbost, woraufhin Gwendol sich auf leises Wimmern beschränkte.
    Nathael sah betroffen zu Boden.
    „Du“, rief Zarfan ihm zu, „du wirst den Neuen einweisen, verstanden?“
    Fügsam nickte der Arbeiter. Zarfans Worte galten nicht nur bei den Sklaven als Gesetz. Auch die anderen Aufseher sahen zu ihm auf und befolgten seine Befehle ohne zu Murren.
    Er führte hier im Stollen das Regiment, doch Nathael befürchtete, dass sich seine Macht weit bis außerhalb des Stollens erstreckte. Immer wieder trafen schwarz gekleidete Gestalten ein, die er noch niemals vorher gesehen hatte,

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