Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)
Blau vereinzelt aufbauschten.
„Da!“ entfuhr es Ramin, dessen drachentypische Sehschärfe ihn befähigte, selbst weit entfernte Winzigkeiten zu erkennen.
Skiria kniff die Augen zusammen. Ein kleiner schwarzer Punkt tauchte am Himmel auf. Fragend blickte sie zu Irian, der jedoch genauso hilflos rätselte, was das alles wohl zu bedeuten hatte.
„Da kommt etwas auf uns zu!“, rief er.
Tatsächlich schien sich das schwarze Ding zu vergrößern. Gleichzeitig vernahmen sie einen leisen Pfeifton, als sause der mysteriöse Gegenstand mit einer enorm hohen Geschwindigkeit durch die Luft. Während er sich unaufhaltsam näherte, steigerte sich das Pfeifen zu einem Ohren betäubenden Lärm. Von jäher Panik ergriffen, packte Irian Skirias Arm und riss sie mit sich fort.
„Vorsicht!“, schrie er den anderen zu, doch es war zu spät. Mit einem donnernden Knall schlug etwas auf die Erde auf, direkt vor Pfützes Hufe. Das Pferd bäumte sich wiehernd auf, bevor es galoppierend in den Tiefen des Waldes Zuflucht suchte.
„Pfütze!“, schrie Skiria ihr hinterher. „Bleib hier!“
Doch die verstörte Stute hörte nicht auf ihre Herrin, sondern lief nur noch schneller, bis sie endgültig aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Unglücklich wandte sich Skiria an den Zauberer: „Was habt Ihr nur angerichtet?“ Sie deutete auf den Gegenstand, der vom Himmel herab gefallen war und durch den Aufprall deutliche Blessuren davongetragen hatte.
„War es das wert? Wir haben jetzt kein Pferd mehr, dafür haben wir, ja was haben wir hier eigentlich? Es sieht aus wie ein...“
„Käfig“, beendete Janus den Satz, während er versuchte, den besagten Gegenstand, dessen verbogene Gitterstäbe sich in die Erde gebohrt hatten, zu befreien.
„Ein gewöhnlicher Vogelkäfig.“
Fragende Blicke lasteten auf Hazaar, der gedankenverloren in den Taschen seines Umhanges wühlte. Erst als er erfreut ein kleines Fläschchen aus den Falten seines Gewandes heraus zog, bemerkte der Magier, dass alle ihn anstarrten. Widerstrebend erklärte er: „Ramin wird uns, das heißt Irian, Janus und mich, zum Drachenberg bringen. Nur so können wir ins Innere des Berges gelangen. Dafür brauchen wir den Käfig. Er dient als Transportmittel, denn wie sollte Ramin sonst drei Menschen zusammen befördern beziehungsweise gefangen halten?“
Damit schien für ihn die Lage ausreichend geklärt. Wie selbstverständlich trat er auf den Käfig zu und schraubte dabei den Flaschenverschluss ab.
„Moment!“ Irian verstellte ihn mit verschränkten Armen den Weg. „Wie stellt Ihr euch das vor? Wollt Ihr uns vorher schrumpfen lassen, damit wir dort hinein passen?“
Hinter Hazaars Rücken deutete Janus mit einer unfreundlichen Geste an, dass der Zauberer wohl an Geistesstörungen litt.
„Nun wartet doch erst einmal ab“, beschwichtigte der Magier. „Ich muss gestehen, dass mir ein kleines Malheur widerfahren ist. So, wie der Käfig nun aussieht, können wir ihn natürlich nicht gebrauchen. Ich dachte ursprünglich an einen Bärenkäfig, wie ihn Gaukler mit sich führen, die ein entsprechendes Raubtier besitzen. Jedoch beeinträchtigte eine kleine Störung meine magische Vorstellungskraft.“
Strafend schaute der Zauberer dem kleinen Waldfink hinterher, der rasch wegflog, als fühlte er sich von der Mahnung angesprochen.
„Nun, glücklicherweise führe ich immer ein wenig Vergrößerungspaste mit mir.“
Sorgfältig begann er, die Gitterstäbe des Käfigs mit dem Inhalt des gläsernen Gefäßes einzustreichen. Dabei handelte es sich um einen farblosen, zähen Schleim, der an manchen Stellen heruntertropfte. Als die merkwürdige Substanz ausreichend verteilt war, kniete sich Hazaar zu Boden, murmelte ein unverständliches Wort und neigte anschließend seine Stirn zur Erde. Skeptisch betrachteten seine Begleiter das mysteriöse Schauspiel. Janus gähnte ob der zu erwartenden langwierigen Darbietung herzhaft, während Irian flüsterte: „Wir verlieren zu viel Zeit. Das Wurzelwesen wird womöglich misstrauisch, wenn Ramin so lange nicht zurückkehrt.“
Doch der Zauber schien schneller als vermutet zu wirken, denn mit einem dumpfen Knall verwandelte sich das kleine eiserne Behältnis in eine Zelle, in der drei bis vier Menschen Platz finden konnten. Doch es blieb keine Zeit, das Ergebnis des Zaubers ausgiebig zu bestaunen, denn unvermittelt ertönte ein zweiter Knall. Direkt vor Skiria stand plötzlich ein riesiges Monstrum mit sechs Beinen, das ihr sein
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