Sklaven der Flamme
Organisation im Kriegsministerium glich seiner Meinung nach einer Farce.
Die Gebäude am Rollfeld wurden kleiner. Die Transitschleife sank tiefer, und die sechs übrigen Flugzeuge seines Geschwaders nahmen Formation ein. Einen Augenblick später war die Insel eine dunkle Schaumkrone auf dem glitzernden Abendmeer.
Wolken schichteten sich am dunklen Horizont. Drei Sterne standen am Himmel, die gleichen Sterne, die er als Junge immer beobachtet hatte, wenn die mühselige Plackerei des Tages vorbei war. Zwischen Hunger und Hunger hatte es Zeiten gegeben, in denen man die Sterne betrachten konnte; so wie man sie jetzt zwischen Arbeit und Arbeit betrachten konnte.
Der Autopilot war eingestellt. Er konnte nur warten, bis Land am Horizont auftauchte.
Am Ende der Metallschleife befand sich eine transparente Kristallkugel von fünf Metern Durchmesser. Sie schwebte über der Empfangsstation. Ein Dutzend kleiner Tetrongeräte waren im Raum verteilt. Unter einem reich verzierten Fenster stand ein Instrumentenpaneel. Alle neunundvierzig Schalter zeigten auf AUS. Zwei Männer befanden sich auf der Metallgalerie entlang der Empfangsstation – ein junger Mann mit dunklem Haar und ein Hüne mit drei Narben auf der linken Gesichtshälfte.
In einem anderen Raum saßen die Leichen der Ältesten von Telphar steif auf grünen Samtstühlen.
Es war Abend auf der Sonnenterrasse auf dem Dach des Krankenhauses. Die Patienten sollten eben zurückgebracht werden, als eine Frau plötzlich aufschrie. Dann klirrte das Glas der Terrassenkuppel. Noch mehr Leute begannen zu schreien.
Alter hörte das Dröhnen der Helikopter-Rotoren. Menschen liefen an ihr vorbei. Plötzlich bildeten die Kranken mit ihren Bademänteln eine Gasse rechts und links von Alter. Sie strich sich über den Gipsverband, der ihre linke Schulter und den linken Arm einhüllte. Menschen schrien. Dann sah sie es auch.
Die Glaskuppel war an einer Stelle zerbrochen, und eine biegsame Metallrampe führte vom Helikopter zur Sonnenterrasse. Die Männer, die sie betraten, trugen die Insignien der königlichen Leibgarde. Alter biß die Zähne zusammen und versteckte sich hinter einer Krankenschwester. Die Männer kamen mit gezogenen Waffen näher. Sie zwängten sich an den umgekippten Liegestühlen vorbei. Durch die Glaskuppel konnte man die ersten drei Sterne sehen.
Du liebe Güte! Sie hatten es auf sie abgesehen!
Als die Männer sie erkannten, wußte sie, daß es nur eine Fluchtmöglichkeit gab – über den Metallkorridor zur Treppe. Sie wunderte sich, weshalb sie so lange gewartet hatte. Mit langen Schritten lief sie los. Der eine Soldat brachte sie zu Fall, und sie hörte von neuem Menschen schreien.
Schmerz durchzuckte ihren verletzten Arm, als sie stürzte. Der Mann wollte sie hochheben, und sie schlug ihm mit der gesunden Hand ins Gesicht. Dann streckte sie die Finger und hieb ihm mit der Handkante gegen die Halsschlagader. Er schwankte, und sie spürte, daß sich sein Griff lockerte. Doch dann riß jemand sie am Haar nach hinten. Zuerst schloß sie die Augen. Dann sah sie doch nach oben. Nacht lag über der Kuppel der Sonnenterrasse. Dann sah sie Sprünge im Glas, und es wurde kälter. Das Summen und Dröhnen der Rotoren war über ihr.
»Auf Kurs?«
»Exakt auf Kurs«, sagte Tomar ins Mikrofon. Der Landstreifen glitt vorbei. Der Mond hellte die Ränder des Dunkels auf; dann verschwand er wieder hinter den Wolken.
»Was denken Sie, Major?« fragte eine Stimme im Lautsprecher.
»Nichts Besonderes«, entgegnete Tomar. »Ich überlegte eben, daß man in der Armee hauptsächlich wartet. Man wartet auf den Kampf. Dann, wenn es soweit ist, wartet man auf das Ende und auf die Heimkehr.«
»Ich möchte wissen, wie es wird.«
»Ein paar Bomben auf den Generator, und damit ist die Sache erledigt. Der General hat seine Angriffsschlacht und kann zufrieden sein.«
Ein trockenes Lachen kam durch den Lautsprecher. »Angenommen, sie erwidern den Angriff?«
»Wenn sie unsere Maschinen wieder einmal beschädigen, fliegen wir einfach zur Insel zurück.«
»Schön, ich habe ohnehin noch eine Tasse mit heißem Kaffee im Hangar stehen.«
»Quatschkopf!«
»He, Major?«
»Was?«
»Ich habe ein neues Spiel erfunden.«
»Kann ich mir vorstellen.«
»Man nimmt fünfzehn Zentiunits und ordnet sie zu einem Vier-mal-vier-Quadrat, bei dem eine Ecke fehlt. Dann schießt man die sechzehnte Münze rechts oder links von der Diagonale in einem 45-Grad-Winkel zur leeren Ecke.
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