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Sklaven der Flamme

Sklaven der Flamme

Titel: Sklaven der Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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Richtung lenkt. Und man vertreibt ihn nicht, indem man jenes Volk bekämpft.«
    »Kannst du ihn vertreiben?« fragte Clea.
    Wieder machte Jon eine Pause. »Ja. Ich kann dir nicht sagen, wie; aber eines steht fest: dem Volk jenseits der Strahlungsbarriere ist leichter zu helfen als dem Volk von Toromon.«
    »Jon«, fragte Clea plötzlich, »wie sieht es in Telphar aus?«
    Der Mann am Bildschirm holte tief Atem. »Clea, die Stadt erinnert an ein offenes Grab. Sie hat wenig mit Toron gemeinsam. Sie wurde von Anfang an geplant. Alle Straßen sind regelmäßig, es gibt keinen Höllenkessel und wird nie einen geben. Die Hochhäuser sind durch Brücken und Stege miteinander verbunden. Ich befinde mich jetzt im Sternenpalast. Es war ein herrliches Gebäude.« Er sah nach rechts und links. »Und es ist immer noch schön. Die Leute von damals besaßen erstaunliche Labors, technische Ausrüstungen in Hülle und Fülle, große Versammlungssäle mit Deckengewölben, die die Illusion des Sternenhimmels vermitteln. Die elektrischen Anlagen funktionieren immer noch. Allerdings ist das Wasserleitungssystem beschädigt. Nur im Palast funktioniert noch alles. Es muß herrlich gewesen sein, hier zu wohnen. Als die Bevölkerung während des Strahlungsanstiegs evakuiert wurde, fanden offenbar kaum Plünderungen statt …«
    »Die Strahlung …«, begann Clea.
    Jon lachte. »Oh, die Strahlung macht uns nichts aus. Es wäre zu kompliziert, dir alles zu erklären, aber sie macht uns wirklich nichts aus.«
    »Das meine ich nicht«, entgegnete Clea. »Ich dachte mir schon, daß sie harmlos sein müßte, wenn du noch am Leben bist. Aber, Jon, ich habe eine Entdeckung gemacht: der Feind, der sich jenseits der Barriere befindet, hat den Strahlungsanstieg verschuldet, der Telphar zerstörte. Irgendwo in der Nähe von Telphar befindet sich ein Projektor, der die Strahlung verstärkte, und er arbeitet immer noch. Die Öffentlichkeit weiß noch nichts von meiner Entdeckung, aber wir können den Krieg nicht aufhalten, wenn die Regierung dem Feind die Zerstörung von Telphar anlastet. Es war genau die Information, die ihr noch gefehlt hat.«
    »Clea, ich bin mit meiner Schilderung von Telphar noch nicht fertig. Ich sagte dir, daß die Elektrizität noch funktioniert. Man geht in ein Haus, schaltet das Licht ein und findet irgendwo am Boden eine oder zwei Leichen. Auf den Straßen stößt man alle Augenblicke auf Tote. Im Sternstadion allein liegen an die zehntausend. Es ist alles andere als schön. Arkor und ich sind die beiden einzigen Menschen, die wirklich wissen, was die Vernichtung Telphars mit sich brachte. Und wir glauben dennoch, daß der Krieg keinen Sinn hat.«
    »Jon, ich kann die Information nicht zurückhalten …«
    »Nein, nein«, sagte Jon. »Das würde ich auch gar nicht von dir verlangen. Außerdem habe ich deinen letzten Anruf mitangehört. Die Neuigkeit geht bereits ihren Weg. Clea, ich möchte, daß du zwei Dinge für mich erledigst. Die erste Sache hat mit Vater zu tun. Ich hörte ein paar Anweisungen mit, die Premierminister Chargill seinen Kabinettsmitgliedern gab. Sie wollen Vater um eine hohe Geldsumme bitten, damit sie die ersten Angriffe bezahlen können. Versuche, ihn davon zu überzeugen, daß er dem Lande damit eher schaden als nützen würde. Sieh mal, Clea, du hast gelernt, dich logisch auszudrücken. Zeige Vater, wie die Zusammenhänge liegen. Er hat keine Ahnung, daß auch er eine gewisse Schuld an den Ereignissen trägt. Vielleicht kann er dafür sorgen, daß seine Produkte nicht die ganze Stadt überschwemmen. Und ich bitte dich um Toromons willen, behalte seine Ratgeber im Auge. Sie werden mit all ihren Intrigen die Insel noch ins Meer stürzen. Ich kann dir nur den richtigen Weg andeuten, Schwester. Alles übrige mußt du tun.
    Zweitens möchte ich, daß du für mich eine Botschaft übermittelst. Es gelingt mir nicht, die Leitungen im Königlichen Palast zu benutzen. Ich kann lediglich die Gespräche mitanhören. Irgendwie muß ich der Herzogin Petra eine Nachricht zukommen lassen. Sag ihr, daß sie im Laufe der nächsten achtundvierzig Stunden per Transitschleife nach Telphar kommen soll. Sag ihr, daß sie zwei Kindern zu Dank verpflichtet ist. Und sag ihr, daß vor allem das Mädchen sehr viel für sie getan hat. Sie wird wissen, wen ich meine.«
    Clea schrieb rasch mit. »Funktioniert die Transitschleife noch?« fragte sie.
    »Als ich aus dem Gefängnis floh, funktionierte sie«, sagte Jon. »Weshalb sollte sie

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