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Sklaven des Himmels

Sklaven des Himmels

Titel: Sklaven des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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Nachtgänger brauchten die Frauen zur Fortpflanzung. Aber wie sollte ein Wesen aus Metall mit einer Frau liegen und Kinder zeugen?
    In diesem Land der Unwirklichkeit, wo alles möglich war, konnte es leicht sein, daß die Nachtgänger die Frauen nur als Opfer benutzten, um irgendwelche Götter, an die sie glaubten, gnädig zu stimmen. Vielleicht jagten sie die Frauen, wie die Stämme Wild jagten? Vielleicht betrachteten sie sie nur als Fleisch? Aber warum dann nicht auch Männer? Berrys Schädel brummte, seine Schulter schmerzte, ja sein ganzer Körper tat ihm weh. Er fühlte sich elend und wußte, daß er nicht mehr vernünftig denken konnte.
    Plötzlich wurde er sich einer neuen Art von Schmerz in seinen Ohren bewußt – als wolle etwas in seinem Kopf sich herauszwängen. Seine Haut begann zu kribbeln, und seine Augen fühlten sich an, als müßten sie aus den Höhlen quellen. Er versuchte zu atmen, doch es war ihm, als würde die Luft selbst aus der Lunge gesaugt. In seinem Schädel hallte ein scheußliches Dröhnen, und er vermeinte, er würde gevierteilt. Er wollte schreien, aber er hatte keine Stimme. Ehe er die Besinnung verlor, sah er noch, daß die Frauen genauso krampfhaft zuckten und nach Luft japsten wie er. Dann explodierte grelles Licht in seinem Schädel und schenkte ihm gnädiges Vergessen.
    Er glaubte, er sei gestorben, aber wieder hatte er sich geirrt. Oder wenn er gestorben war, wurde er jetzt schmerzhaft durch dünne Strahlen weißlicher Flüssigkeit, die auf seinen Körper herunterpeitschten, ins Leben zurückgerufen. Er schluckte ein wenig davon. Das weiße Zeug schmeckte bitter. Husten schüttelte ihn. Vielleicht war es giftig. Er hoffte es. Er hatte keinen anderen Wunsch, als daß dieser Irrsinn endlich ein Ende fände.
    Plötzlich hörte der milchige Regen auf. Dunstwolken schwebten durch die Kammer und lösten sich allmählich auf. Wenigstens eine der Frauen hatte offenbar das Bewußtsein wiedergewonnen. Er hörte einen dünnen ängstlichen Schrei, gefolgt von jämmerlichem Schluchzen.
    Mit einem Mal wurde ihm entsetzlich kalt. Er begann zu zittern und konnte einfach nicht aufhören damit. Er spürte, wie sich Eiskristalle auf seiner Haut bildeten. Es war ein gräßliches Gefühl.
    Er sah Schneeflocken in der Luft, die auf die hilflosen Frauen herabsanken. Er blinzelte, da froren seine Lider zusammen. Er versuchte verzweifelt, sie wieder zu öffnen, doch seine Kraft reichte nicht aus. Er konnte nun nur noch stilliegen und bewußt erleben, wie die Kälte sich in sein Fleisch fraß.
    Jetzt muß ich aber bestimmt sterben, dachte er erleichtert. Auch diesmal täuschte er sich.
    Der Schnee schmolz rasch, seine Lider tauten. Ein Schwall warmer Luft brachte Leben in seinen steifen Körper zurück. Immer wärmer wurde es in der Kammer und immer noch wärmer, heiß sogar, unerträglich heiß.
    Schweiß brach ihm aus. Er keuchte, atmete krampfhaft. Die heiße Luft versengte seine Lunge. Jeder Atemzug war Agonie. So schmerzhaft heiß war es, als koche er in einem riesigen Topf. Vage fragte er sich, wie gesottenes Menschenfleisch wohl schmeckte. Wie Schwein, Wild oder Rind?
    Plötzlich hörte auch das Kochen auf. Strahlen spülten erneut über seinen Körper, kühl und heilend. Er saugte die Flüssigkeit in seinen ausgedörrten Mund. Sie schmeckte wunderbar, wie kaltes, klares Quellwasser.
    Ein Nachtgänger hob Berrys Kopf und sagte etwas, das er nicht verstand, aber er spürte den Becher an seinen Lippen und trank wie ein Verdurstender. Es war ihm völlig gleichgültig, was es war, aber es schmeckte süß und stark. Es nahm die Schmerzen und brachte Vergessen.
     

 
7.
     
    Er erwachte in der Überzeugung, daß die Stimmen in seinem Kopf sich schon eine lange Zeit unterhielten. Zuerst hatte er nicht verstanden, was sie sagten, aber jetzt hatte er damit keine Schwierigkeiten mehr, obgleich die Worte in einer fremden Sprache waren. Die Stimmen hatten ihm erklärt, daß er in Sicherheit war und ihm keine Schmerzen mehr zugefügt würden. Seltsamerweise glaubte er ihnen – vielleicht, weil sie diese Botschaft so viele Male wiederholten.
    Er fühlte sich unsagbar müde, doch jetzt auf ungemein angenehme Weise. Nur mit größter Anstrengung gelang es ihm, die Augen offenzuhalten. Er sah, daß er nicht länger nackt war. Er war in eine Art Tunika gekleidet, die sich weich und schmiegsam anfühlte. Er befand sich allein auf einem Lager in einer schwach erhellten Kammer. Seine Schulter schmerzte nicht mehr.

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