Sklaven des Himmels
wischte ihn nicht einmal weg.
»Gestatte mir die Frage, Herr, weshalb hast du Speichel aus deinem Mund gespuckt? Ist dir nicht gut?«
Berry starrte ihn ungläubig an. »Ich habe dich angespuckt, und du betrachtest es nicht einmal als Beleidigung?«
»Ich kann nicht beleidigt werden.«
Berry lachte. Er wußte, es war ein hysterisches Gelächter, wie er es von Frauen kannte, die zuviel mitgemacht hatten. Es war entwürdigend. Mit größter Mühe beruhigte er sich. Endlich gelang es ihm, mit scheinbar ruhiger Stimme weiterzusprechen.
»Ihr bindet und foltert mich. Ihr preßt ungeheure Gewichte auf meine Brust und dann macht ihr, daß ich glaube, ich falle. Ihr zieht mir den Atem aus dem Leib, ihr erfriert mich, dann siedet ihr mich. Kurz, ihr fügt mir Qualen zu, die kaum zu ertragen sind. Danach nennt ihr mich Herr, sorgt euch um mein Wohlergehen und laßt es euch gefallen, daß ich euch ins Gesicht spucke. Was seid ihr nur für Wesen, ihr Nachtgänger? Seid ihr Götter oder Teufel? Oder Verrückte, die sich hinter dem Silberpanzer verstecken?«
»Herr, ich bin ein computergesteuerter Roboter und handle nach meiner Programmierung. Die Unannehmlichkeiten, die du erleiden mußtest, sind bedauerlich. Sie waren durch den Transfer von der Erde in den Orbit bedingt und durch die üblichen Desinfektionsmaßnahmen. Aufgrund eines Fehlers in der Programmierung, die hauptsächlich zur Beschaffung von Menschen weiblichen Geschlechts eingegeben wurde, gelangten irreführende Daten, was deinen Zustand betraf, zur Überwachung. Dort sind jene, die dich besser orientieren können als ich. Ich habe den Auftrag, dich dorthin zu begleiten. Bist du imstande zu gehen? Wenn ja, wirst du mir aus freiem Willen folgen?«
Berrys Schädel brummte. Die vielen fremden Worte! Er hatte keine Ahnung, was sie bedeuteten, aber er entsann sich der Stimmen in seinem Kopf, die ihm versichert hatten, daß ihm nichts passieren würde. Seltsamerweise glaubte er ihnen immer noch.
»Was ist, wenn ich nicht freiwillig mit dir komme?«
»Dann, Herr, müßte ich dich transportieren. Ich würde für ein Minimum an Unbequemlichkeit sorgen.«
Berry zweifelte nicht daran, daß der Nachtgänger ihn ohne viele Umstände mit Gewalt mitnehmen könnte. »Jene, die dir befahlen, mich zu ihnen zu bringen, sind sie wie du?«
»Nein, Herr, sie sind Menschen.«
»Dann werde ich freiwillig mitgehen«, erklärte Berry. »Es interessiert mich, Menschen zu sehen, denen Wesen wie du gehorchen.«
Der Nachtgänger führte ihn durch einen langen Gang in eine Halle, die wie in Sonnenlicht gebadet schien. Mehrere Menschen hielten sich hier auf. Einer saß auf einem großen Stuhl aus glänzendem Metall und funkelndem Kristall. Die anderen standen in seiner Nähe und blickten Berry amüsiert, aber auch neugierig entgegen. Berry bemerkte sofort, daß zwei der Frauen ihn wohlwollend betrachteten. Das hob augenblicklich seine Stimmung.
Der Nachtgänger, der ihn hierhergebracht hatte, zog sich zurück und ließ Berry allein mit den Fremden. Der Mann auf dem großen Stuhl musterte ihn von oben bis unten.
»Willkommen im Himmel«, sagte er schließlich. »Das Beschaffungsprogramm ist zwar ausschließlich auf Frauen ausgerichtet, aber auch ein unternehmungslustiger Mann findet nicht unser Mißfallen.«
8.
Eines war jedenfalls sicher, dachte Berry und versuchte einen klaren Kopf zu behalten, der Himmel ist nicht ein Ort der Verstorbenen. Diese Leute waren zweifellos so lebendig wie er. Ihr Fleisch war wie seines. Einige der Männer – die fast alle größer waren als er – trugen nichts weiter als Kilts, wie die nördlichen Stämme, aber aus fremdartigem Material in Metallfarben. Und viele der Frauen hatten sich in wallende Gewänder gehüllt, die ihre Brüste freiließen. Es machte ihnen offenbar überhaupt nichts aus, wenn begehrende Blicke sie trafen.
»Nun, Bursche«, sagte der Mann auf dem großen Stuhl, »konnten unsere Lehrmaschinen dir unsere Sprache beibringen?« Er lächelte spöttisch. »Oder lähmen die Wunder um dich deine Zunge?«
»Bist du der Häuptling dieses Stammes?« erkundigte Berry sich und hoffte, er wirkte ruhiger als er war.
Seine Frage löste bei einigen der Anwesenden ein kaum unterdrücktes Lachen aus. Berry blickte sich mißtrauisch um. Auf irgendeine Weise, die ihm nicht klar wurde, machte er sich offenbar lächerlich.
»Ich bin Regis Le Gwyn, der von den Bürgern gewählte Kontroller von Himmel VII. Aber in für dich
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