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Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'

Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'

Titel: Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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hat uns den
Darjeeling aufgedrängt.“
    „Damit wir gut schlafen?“
    Tim stampfte abermals wie ein Drache,
aber diesmal mit dem anderen Bein.
    „Freunde! Gaby hat uns gewarnt.
Gestern. Bevor es ans Abschiednehmen ging. Sie wußte von ihrem Vater, daß
jugendliche Ausreißer buchstäblich über Nacht aus der Pennerszene verschwinden.
In Amsterdam und Barcelona sei das genauso. Du, Willi, hast noch gejammert, wir
würden bei Kannibalen im Kochtopf laden. Mir scheint: Was das Verschwinden
betrifft, liegen wir genau auf der Linie. Das heißt, man hat uns verschwinden
lassen. Und dich, Caroline, gleich mit. Offenbar steckt dein Stiefvater mit
Petra Dalmig exakt unter einer Decke.“
    Klößchen sprang entsetzt auf die Füße.
    „Meinst du, man will uns braten?
Sieden, blanchieren oder dünsten? Das hat die Dalmig doch gar nicht nötig — bei
dem Super-Büffet.“

    Tim schüttelte den Kopf. „Verwursten
will uns niemand. Hinter diesem dreifachen Kidnapping steckt andere Absicht.
Aber Lösegeld kann’s auch nicht sein. Denn die haben uns ja echt für streunende
Waisenknaben aus der Gosse gehalten. Bei Caroline sieht’s anders aus. Ihre
Mutter ist reich, und Großvater Etzel ist sogar als Leihgaben-Gönner im
Gespräch. Hörte ich zufällig auf der Party. Kuno Leckler, der Direktor vom
Euro-Museum, möchte, daß dein Großvater, Caroline, ihm Gemälde ausborgt.“
    Das Mädchen ließ die Schultern hängen,
senkte den Kopf und begann zu weinen.
    „Was... will man... von uns“,
schluchzte sie. „Ich habe solche... Angst.“
    Du meine Güte! dachte Tim. Eine Pfütze
voller Tränen.
    Das fehlt uns noch. Jetzt und hier, wo
harte Gangart gefragt ist. Denn wer auch immer uns der Freiheit beraubt — er
wird sich warm anziehen müssen vor der zweiten Runde.
    Klößchen seufzte und wußte nicht, was
er machen sollte.
    Tim trat zu Caroline und strich ihr
über den Kopf.
    „Verlier nicht den Mut. Willi und ich
passen auf, daß dir nichts mehr geschieht. Nachher hauen wir uns den Weg frei.“
    Klößchen bückte sich und zog etwas
unter Tims Pritsche hervor.
    „Seht euch das an! Eine alte,
verrostete Bratpfanne. Wie kommt die hierher? Vielleicht sehen so die hiesigen
Blechnäpfe aus, das Geschirr für die Gefangenen.“

19. Karl niest einmal zuviel
     
    Stunden um Stunden war Theo Weber,
genannt Schrumpfkopf, umhergeirrt. Immer durch die Stadt, von einem Platz zum
andern, mit der geldgefüllten Reisetasche des Alten in der Hand.
    Ich bin reich, dachte Theo. Unermeßlich
reich. Was mache ich mit der Kohle? Soviel kann ich doch gar nicht präppeln und
löten (essen und trinken). Klar, zuerst kaufe ich mir Wollhandschuhe und
eine Mütze mit Bommel. Der Winter kommt bestimmt.
    Theo war aufgeregt wie ein
Ameisenhaufen, in den der Blitz fährt. Bis jetzt hatte der Penner nicht den Mut
gefunden, einen zweiten Blick in die Tasche zu werfen.
    Vielleicht war alles nur
Sinnestäuschung. Und die vermeintlichen Hunderter verwandelten sich in
Altpapier.
    Das glaubte er nicht wirklich. Außerdem
bestand die Gefahr, daß man ihn beim Geldzählen beobachtete. Und dann...
Kauzische Marne (Gaunersprache = heilige Mutter) !
    Inzwischen graute der Morgen.
    Die Stadt erwachte. Die ersten Autos
fuhren. Hier und da wurden Haustüren geöffnet.
    Theo zerrte eine große Plastiktüte aus
einem Abfallkorb und stopfte die Reisetasche hinein.
    Sie war zu elegant für ihn.
    Gianino Portovetto, Italia! Seit wann geht
damit ein Penner spazieren? Da denkt doch jeder gleich, der Wolkenschieber habe
die Tasche schedunnert ( gestohlen ).
    Der Tag begann, der Verkehr auf den
Straßen wurde lebhafter. Anhand der Zeitungen, die vor einem Kiosk hingen,
stellte Theo fest, das heute Samstag war.
    Der Penner latschte zu einem
Schnellimbiß, wo Hamburger, heiße Würstchen, Bier und Schnaps verkauft wurden.
    Zwei Kunden frühstückten und blickten
weg, als Theo sich näherte. Vielleicht hätte der Appetit sie sonst verlassen.
    Theo griff in seine Plastiktüte,
öffnete den Reisetaschen-Reißverschluß und zog einen Hunderter heraus.
    „Eine Flasche Schnaps“, sagte er zu dem
dicken Verkäufer hinter dem Imbiß-Tresen. „Korn.“
    Der Dicke prüfte die Banknote von
beiden Seiten, hielt sie sogar gegen das Licht. Es war geradezu beleidigend.
Immerhin — der Hunderter wurde für echt befunden und Theos Begehren erfüllt.
    Der Penner schob weiter. Ab und zu nahm
er einen Schluck aus der Flasche.
    Ich muß das Geld zählen, dachte er.
Himmel, ich muß wissen,

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