Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'
freundlichen
Ausstrahlung.
Der Kummer auf dem blassen Gesicht war
wie weggeblasen, als Caroline rief.
Caroline machte Stefanie mit der
TKKG-Bande bekannt. Die junge Frau, die mit jedem Händedruck auch Herzlichkeit
verströmte, war Lecklers Sekretärin — also die Nr. zwei im Euro-Museum.
„Ohne Stefanie geht nichts“, sagte
Caroline. „Sie ist hier die gute Fee. Doch, Stefanie! Das meint auch mein
Großvater. Daß er sich hat belatschern lassen von Leckler wegen der Gemälde —
das geschah eigentlich nur Ihretwegen. Weil er Sie mag. Sie verstünden wirklich
was von niederländischer und französischer Malerei, sagt er. Und es sei auch
ganz richtig, wie Sie neulich feststellten, daß Rembrandt an den Bildrändern
schlampig gemalt habe. Akkurat und genial ist er mehr im Bildmittelpunkt.
Außerdem — meint Großvater — wüßte er seine vier Kunstschätze unter Ihrer Obhut
gut aufgehoben. Ja, das hat er gesagt. Und dabei deutlich einen Unterschied
gemacht zwischen Herrn Leckler und Ihnen.“
„Bring mich nicht in Verlegenheit,
Caroline.“ Stefanie lachte. „Der Direktor handelt... eh... sehr
verantwortungsbewußt. Doch deine Worte tun mir gut. Gerade im Moment brauche
ich Streicheleinheiten. Damit’s mich seelisch wieder aufbaut. Ich bin ein
bißchen geschockt.“
„Sie haben Ärger gehabt?“ fragte Gaby.
„Ich wurde gerade runtergeputzt“,
nickte Stefanie.
„Von dem Krachwang?“ fragte Klößchen.
„Du kennst den Herrn?“
„Ich weiß über ihn Bescheid. Das
reicht. Der hält sich für erste Sahne, ist aber eher der letzte Käse. Tobend
hat er diese hehre Stätte verlassen. Wir dachten schon, er würde das
Garderobenfräulein ohrfeigen.“
Stefanie schüttelte den Kopf, knickste
mit dem linken Knie und legte die Hände auf die Hüften.
„Er müßte doch einsehen, daß so was
nicht geht. Ich meine, er kann seine eigenen Interessen nicht über die der
Allgemeinheit stellen. Es geht nämlich darum — aber bitte sprecht nicht darüber
Wir haben drei Gemälde eines jungen, verheißungsvollen Künstlers angekauft.
Kajetan-Imogen Dampfhammer — so heißt er. In einigen Jahren wird man von ihm
hören. Die Bilder — und zwar seine besten — sind noch im Atelier des Künstlers.
Auch Krachwang — er ist emsiger Kunst-Sammler, aber nicht aus Leidenschaft,
sondern um Geld anzulegen — , auch Krachwang wollte die Bilder kaufen, kam aber
um eine Nasenlänge zu spät. Statt das zu akzeptieren, tanzt er hier an und
beschimpft Herrn Leckler und mich, als hätten wir ihn bestohlen. Sein Argument:
Die Öffentlichkeit sei viel zu banausenhaft, um die Gemälde zu würdigen. Nur
bei ihm zu Hause sei dafür der richtige Platz.“
„Ein Selbstsüchtling“, lachte Karl.
„Den darf man nicht ernst nehmen.“
In diesem Moment sah Tim, wie die
Saaltür sich öffnete und Plegel herausschlüpfte.
5. Verfolgungsjagd
Stefanie erzählte. Gaby, Caroline, Karl
und Klößchen hörten zu. Man lächelte. Klößchen machte Witze. Karl sagte was
Kluges.
Tim stand dabei. Aber er hatte
abgeschaltet, als befänden die fünf sich hinter Glas.
Er beobachtete unter halb gesenkten
Lidern. Seine Aufmerksamkeit galt nur Plegel.
Der Fratzenschneider stelzte
storchenbeinig zur Garderobe. Seine Finger suchten in der äußeren Brusttasche.
Er nahm das Kavalierstuch heraus, stülpte das Futter der Tasche um. Keine
Garderobenmarke.
Er blieb stehen, überlegte, brauchte
lange, bis der richtige Einfall ihn erleuchtete.
„...also dann“, sagte Stefanie. „Ihr
kommt doch sicherlich in den Festsaal.“
„Nach den Reden“, sagte Karl.
Stefanie lächelte allen zu und
entfernte sich.
Vor der Saaltür mußte sie Plegel
ausweichen.
Der kroch zwar nicht auf dem Boden
herum, hockte aber und bewegte sich im Entengang, den stieren Blick abwärts
gerichtet.
„Er sucht“, stellte Klößchen fest.
Stefanie verschwand im Festsaal. Plegel
fand seine Marke. Am liebsten hätte er einen Freudensprung gemacht. Aber das ging
nicht. Seine Beinmuskeln, vom Entengang strapaziert, machten nicht mit.
Die TKKG-Bande beobachtete, wie Plegel
seinen Mantel erhielt, das Fläschchen in die Hosentasche schob, den Mantel
beinahe zurückgegeben hätte, ihn dann aber anzog.
„Klar“, sagte Tim leise. „Nach der Tat
will er abhauen. Duckt euch, er kommt.“
Sie verkrümelten sich in den toten
Winkel zwischen Treppe und der Kein-Zutritt-Tür.
Plegel eilte ins Obergeschoß.
Auch heute hatte die Abendländische
Sammlung geöffnet.
Ein
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