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Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'

Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'

Titel: Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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bedeutete das? Wieso
standen die von Carolines Großvater als Leihgabe überlassenen Kunstwerke hier
im Heizungskeller? Zumal sie doch, was Tim beim Durchqueren des Hauptsaals oben
eindeutig wahrgenommen hatte, dortselbst an der Stirnseite hingen!
    Tim öffnete den Mund und schloß ihn
wieder, denn durch den Kellergang stürmten vier Personen heran: Leckler,
Stefanie, ein fetter Typ mit blauschwarzem Haar und der Kerl im
Tarnfarben-Parka, der Tim hinterrücks getreten hatte.

6. Was Ariano aus Florenz mitbringt
     
    „Was sucht ihr hier? Raus!“ schrie
Leckler.
    „Ja, raus hier. Das ist ein Keller und
kein Party-Raum.“
    Leckler wurde von dem Fetten
unterstützt. Der schrie mit italienischem Tonfall und sah auch so aus: ein etwa
40jähriger aus dem Spaghetti-Land. Er hatte vorstehende Zähne und kohlschwarze
Augen.
    Leckler und der Italiener stoben
herein.
    Tim hatte sich vom Heizungskessel
entfernt.
    „Mal langsam!“ sagte der Anführer der
TKKG-Bande. „Wir feiern keine Party, sondern sind diesem Mann gefolgt. Er heißt
Otto Plegel und hat in der Abendländischen Sammlung versucht, den Perugino mit
Schwefelsäure und Messer zu vernichten — was wir aber verhindern konnten. Wobei
mich dieser Weihnachtsmann dort“, er deutete auf den Parka-Typ, „beinahe
lahmgetreten hätte. Weil er wohl meinte, ich wäre ein musealer (zum Museum
gehörender) Handtaschenräuber. Herr Plegel verbindet seine
Zerstörungsaktion mit einer Botschaft an die Welt. Man wird ihn anhören
müssen.“
    Lecklers Blicke schossen hin und her.
Das Muttermal schien auf der Wange zu tanzen.
    Der Italiener keuchte. Das Teiggesicht
bebte.
    „Wenn das so ist...“ meinte Leckler.
    „Es ist so“, bestätigte Plegel mit
Stolz in der Stimme. „Im Gerichtssaal und vor der Presse werde ich verkünden,
worum es mir geht.“
    „Na, gut“, sagte Leckler. „Aber jetzt
raus hier. Alle! Los! Fräulein Claasen, verständigen Sie die Polizei. Und bitte
kein Aufsehen. Ich möchte nicht, daß die Feier gestört wird.“
    Tims Blick warnte seine Freunde.
    Nicht die Gemälde erwähnen! hieß das.
    Plegel hatte sie schon vergessen.
     
    *
     
    Im Festsaal hielt der Oberbürgermeister
seine Ansprache, wobei er besonders darauf hinwies, daß die Gründung des
Euro-Museums der Rührigkeit seiner Partei zu verdanken sei.
    Die geladenen Gäste lauschten. Im
Durchschnitt hatte jeder dreieinhalb Gläser Sekt getrunken — die Herren etwas
mehr, die Damen etwas weniger. Mit den Humpert van Strichl-Gemälden konnte
niemand was anfangen. Aber jedermann beteuerte, wie hingerissen er sei.
    Die Polizei hatte Plegel abgeholt.
    Im Foyer herrschte wieder Stille und
Leere — abgesehen von Caroline und den TKKG-Freunden, die — wie vorhin — hinter
der Treppe herumlümmelten.
    Sie warteten auf Stefanie.
    Tim hatte ihr, als Leckler gerade außer
Hörweite war, zugeraunt, man müsse sie unbedingt sprechen.
    „Doch, echt“, sagte Caroline, „Stefanie
ist so vertrauenswürdig wie... wie wir hier.“
    „Da liegt ein heißes Ei im Nest.“ Tim
massierte sein Ohrläppchen. „Die vier Kunstwerke von deinem Großvater hängen
oben im Hauptsaal. Gleichzeitig stehen sie unten im Heizungskeller — versteckt
hinterm Kessel. Soweit man nach flüchtiger Beäugung sagen kann, gleichen die
einen vier den anderen vier aufs Pinselhaar genau. Aber da die einen echt sind,
müssen die anderen Fälschungen sein. Und das ist ein Fall für TKKG. Gut, gut,
Caroline, du darfst mitmachen. Schließlich handelt es sich um euren
Familienbesitz.“
    Auf der Treppe zum Obergeschoß dröhnten
Wanderstiefel-Schritte. Der Parka-Typ mit dem Stahlwolle-Bart kam herunter.
    Er hieß Theodor Mälzig, hatte seinen
Irrtum — was Tim betraf — eingesehen, sich aber nicht entschuldigt. Im
Gegenteil! Tim hatte viele feindselige Blicke aus hellgrauen Augen aufgefangen,
und Mälzig murmelte, da wäre eigentlich Schmerzensgeld fällig. Tims Prankenstoß
vor die Brust hatte ihm offenbar zu einem größeren Bluterguß verholfen. Aber eine
Forderung stellte Mälzig dann doch nicht. Denn auch Tim hätte sich beklagen
können über den heimtückischen Tritt.
    Nachdem Mälzig die Direktion alarmiert
hatte — über den vermeintlichen Überfall — und Plegel festgenommen worden war,
setzte er seine Besichtigung der Abendländischen Sammlung fort. Erst jetzt
hatte er genug von der Herrlichkeit; und Tim wunderte sich ein wenig, als er
den Mann abermals musterte. Mälzig sah aus, als würde er Regenwürmer mit

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