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Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'

Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'

Titel: Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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den
Fingern ausbuddeln, in einer Wohnung ohne Bad hausen und nachts an teuren Autos
die Antennen abknicken. Er sah nicht aus wie jemand, den ein Gemälde
interessiert.
    Er dröhnte die Treppe herunter,
bemerkte die Jugendlichen, schoß einen Dolch-Blick auf Tim ab und verließ das
Museum.
    Stefanie kam aus dem Festsaal, konnte
sich endlich wegschleichen.
    „Wir sind da auf was gestoßen...“
erklärte Tim.
    Staunend, wobei ihre Blauaugen immer
größer wurden, hörte sie zu.
    „Das muß ich sehen.“
    Alle marschierten in den Keller.
    Im Heizungsraum holte Tim die Bilder
hinter dem Kessel hervor.
    Es verschlug allen den Atem.
    „Die sind genauso echt wie die andern
oben“, meinte Klößchen, „wahrscheinlich haben die Künstler damals jedes Bild
doppelt geschaffen, um die Nachwelt zu verwirren. Bisher wußte man das nicht.
Aber jetzt tauchen die Zwillinge auf. Wer beide hat, ist fein raus. Das eine
kann er sich zu Hause hinhängen, das andere in seiner Ferienwohnung — auf
Mallorca oder so.“
    „Willi, du spinnst“, sagte Karl. „Kein
Künstler macht von einem Werk gleich die Kopie.“
    Stefanie hatte die Bilder lange von
nahem betrachtet. Jetzt richtete sie sich auf mit angespannter Miene.
    „Es sind Fälschungen. Hervorragende
Fälschungen. Aber eben Fälschungen — da gibt es keinen Zweifel.“
    Tim nickte. „Habe ich mir gedacht.“
    „Es ist unfaßlich.“ Stefanie war
aufgeregt. „Woher kommen die? Was suchen sie hier? Wer hat sie hergebracht und
wozu?“
    „Die Antwort ist leicht“, sagte Tim.
„Irgendwer hat die Fälschungen anfertigen lassen. Nennen wir ihn Herrn X — ich
meine den Auftraggeber. Der Fälscher muß genial sein. Die vier Künstler malten
recht unterschiedlich. Aber der Fälscher hat jeden Stil verblüffend kopiert.
Herr X will nun die echten Gemälde oben gegen die gefälschten austauschen.
Vielleicht hätte man das erst in zehn Jahren bemerkt — oder nie. Oder erst wenn
Carolines Familie die Leihgaben zurückverlangt. Inzwischen wäre ein
Menschenalter vergangen. Caroline würde als Großmutter umherwackeln und ihren
Enkeln Geschichten erzählen aus der alten Zeit, da es noch echte Abenteuer gab
und nicht nur Computer. Dann wäre alles längst zu spät gewesen. Herr X hätte
seinen Reibach gemacht beziehungsweise die Besitzgier befriedigt. Daß das nicht
geschieht, verdanken wir Otto Plegel und dem Zufall.“
    „Das ist die totale Katastrophe!“
Stefanie schlug die Hände zusammen. „Wer ist Herr X? Wer steckt dahinter?“
    Tim lächelte bitter. „Ich kann mich
täuschen. Aber es war auffällig, wie Direktor Leckler uns aus dem
Heizungskeller drängte. Daß wir dort die Mücke machten — raus! raus! — , war
ihm wichtiger als alles andere.“
    „O Gott!“
    „Wer ist der fette Italiener? Der war
genauso nervös.“
    „Das ist Guiseppe Ariano.“
    „Und?“
    „Ein Maler. Er... Um Himmels willen!“
    „Ja?“
    „In Florenz, wo er lebt und arbeitet,
nennt man ihn den Meister mit den goldenen Händen.“
    „Davon kann keine Rede sein“, grinste
Klößchen. „Er hat dreckige Fingernägel. Habe ich gesehen.“
    „Ariano wird so genannt, weil er
angeblich — ich habe nur davon gehört — fähig ist, andere Maler nachzuahmen. Die
Rede war von Künstlern wie Gainsborough, Degas, Böcklin und Spitzweg.“
    „Wenn er so Unterschiedliches auf der
Palette hat“, stellte Gaby fest, „kann er auch die alten Meister fälschen.“
    Tim nickte. „Das wäre also geklärt.
Leckler und Ariano. Und dein Großvater, Caroline, wäre der Dumme gewesen.“
    „Wir müssen sofort die Polizei
verständigen“, rief Stefanie. Tim schüttelte den Kopf. „Noch nicht. Die beiden
Gauner würden alles bestreiten, und es wäre sicherlich schwierig, ihnen den
geplanten Betrug nachzuweisen. Warum erwischen wir sie nicht auf frischer Tat?
Ich könnte mir denken, sie sind jetzt ein bißchen beunruhigt. Sie haben
gemerkt, was für ein unsicheres Versteck der Heizungskeller ist. Überhaupt: Daß
die Bilder hier längere Zeit bleiben, ist vermutlich nicht vorgesehen. Denn...“
    „Ariano ist erst heute vormittag aus
Florenz eingetroffen“, fiel Stefanie ihm ins Wort. „Ich nehme an, er hat die
Fälschungen in seinem Wagen mitgebracht.“
    „Na also“, nickte Tim, „dann wette ich
darauf, daß der Austausch heute nacht stattfinden soll. Sie brauchen Ruhe dazu.
Bestimmt will Ariano seine Kopien noch mal mit den Originalen vergleichen —
vielleicht sogar kleine Ergänzungen anbringen.

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