Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'
einmalig. Schon bei dem
Versuch, sie zu Geld zu machen, würde man Sie
„Halt die Luft an, Mädchen!“ Er packte
ihren Oberarm und zog sie zum hinteren Eingang. „So schlau bin ich auch. Mich
interessieren die Ölschinken nicht. Aber ich habe einen Auftraggeber.“
„Auch für den ist es sinnlos.“
„Für den nicht. Er hat unheimlich viel
Kohle. Alles kann er sich kaufen. Alles. Sogar Politiker. Nur diese Bilder
nicht. Aber er will sie besitzen. Verstehst du? Besitzen. Er nur allein. Dem
macht es Freude, wenn nur er sie beglotzt. Er und kein anderer. Mir ist das ein
Rätsel.“
Stefanie mußte die Hintertür öffnen.
Kein Licht. Aber er hatte eine
Taschenlampe. Den Lichtkegel richtete er auf vier herausgerissene Buchseiten —
nein, das waren Seiten aus dem Museums-Führer. Der Mann zog sie aus der Tasche.
Auf jedem Blatt war ein Gemälde
abgebildet.
„Die sind’s, Mädchen. Du schaltest
jetzt die Alarmanlage aus und zeigst mir, wo sie hängen.“
Stefanie konnte kaum atmen.
Bei Licht hätte der Kerl ihre
Verwirrung bemerkt.
Warum ausgerechnet diese Bilder?
Ausgerechnet die wollte er haben! Sicherlich — die vier Leihgaben von
Friedrich-Etzel von Färber gehörten zum Bedeutendsten, was das Euro-Museum zu
bieten hatte, aber ein fanatischer Sammler würde sich auch für andere Kunstwerke
begeistern.
Sie überlegte. Warum Leckler gerade
diese vier Gemälde vertauschen wollte, lag auf der Hand. Carolines Großvater
hatte seine Leihgabe nicht befristet — die Gemälde dem Museum für mindestens 50
Jahre zugesprochen. Das bot den Gaunern einen gewissen Schutz vor Entdeckung.
Aber dieser Dieb und sein Auftraggeber.
Wer...?
In dieser Sekunde fiel es ihr ein,
blitzartig. Natürlich, es gab jemanden, der dem alten Bierbrauer die Kunstwerke
nicht gönnte. Stefanie wußte es.
„Diese Gemälde“, sagte sie, „hängen
nicht aus. Sie wurden heute... vorhin, nach der Einweihungsfeier... abgenommen.
Zum Restaurieren (Ausbessern ). Sie sind unten im Keller.“
„Was?“ fuhr der Maskierte sie an. „Soll
das heißen, du kannst dort nicht rein? Versuchst du einen Trick?“
„Der Keller ist offen. Wir können die
Bilder holen.“
Sie gingen hinunter.
„Wundern Sie sich nicht“, sagte
Stefanie. „Sie stehen hinter dem Heizungskessel, weil ihnen die Temperatur dort
am besten bekommt.“
Hier im Keller hatte er Licht
angeknipst. Von Gemälden verstand er tatsächlich nichts. Er verglich die
Abbildungen aus dem Museums-Führer mit Arianos Fälschungen. Erst dann war er
zufrieden.
Stefanie wurde im Heizungskeller
eingesperrt, und der Typ trug die vermeintlichen Kunstwerke, in mitgebrachte
Plastikplanen gehüllt, zum Parkplatz. Dort wurden sie auf den Kofferraum von
Stefanies Wagen gelegt. Noch einmal stieg der Maskierte in den Keller hinunter.
„Ich nehme deinen Wagen, Süße. Her mit
dem Schlüssel! Kriegst die Karre ja wieder. Morgen steht sie irgendwo in der
Stadt. Die Nacht wirst du überleben. Hier ist’s ja warm.“ Stefanie wurde
eingeschlossen. Sie war am Rand einer Ohnmacht.
*
Tim, Klößchen und Karl standen hinter
der Hausecke.
Geduldig beobachteten sie, wie der
Maskierte die Gemälde verstaute.
„Leckler ist es nicht“, wisperte Tim.
„Ariano auch nicht. Na ja, gleich wissen wir mehr.“
Der Mann schloß den Kofferraum ab und
wandte sich zur Fahrertür.
„Saukalt, was?“ sagte Tim hinter ihm.
„Da muß man sich ordentlich vermummen. Sie sehen ja aus wie ein Räuber.“
Der Kerl war herumgefahren. Die rechte
Hand griff in die Manteltasche.
„Sie haben nicht zufällig Stefanie
Claasen gesehen“, erkundigte sich Tim. „Wir warten nämlich auf sie. Doch sie
kommt nicht und kommt nicht und kommt nicht. Da dachten wir, sehen wir mal
nach, ob sie am Schreibtisch eingeschlafen ist. Nun?“
Der Vermummte riß den rechten Arm hoch.
Tim ging kein Risiko ein.
Mit einem Drachenstampftritt, den er
besonders gut kann, kam er dem Angriff zuvor.
Der Mann stürzte rücklings zu Boden,
verlor seinen Totschläger und blieb zusammengekrümmt liegen. Der Magen
streikte. Das Abendessen erwies sich im nachhinein als unverträglich.
Karl und Klößchen kamen.
Mit Karls Taschenlampe wurde der Typ
beleuchtet.
Tim zog ihm die Sturmhaube vom Kopf.
„Sieh einer an!“ staunte der
TKKG-Häuptling. „Theo Mälzig, der Mann mit dem Stahlwolle-Bart. Nachmittags
sucht der Mensch Bilder aus, und nachts klaut er sie. Wir sind empört, Mälzig. Was
soll da der Kunsthandel denken?“ Tims
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