Sklaverei
ein Bier in einer kleinen Kneipe zweier englischer Brüder, die als Freiwillige in der Organisation von Somaly Mam arbeiteten. Wir spielten eine Runde Billard, und langsam bekam ich den Kopf wieder frei. Am nächsten Tag sollte ich eine Frau kennenlernen, die den chinesischen Triaden entkommen war.
Dem Tod entkommen
Ich schlafe nicht lange. Ich stehe auf, mache Yoga und verlasse das Hotel, als die Sonne gerade über dem Horizont erscheint. An der Hauptstraße schlafen die Bettler noch in ihren Hängematten und auf Stühlen. Vor dem Ministerium für buddhistische Kultur schläft eine junge Frau, die ich gestern beim Entlausen ihrer Tochter gesehen hatte. Sie hatte mir das Mädchen zum Kauf angeboten, ohne einen festen Preis zu verlangen. Ich sollte ihr ein Angebot machen, aber sie wollte nur Dollar akzeptieren, und ich musste versprechen, das Mädchen gut zu behandeln. Arm und arbeitslos, wie sie war, hatte sie keine Möglichkeit, für das Wohlergehen und die Zukunft des Mädchens zu sorgen. Als ich sie fragte, wie ich das Mädchen denn mit nach Hause nehmen sollte, antwortete sie zu meiner Überraschung, sie könne mir innerhalb von drei Tagen »legale« Papiere besorgen. Oder sie könne mir das Kind auch in einem anderen Land übergeben, wie ich wollte.
Ich mache einige Fotos, und um Punkt acht finde ich mich wie verabredet in der Küche einer Cafeteria ein, die um diese Zeit noch geschlossen ist. Dort treffe ich Pao und seine 16 -jährige Schwester Qui. Pao ist ein Lokalreporter, und seine Schwester entkam einer chinesischen Bande von Menschenhändlern. Ich erkläre ihnen mein Buchprojekt, und Qui beginnt zu erzählen. Heute arbeitet sie für eine private Hilfsorganisation in Kambodscha, die sie bald ins Ausland bringen soll. Dort will sie Sozialarbeit studieren, um befreiten kambodschanischen Mädchen in anderen Ländern zu helfen.
Qui war zwölf Jahre alt, als ihr Onkel ins Dorf kam, um sie in die Stadt mitzunehmen. Er versprach, seine Nichte werde ein gutes Zuhause haben und die Schule besuchen und müsse nicht wie der Rest der Familie in Armut leben. Doch kaum in Phnom Penh angekommen, war der Onkel plötzlich nicht mehr der liebenswürdige Bruder ihrer Mutter, sondern ein grausamer Tyrann. In der zweiten Nacht misshandelte er sie, obwohl er sie nicht vergewaltigte. Er sagte ihr, sie wäre bei einigen Freunden besser untergebracht. Also brachte er sie zum Haus einer Philippinin namens Yi Mam. Sie kam gleichzeitig mit einer ganzen Gruppe von Mädchen dorthin; sie war eine der ältesten, die anderen waren zwischen sieben und zehn Jahre alt. Ungläubig sah Qui zu, wie ein Mann ihrem Onkel ein Bündel Geldscheine in die Hand drückte. Der sah sie an und sagte: »Benimm dich. Wenn nicht, wirst du sehr leiden.«
Sie sah ihn nie wieder. Einige Männer sprachen eine Sprache, von der sie später herausfand, dass es Chinesisch war. Qui berichtet von den ersten Tagen der Ausbildung. Sie spricht leise, und ihr Bruder übersetzt ins Englische. Gelegentlich sagt sie ein paar englische Wörter mit britischen Akzent.
Wir Mädchen wurden in zwei Gruppen eingeteilt und in einem Gebäude im Zentrum von Phnom Penh auf zwei Stockwerke verteilt. Die kleinsten wurden immer von einem größeren Mädchen begleitet. Aus einer Tasche mit Strickblumen zog Yi Mam ein paar hautfarbene Plastikdildos. Sie rief uns zusammen, und wir hockten uns um den Tisch. »Das ist ein Mann, mister, daddy «, erklärte Yi Mam, als würde sie uns ein Spielzeug vorführen. Die kleinsten Mädchen lachten, als sie das weiche Material berührten. »Fasst ihn nur an«, forderte uns Yi Mam auf. Die Mädchen, die schon einen nackten Jungen gesehen hatten, wussten, dass es ein Körperteil war, der »Pipi« hieß, aber mehr nicht. Ich hatte noch nie einen Penis gesehen.
Wir saßen auf dem Boden um den Tisch, wie bei einem Spiel, und berührten die mittelgroßen Plastikpenisse. »Und jetzt yum-yum«, sagte die Frau und sah ein Mädchen an, das so um die zwölf Jahre alt war. Das Mädchen gehorchte sofort. Wie eine Lehrerin nahm sie einen der Dildos, drückte mit ihren Fingerchen die Wurzel zusammen und steckte ihn in den Mund. Yi Mam lächelte und nickte. Sie war die grausamste Frau, die ich je kennengelernt habe. Sie hat immer gelächelt, auch wenn sie dich mit einer dünnen Rute verprügelt hat. Sie hatte drei Neffen, die 14 und 15 Jahre alt waren und die immer dabei waren, wenn die Klienten kamen. Wenn die Polizei kam, haben sie einfach gesagt, sie seien
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