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Sklaverei

Sklaverei

Titel: Sklaverei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Cacho
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Um sich Waffen zu beschaffen und zu überleben, verstrickten sie sich immer weiter in kriminelle Machenschaften. Die englische Königin Victoria, das vermutlich erste weibliche Staatsoberhaupt, das einem Drogenkartell vorstand, förderte den Opiummarkt. Großbritannien machte Hongkong zur Kolonie, während Millionen von Chinesen von dem Opium abhängig wurden, das mit königlichem Siegel verkauft wurde.
    Während die westlichen Regierungen die korrupte Mandschu-Dynastie unterstützten, bezeichneten die Briten die Widerstandsgruppen als Triaden. Nach 1911 , als die Triaden unter der Führung von Sun Yat-sen in einer Revolution die Macht ergriffen, spalteten sich die Gruppen. Die Triaden standen auf dem Höhepunkt ihrer Macht.
    Damit endete ihr politischer Kampf, nicht aber ihr Einfluss im Staat. Im Laufe der Zeit baute sich die Sanhehui-Mafia im Glücksspiel, der Kinderprostitution und dem Opiumhandel eine Monopolstellung auf. Die Triade gewann großen politischen Einfluss und kriminelle Reichweite und erwarb sich eine mystische Aura. Bis heute müssen die führenden Mitglieder einiger Triaden 36 Schwüre ablegen, darunter die Treue bis in den Tod. Wie die japanischen Yakuza haben die chinesischen Mafiosi mystische Ränge – » 489 Lehrer des Berges«, » 438 stellvertretende Lehrer des Berges«, » 415 Fächer aus Reispapier« oder » 432 Strohsandalen« – und foltern Verräter zu Tode, die der Polizei Informationen zuspielen. Ihre bevorzugten Waffen sind bis heute Metzgermesser und kurze Macheten, wie sie traditionell zur Reisernte verwendet werden. Auch die neue Generation bevorzugt diese Waffen gegenüber den großkalibrigen Feuerwaffen. Trotzdem benutzen sie Letztere natürlich auch, vorzugsweise die leicht zu beschaffende AK - 47 , um ihre kommerziellen Operationen zu schützen, sei es den Sklavenhandel, den Drogenhandel oder die Schutzgelderpressung im Wettgeschäft. Sie haben heute nicht mehr die monolithische Struktur, die sie noch im 20 . Jahrhundert hatten, sondern sie haben sich neu aufgestellt und erinnern in ihrer heutigen Form an die mächtigen mexikanischen Drogenkartelle. Aufgrund seiner ambivalenten Natur in der Grauzone zwischen Legalität und Illegalität spielt das Sexgewerbe eine immer wichtigere Rolle für die Mafia. Noch lässt sich hier nicht so viel Geld verdienen wie mit Waffen oder Drogen, doch die Sexbranche hat sich in beispielloser Weise in den globalen Wirtschaftsnetzen etabliert. Ihr Geheimnis ist vielleicht, dass es zahlreichen Mafiosi gelungen ist, aus den Provinzen kommend in den Zentralregierungen aufzusteigen und etwas zu schaffen, das Misha Glenny in seinem Buch
McMafia
als »Schnittstelle von Politik und Verbrechen« bezeichnet. Damit meint er eine zutiefst korrupte Beziehung zwischen Magnaten und den Führern von politischen Parteien – beispielsweise Chen Kai in der chinesischen Provinz Fuijan, Kamel Nacif im mexikanischen Bundesstaat Quintana Roo oder Michael Galardi im amerikanischen Bundesstaat Nevada. Die Magnaten, die sich mit undurchsichtigen Geschäften ein Vermögen aufgebaut haben, waschen ihr Geld über politische Spenden und kaufen Kandidaten, genauso wie sie Luxusgegenstände oder Frauen kaufen, um die Gesetze in ihrem Sinne zu gestalten und unbehelligt agieren zu können. In Schwellenländern ist sehr viel besser zu erkennen, welchen Einfluss die Mafia in ihren Gemeinden hat. Die Kartelle bauen Schulen, teeren Straßen und errichten Kirchen und Krankenhäuser. Es gibt wohl kaum einen hochrangigen Mafioso, der nicht auf dem globalen Markt tätig wird, um sein Angebot und seine Beziehungen zu anderen Kriminellen und zu Politikern zu verbessern. Sein bevorzugtes Biotop sind Spielkasinos und Bordelle, seine Ziele sind Lust, Macht und Geld.

Die Frau des Mafioso
    Die Polizeibeamtin kommt pünktlich zu unserer Verabredung. Begleitet wird sie von einer Frau in westlicher Kleidung: Jeans, weißem T-Shirt und einer lilafarbenen Baumwollbluse. Ihre Sonnenbrille, eine Dolce & Gabbana-Imitation, bedeckt fast die Hälfte ihres kleinen Gesichts. Sie legt die Hände zusammen, schließt die Augen und neigt kaum merklich den Kopf:
    »Madame Cacho«, sagt sie mit leiser Stimme.
    »Danke, dass Sie gekommen sind«, antworte ich beiden und erwidere den buddhistischen Gruß.
    Zwischen kleinen Affen, die Nüsse knabbern, gehen wir durch den Park von Wat Phnom, der Pagode des Berges. Auf einem schmalen Weg gehen wir den Hügel hinauf und unterhalten uns dabei über das Wetter und

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