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Sklaverei

Sklaverei

Titel: Sklaverei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Cacho
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während sie in Wirklichkeit Sklavinnen sind. Doch nicht nur die Linke und die postmodernen Feministinnen kaufen ihnen diesen Diskurs ab; die Rechte, die unter dem Kruzifix oder der Soutane die Luxusprostitution konsumiert, ist mindestens genauso begeistert.

Aufstieg in der Politik
    Wie kommt es, dass die Globalisierung in Nationen wie Thailand, Kambodscha und einigen Ländern Lateinamerikas ein derartig großes soziales Ungleichgewicht hinterlassen hat, das die Mafia heute auszunutzen versteht? Einer der Gründe ist sicherlich, dass die Schwellenländer seit Mitte der 1980 er Jahre unter erheblichen Druck gesetzt wurden, sich dem internationalen Finanzverkehr und dem Welthandel zu öffnen. Die Globalisierung ist eine Phantasie, die bei den gebildeten Mittelschichten Hoffnungen auf eine Welt des internationalen Austausches und der friedlichen Kooperation geweckt hat. Diese falsche Wahrnehmung verdeckt jedoch den immanenten Rassismus, die soziale Ungerechtigkeit und die Frauenfeindlichkeit des Neoliberalismus, ganz abgesehen von der Tatsache, dass die Globalisierung den internationalen Verbrechersyndikaten neue Betätigungsfelder eröffnet hat. Die Mafia versteht sich bestens darauf, die extremen Ungleichgewichte der Weltwirtschaft und die legalen Schlupflöcher des Kapitalismus auszunutzen. Viele Menschen wissen, welch gewaltigen wirtschaftlichen Schaden aufgezwungene »Wirtschafts- und Stabilitätspakte« wie der Washington Consensus in Schwellenländern angerichtet haben, aber die wenigsten erkennen den Zusammenhang zur modernen Sklaverei.
    Die Mafia hat sich in der globalisierten Welt möglicherweise besser etabliert, als die demokratischen Prinzipien es getan haben, vor allem in den zahlreichen Scheindemokratien. Viele Nationen haben nur deshalb die parlamentarische Demokratie eingeführt, um als Partner der Mächtigen akzeptiert zu werden; diese wiederum wollen »globale« Gesetze gegen den Menschenhandel in Ländern durchsetzen, deren politische Systeme von der Korruption durchdrungen sind und die nicht einmal über einen funktionierenden Justizapparat verfügen.
    Mit relativer Offenheit trifft die Mafia wirtschaftliche Abmachungen mit ehrgeizigen Politikern, die ihre Statistiken aufbessern müssen, um nicht vom Bannstrahl aus Washington getroffen zu werden. Diese Arrangements und der konstante äußere Druck gegen den Menschenhandel haben eine neue Generation von politisch korrekten Zuhältern und Menschenhändlern hervorgebracht, die mit neuen Methoden vorgehen.
    Nach den Informationen verschiedener Bürgerrechtsbewegungen unterstützt die thailändische Mafia Notunterkünfte für ihre Opfer. Der thailändische Staat beteiligt sich an mehr als zweihundert solchen Notunterkünften, unter anderem für illegale Einwanderer und Gewaltopfer. Zu diesen Einrichtungen erhielt ich keinen Zugang, denn der Staat hat verständlicherweise wenig Interesse daran, dieses Problem einer breiteren Öffentlichkeit bekanntzumachen. Nach Auskunft von AFESIP sind die meisten Opfer in diesen Einrichtungen Frauen unter 30  Jahren, die aus Vietnam, Indonesien, Russland, Birma, China und Usbekistan kommen. Experten vor Ort erklärten mir, wenn die Menschenhändler »verbrauchte« Opfer loswerden wollten, informierten sie die Polizei, die eine Razzia veranstaltet, um die Frauen zu deportieren beziehungsweise »in ihre Heimatländer zurückzuführen«.
    Ob in der Türkei, in Mexiko, Guatemala, den Philippinen, Singapur, Kolumbien, Brasilien oder den Vereinigten Staaten – fast überall verfährt die Polizei nach demselben Muster. Trotz der internationalen Verträge liegt die Beweislast in den realen polizeilichen Ermittlungen immer bei den Opfern, die nachweisen müssen, dass sie versklavt wurden. Diesen Umstand versteht die Mafia für sich zu nutzen.

Neue Zeiten, neue Strategien
    Viele Menschenhändler bezahlen ihren Opfern zwar einen gewissen Lohn, doch sie sorgen gleichzeitig mit den üblichen Mitteln dafür, dass diese immer größere Schulden anhäufen. Außerdem üben sie immer weniger physische Gewalt über ihre Opfer aus, auch wenn die sexuellen Initiationsrituale nach wie vor in aller Welt dieselben sind. In den vergangenen Jahren sind die Menschenhändler vielerorts dazu übergegangen, den jungen Tänzerinnen in den Nachtclubs und Karaokebars die synthetische Droge Ecstasy zu geben. »Du bist eine Nutte, und du bist drogensüchtig«, sagte ein argentinischer Menschenhändler einer kubanischen Sklavin in Mexiko. »Was

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