Sklaverei
glaubst du, wem die Polizei eher glaubt: Dir oder mir, einem erfolgreichen Geschäftsmann?« Im Büro des Mannes hängt ein Foto, auf dem der Unternehmer neben dem Gouverneur des Bundesstaates Quintana Roo und einem prominenten mexikanischen Journalisten sitzt und ein Glas Wein trinkt.
Das aus ehemaligen Angehörigen der mexikanischen Armee bestehende Drogenkartell der Zetas kontrolliert heute den Verkauf der illegalen Erwachsenen- und Kinderpornographie in Mexiko und Guatemala. Eine Informantin berichtete mir, die Software zur Aufbereitung der Filme für das Internet stamme aus Singapur, und die Server, über die sie abrufbar sind, stünden in Holland und anderen europäischen Ländern, in denen die Pornographie legal sei.
Ein markantes Beispiel für die Modernisierung und Vernetzung der Verbrechersyndikate sind die militärischen Satellitentelefone, die die Polizei von Arizona bei der Verhaftung des mexikanischen Mädchenhändlers und Kinderpornographen Jean Succar Kuri sicherstellte. Succar Kuri hatte die Telefone von einem Mann aus Ungarn erhalten, der die Interessen der russischen Mafia in Mexiko und Guatemala vertritt.
Einige Journalisten und internationale Polizeibeamte führten in Thailand, der internationalen Schule des Menschenhandels, über mehrere Jahre hinweg verdeckte Ermittlungen durch. Um sich gegen derartige Nachforschungen zu schützen, gestatten viele der als Karaokebars getarnten Bordelle nur noch Mitgliedern den Zutritt. Besucher müssen sich vorher per Internet registrieren und der Mafia ihre E-Mail-Adresse und Kreditkartennummer hinterlassen.
Angehörige von Sonderermittlungseinheiten in Großbritannien und Spanien erklärten mir, die Mafia sei technisch auf dem neuesten Stand und den Behörden oft sogar einen Schritt voraus. Das konnte ich selbst bestätigen, als ich mich in einen Sex-Chat einklinken wollte. Zunächst meldete ich mich von meinem eigenen Computer aus an, der durch aktualisierte Virensoftware und Firewalls geschützt ist. Ich meldete mich unter einem männlichen Pseudonym an und erhielt innerhalb einer Woche die freundliche Nachricht, ich sei in diesem Chat nicht willkommen. Als Warnung schickten mir die Betreiber im Anhang ihrer Nachricht zwei Dokumente: ein pornographisches Bild, in dem sich ein Virus versteckte, und ein Dokument mit meiner IP -Adresse und meinem vollständigen Namen. Die IP -Adresse ist ein »digitaler Fingerabdruck eines Rechners und Servers« und ohne größere Schwierigkeiten herauszubekommen; aber um Informationen über den Namen und den Standort des Nutzers zu bekommen, benötigt man schon gewisse Fachkenntnisse. Diese Art der Nachforschung ist illegal, und auch die Polizei darf sie nur auf gerichtliche Anordnung durchführen. Für meine weiteren Recherchen in Netzwerken wie
Whorists
,
Sexmaniacs
oder
Realmen
verwendete ich den Laptop eines männlichen Freundes und vermied es tunlichst, meinen echten Namen anzugeben.
Was die Behörden verschweigen
Die internationalen Verbrechersyndikate und Prostitutionsringe sind mächtiger denn je. Das lässt sich schon daran ablesen, dass wegen Menschenhandels weniger Kriminelle verhaftet und verurteilt werden als für jedes andere Verbrechen.
An der Grenze zwischen Malaysia und Singapur kaufen viele Menschenhändler Mädchen, um sie weiterzuverkaufen oder zu foltern. Die von AFESIP gesammelten Zeugenaussagen lassen keinen Zweifel zu: Die Menschenhändler zeichnen die Folterungen der Mädchen auf und verkaufen die Filme als Snuff-Pornos. Ich habe mir keines dieser Videos angesehen, aber ich habe ein junges Mädchen kennengelernt, das am ganzen Körper schwere Narben aufwies. Ihre Bilder sind auf einer Website zu sehen, auf der sie als »masochistische Prostituierte« dargestellt wird. Für 7000 Dollar wurde sie an einen »etwa 30 -jährigen Amerikaner« verkauft. Auf den Bildern trägt der Mann eine schwarze Maske, während ihr Gesicht nicht verhüllt wurde. Er filmte und fotografierte die Folter mit zwei Kameras. Danach gab der Mann dem Händler Geld, um das Mädchen in einer Privatklinik behandeln zu lassen, in der niemand nach der Herkunft der Peitschen-, Stich- und Schnittwunden fragte. Nachdem das Mädchen die Klinik verlassen hatte, gab ihr der Mann 200 Dollar und setzte sie in Malaysia auf der Straße aus. Sie war ihm dankbar, dass er sie in eine Klinik gebracht hatte und sie nicht an einer Infektion gestorben war.
Einige junge Frauen, die den sogenannten privaten Pornoringen in Thailand
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